Während mich der Suchbegriff „unterspannbahn zum hinterlueften aufschneiden“ nur ganz kurz hat aufheulen lassen, berichte ich nun erstmal vom Fußbodenprojekt! Man renoviert ja immer von oben nach unten, damit die Pampe, die man oben irgendwo dranschmiert, nicht unten den neuen Fußboden ruiniert. Und aus diesem Grund gibt es nun als fast(!) letzten Bauabschnitt den Fußboden. Danach kommen nur noch die Zwischentür, Fußleisten, Übergangsleisten, Lampen, Rollos (also doch irgendwie noch ziemlich viel?) und natürlich der Whirlpool und die Bowlingbahn.
Bevor ich vom Boden erzähle, muss ich noch kurz mit diesem wunderhübschen Sichtbalken angeben, der wirklich gut gelungen ist:
Technisch wurde das so gelöst: an der Seite des Balkens wurde die Dampfbremsfolie bis an den Balken herangeführt und verklebt. Im Abstand von „gut“ 12,5mm von der Balkenkante habe ich Viertelstab-Holz aufgeschraubt. Die restlichen Felder wurden wie sonst auch mit CD-Profil gemacht und darauf dann die GK-Platten angebracht, passend für den Sichtbalken geschnitten. Die Übergänge Platte zu Balken wurden mit Acryl ausgefugt, dann die Fächen verputzt und der Balken gestrichen.
Apropos streichen: Die Entscheidung ist auf dunkelbraun gefallen, was ungefährt der Originalfarbe entspricht, und so wurde auch historisch alles richtig gemacht. Vielen Dank für Eure Vorschläge 🙂
Als Fußbodenbelag habe ich mich für Kiefer-Holzdielen entschieden. Während man für die A-Sortierung ungefähr 45,- € pro m² hinlegen muss, bekommt man die B-Sortierung für unter 20,- €. B-Sortierung heißt, dass die Bretter mal ein Astloch (also wirklich Loch), einen Hobelschlag, eine Kerbe, eine gebrochene Feder oder sowas haben können. Ich habe dann 10% mehr bestellt, um auch mal ein Brett aussortieren zu können. Verschnitt gibt es kaum, da es sich um Systembretter mit umlaufender Nut und Feder sowie umlaufender Fase (also leicht angeschrägter Kante) handelt, die man Schiffsboden-mäßig aneinanderlegen kann. Mit dem Rest der vorherigen Reihe startet man die neue Reihe; er sollte allerdings mindestens 40 cm lang sein.
Als Trittschalldämmung habe ich eine 5mm-Rollkork-Unterlage benutzt. Da die Dielen nicht schwimmend verlegt sind, sondern auf den alten Rauhspundbelag geschraubt wurden, ist der Boden natürlich schalltechnisch nicht wirklich entkoppelt (in alten Häusern ist irgendwie aber auch gar nichts entkoppelt) aber die Unterlage gleicht kleine Unebenheiten gut aus und der Trittschall ist schon etwas gedämpfter als ohne.
Man beginnt mit einer Bahn Rollkork und der Nut in Richtung Wand, denn in die Feder wird geschraubt. Zur Wand und zu allen festen Bauteilen haben wir 10-15mm Fuge gelassen. Die Holzfirma empfiehlt sogar 15-20mm, aber man muss ja auch immer schauen, was die Fußleiste noch deckt, und bei verschraubten Dielen ist da sowieso weniger Dehnung als bei schwimmend verlegtem Belag. Der Wandabstand wird mit zwischengelegten Keilen gewährleistet. Die erste Reihe sollte wirklich gut ausgerichtet sein, um nachher nicht schräg zu kommen und wird dann etwa alle 40 cm im Knick der Feder verschraubt:
Holzdielen sind ja ein sehr natürlicher Belag und daher ist es natürlich auch schwieriger, sie zu verlegen. Denn die Dielen können auch mal leicht krumm oder verwunden sein, dann wird es schwieriger, Nut und Feder zusammenzufügen und die Dielen stramm aneinander zu bekommen. Probleme, die man bei Laminat oder anderen Klicksystemen längst nicht so stark hat. Deswegen dauert die Verlegung auch länger und man sollte mehr Zeit dafür einplanen. Zwei Hilfsmittel waren sehr praktisch:
Mit dem Zugeisen kann man hinter eine Diele fassen und diese per Hammer an die andere Diele heranziehen, hier nochmal in Action:
Das andere Hilfsmittel waren diese Gurte:
Die Gurte fassen hinter die Diele, ohne sie zu beschädigen, und so kann man die Diele an die vorherige Reihe heranziehen.
Die Randfugen werden übrigens nicht nur zu den Außenwänden, sondern auch zu allen anderen festen Bauteilen gelassen, so wie die Stützbalken:
Direkt an der Wand werden die Dielen von oben verschraubt, möglichst da, wo die Fußleiste nachher drüber ist. Achja, der Abstand der Stöße von aneinanderliegenden Reihen sollte mindestens 30 cm betragen. Und manchmal werden die Dielen an den kurzen Seiten noch zusätzlich verleimt. Das haben wir allerdings nicht gemacht. Mal sehen, ob mir deswegen in ein paar Jahren alles um die Ohren fliegt.
Hier nun schonmal ein Blick in den ersten Raum, fertig verlegt:
Die Dielen müssen nun noch behandelt werden. Unbehandelt nehmen sie Schmutz an wie ein Magnet! Und es geht nie wieder raus, nur durch Sprengung! Also sind wir immer schön in Socken drübergetapst. Von der Oberflächenbehandlung erzähle ich dann nächstes mal.
Also, alles in allem ein toller Fußbodenbelag. Etwas anspruchsvoller zu verlegen und nachzubehandeln als ein Klick-System, aber dafür halt auch echtes Holz. Und das mit der B-Sortierung kann man auch ruhigen Gewissens machen. Hier und da hat man mal eine „Unperfektion“ aber es ist ja erstens ein Naturbelag und zweitens „nur“ der Dachboden.
Die meiste Arbeit damit hatte zugegebenerweise mein Schwiergervater, der fußbodenlegebegeisterte Holzwurm. Wir haben uns da aufgeteilt: Er verlegt, und ich schreibe darüber 🙂