Im letzten Teil des Treppenhaus-Projekts zeige ich heute, wie man den ganzen Mist wieder abreißt die Treppe mit Teppich beklebt. Teppich auf Treppenstufen ist natürlich immer eine Geschmackssache, und bei einer alten Holztreppe wie dieser hätte ich auch erstmal zum Abschleifen tendiert, aber der Stufenzustand ist eher mäßig und wir wollen unseren kuscheligen Teppich nicht mehr missen, er gibt dem Treppenhaus viel Gemütlichkeit und Wärme; also wurde der im Erdgeschoss schon verbaute Belag im oberen Teil 1:1 fortgesetzt.
Bevor es so weit war, mussten erstmal die Malerarbeiten erledigt werden, als besondere Herausforderung erwies sich hier der feine Steg zwischen Treppe und Wand, den ich gern in braunrot (Firenze irgendwas), eben wie das Treppengeländer gehabt hätte, also ein Farbtupfer zwischen weißer Treppe und weißer Wand. Dies habe ich zunächst mit einem professionellen Masker-Tape/Präzisionsklebeband versucht, sprich beide Kanten abkleben und drauflospinseln, das Ergebnis war dann leider dieses:
naja, geht so…
Deutlich besser ging es tatsächlich mit gefühlvollem Pinselstrich (ganz normaler Flachpinsel für Lacke) an der Wand und einer gefühlvollen Rolle (schmale Schaumstoffwalze) an der Treppenseite:
schon besser!
Vorher wird das Ganze noch abgeschliffen, für die feinen Ecken und Kanten kam mir hier meine Bosch-Maus PSM Primo sehr gelegen.
Mäuschen, mach mal SCHLEIF!
Jetzt aber Butter bei die Fische! Der letzte Schritt ist das Teppich kleben! Hallelujah, was war ich aufgeregt – ich hatte ja sogar schon Albträume davon, wie ich letzte Woche erzählte. Vorweg: Das Ergebnis ist tatsächlich gut geworden! 🙂 Im Erdgeschoss haben wir es ja damals machen lassen, da würde ich mal sagen, die Arbeit ist 98%ig geworden (ja, auch die Profis kochen nur mit Wasser! Aber der hat das schon ziemlich gut gemacht), und meine obere Treppe ist jetzt, nunja, 90%ig kann man schon sagen. Hier und da so ein Millimeterchen-aber das sehe ich vermutlich nur selber. Außerdem hatte ich den Vorteil des mittelflorigen Teppichs, da kann man noch ein bißchen rumbürsten und hinfummeln, mit ganz flachem Teppich oder gar mit PVC-Belag stelle ich mir das noch schwieriger vor.
Aber ich habe es hingekriegt! Also, nur Mut! Bei den ersten Stufen war noch etwas Ausprobieren angesagt, aber irgendwann hatte ich den Flow raus. Und dannwollenwirmal wäre ja nicht dannwollenwirmal, wenn ich die werte Leserschaft nicht daran teilhaben ließe und erkläre, wie ich’s gemacht habe. Es gibt zwar Anleitungen in diesem Internet für TreppenBeteppichung, aber die meisten basieren auf doppelseitigem Klebeband und ich KANN mir nicht vorstellen dass das auf einer Stufe gut hält. Das klingt nach Pfusch, nach Bauschaum, nach „pro-Stufe-kannste-auch-vier-Spax-reindrehen“ (Sorry Spax! Nichts gegen Euch aber beim Teppich habt ihr nix verloren!) – wie auch immer – hier nun die Anleitung, aber es muss unbedingt unter uns bleiben! Nicht dass das am Ende noch jeder kann.
Der Kleber!
Zack, das ist der Kleber, die erste Waffe. Sechs Kilogramm mit dem klangvollen Namen „UZIN“ WK 22 (Unter Uzin hätte ich eher einen russischen Bomber vermutet, aber gut…) und ich warne vorab: Das Zeug ist unverschämt teuer, über 100 Euro der Pott, aber dafür einfach richtig gut. Selbst der um die Trittstufe herumgeführte Teppich hält bombenfest und schnellt nicht wieder hoch:
Kritische Stelle: Um die Stufe herum
Hier hatte ich zunächst geplant, den Teppich mit meinem Elektotacker festzutackern, das hätte man ja später nicht mehr gesehen („Warten Sie ab, wenn erstmal Farbe drauf ist! Sieht nachher kein Mensch mehr!“), aber es war schlicht und ergreifen nicht erforderlich, weil es auch so hielt. (Wie wäre das wohl bei doppelseitigem Klebeband geworden? Hmm…). Wenn ich den Teppich allerdings in 30 Jahren wieder loswerden möchte, muss ich vermutlich die Treppe sprengen…
1. Schritt: zu großes Stück aufkleben
Es wird nun zunächst ein Teppichstück zugeschnitten, welches zu groß ist. Dazu wird die Breite der Stufe (Maß zwischen maximalem linken und maximalem rechten Punkt der Trittstufe) gemessen, plus einige Zentimeter Zugabe; außerdem die Tiefe (breiteste Stelle) plus die Herumführung um die Stufenkante und wieder einige Zentimeter Zugabe. Dieses Maß wird aus der Teppichrolle geschnitten. Geschnitten wird von hinten, weil man da den Schnitt erstens besser sieht und zweitens der Teppichrücken (zumindest in meinem Fall) mit Linien bedruckt ist, der das gerade Schneiden erleichtert. Apropos Schneiden: Dazu braucht man zwingend diese Waffe:
Hakenklinge
Für das Cuttermesser besorge man sich eine Hakenklinge; die gibt’s auch im Zehner- oder Fünferpack in jedem Baumarkt (hier), passend für ein stabiles Cuttermesser, zum Schrauben, nicht zum Abbrechen, damit lässt sich der Teppich fantastisch schneiden.
Das zu große Stück wird nun erstmal mit dem Kleber eingerollt:
Teppiche einrollen
Wie im Bild zu sehen, wird auch die Setzstufe (also der Teil der Treppe, auf den man nicht tritt, sondern den man von vorn sieht) zugeschnitten und mit Kleber behandelt. Hier habe ich übrigens nicht zu groß vorgeschnitten, sondern mutig die tatsächliche Höhe und Breite abgemessen und ausgeschnitten. Die Form ist aber auch weniger komplex als die schrägen Trittstufen.
Der Kleber muss nun so lange trocknen, bis kaum noch eine Klebkraft zu spüren ist. Das sind mindestens 20 Minuten, tatsächlich besteht aber sogar die Möglichkeit, die Teppichstücke schon am Vortag einzupinseln. Das habe ich aber nicht gemacht.
Währenddessen wird nun schonmal die Trittstufe und Setzstufe mit Kleber eingerollt. Hier würde ich nicht mehr als eine Tritt- plus Setzstufe machen, da es sonst Geschmiere gibt:
Stufe bekleben
Auch dieser Kleber muss etwas anziehen, in der Zwischenzeit kann man zum Beispiel schon das nächste Stück vorschneiden. Wenn beide Seiten fast trocken sind, wird das Teppichstück an der hinteren Kante bündig angelegt, dabei sollte es links und rechts etwas überstehen. Achtung: Der Kleber ist laut Packungsangabe nicht korrigierbar und im RealLife auch tatsächlich schwer korrigierbar.
Mit der Rückseite des Teppichmessers werden nun die Kanten richtig in die Stufenecken hineingedrückt:
Andrücken mit der Rückseite des Messers
Das Messer wird nun im 45°, besser sogar in noch etwas flacherem Winkel in die Kante gesetzt und entlang dieser wird geschnitten. Das Hakenmesser hakt immer etwas am Anfang, daher evtl. ein paar Zentimeter weiter im Teppich schneiden und dann nochmal umdrehen oder den Steg am Ende mit der Schere wegschneiden. Wenn das Messer nicht mehr so gut geht, Klinge umdrehen oder ein neues nehmen!
Cut!
An vorderen Stufenseiten dabei nicht zu knapp schneiden, lieber etwas großzügiger und dann nochmal nacharbeiten.
Der Teppich wird nun um die Stufe herumgelegt und an der Unterseite wiederum in der gleichen Art abgeschnitten. Am Schluss wird die Setzstufe aufgeklebt; diese an der ’sichtbareren‘ Seite ansetzen und zur gegenberliegenden Seite hin festdrücken. Der Teppich ist nun schon direkt begehbar und sollte vollflächig nochmal schön angedrückt werden. Und so geht’s immer weiter, Stufe für Stufe:
Step by Step
Mit dem Staubsaugen sollte man dann am Ende vielleicht noch etwas warten oder eine ganz zärtliche Stufe einstellen, bevor man die Teppichlappen später im Staubsaugerbeutel wiederfindet. Aber auch das habe ich geschafft und nun melde ich: Fertig! Das ging doch relativ schnell für „nebenher“? Ungefähr drei Wochen hat das Ganze gedauert, kostenmäßig ist man in diesem Fall (Reibeputz auf den Wänden, Treppen und Wände streichen, Teppich usw.) mit unter 1000,- dabei.
Und weil das Schönste ja immer die Vorher-Nachher-Bilder sind, hier die Galerie:
vorher…
…auch vorher…
…nochmal vorher…
…nachher!
…Hui!…
funktioniert auch: Treppenhaustaster mit Lämpchen! Leuchtet auch! (Taster UND Lampe!)
Treppe von unten auch ‚geweißt‚
Nun, ich bin zufrieden, mit mir im Reinen, ich ruhe in mir,bin glücklich und kann nun jedem sagen, der mich fragt „Und, bist Du mit Deinem Haus fertig?“ (denn das werden Heimwerkerblogger scheinbar immer und überall gefragt): JA, im Moment haber ich KEINE Baustelle mehr, es ist FERTIG!
Naja gut, das Dach wird wohl nächstes Jahr dran sein. Und damit auch die Fassade. Habe ich von den Plänen mit den Fensterläden erzählt? Ach, und das Bad unten, das kommt dann auch mal dran. Den Hof könnte man irgendwann neu pflastern, und hinterm Haus auch. Den Zaun streichen? Ja, schon. Aber dann bin ich sicher fertig.
Hmm, das Wort fertig macht mir gerade Angst; es hat sowas endgültiges, sowas konservatives, sowas… – jetzt hab ich’s:
Fertig sein ist was für Spießer.