Badrenovierung, Teil 1

Wie versprochen starte ich heute mit meinem Ausflug in die Bäderwelt. Die Arbeiten liegen nun schon zwei Jahre zurück und meine Erinnerungen sind etwas lückenhaft, aber ich glaube anhand der Fotos kriege ich es noch zusammen. Damit alle wissen, worum es geht, hier erstmal der klassische vorher-nachher-Vergleich:

vorher
vorher…

nachher
nachher.

Vergrößerung

Im wesentlichen wurde das alte Bad vergrößert, in dem eine Wand herausgenommen und mit Trockenbau erweitert wurde. Zunächst mal ist festzustellen, ob die Wand eine tragende Funktion im Haus hat. Zwar haben wir nur einen Teil entfernt, aber man sollte schon wissen was man tut. Offiziell rate ich dazu, hier immer einen Statiker zu beauftragen. Inoffiziell habe ich mir ein Stockwerk höher (Dachboden, Brett hochnehmen, reinschauen) die Laufrichtung der Holzbalken angeschaut und da diese mit der Wand laufen und kein Auflager bilden, konnte ich mich dann trauen und wir haben an einem Sonntag(!)nachmittag zu zweit mit dicken Vorschlaghämmern die Wand herausgedonnert. Raus geht immer schnell!

abbruch
Destruktive Phase

Nun habe ich eine neue Wand mit Trockenbau-Profilen errichtet. Nach rechtwinkliger Vermessung (Pythagoras lässt grüßen) wurden an Boden und Decke 100mm U-Profile angeschraubt (zur Vermeidung von Schallübertragung vorher mit Dämmstreifen beklebt), und dort die C-Profile eingestellt und verschraubt:

trockenb

Beplankt wurde das Ganze mit 12,5mm-Gipskartonplatten in grün (=imprägniert und damit feuchtraumgeeignet). Wichtig ist dabei eine Dehnungsfuge zwischen ‚alter‘ und ’neuer‘ Wand, die Spannungen der verschiedenen Baumaterialien aufnimmt. Diese Fuge setzt sich bis ins Fliesenbild fort. In die Wand habe ich noch Dämmplatten eingelegt (ebenfalls Schallschutz), und auch für die Elektroversorgung vom Nebenraum konnte ich bequem die neue Wand nutzen.

Decke

Renoviert wird von oben nach unten! Daher erst ein Blick auf die Decke. Hier habe ich die alten Holzpaneelen belassen und mit Gipskarton-Grün beplankt. Als Einbauleuchten gab es fünf Deckenspots, die in halbrunder Formation in diese Decke versenkt wurden. Also vorher Löcher bohren, verkabeln, Trafo einbauen, testen. Die beplankte Rigips-Decke habe ich dann mit Fertig-Reibeputz angehübscht. Holla die Waldfee! So einfach ist der gar nicht zu verarbeiten. Man kriegt auf jeden Fall lahme Arme davon und damit es auch wirklich gleichmäßig aussieht muss man schon einiges Geschick aufwenden. Aber Übung macht bekanntlich den Meister…

Aufteilung

Auch mit der Ost-Erweiterung ist das Bad immer noch nicht riesig groß. Am Computer haben wir dann Badewanne, Dusche, Waschbecken und WC so lange hin und her geschoben, bis das Ganze Sinn gemacht hat. Unser Traum war die bodengleiche Dusche ohne Duschtasse und Einstieg. Ich habe ewig überlegt und konstruiert, wie ich das bei der vorhandenen Holzbalkendecke realisieren könnte, bis mich mein Schwiegervater auf folgende goldene Idee brachte: Wenn die Dusche nicht tiefer geht, muss der Boden halt höher kommen. Und so gibt es im Bad eine Stufe auf ein Podest mit Dusche. Die Duschzone ist funktional und optisch abgeteilt, die zweite Zone wertet das Bad auf und die Installationen lassen sich problemlos unter dem Podest verlegen. Ein Podest ist aus meiner Sicht für Bäder die nicht gerade mikroskopisch klein sind eine Empfehlung wert.

Erleben Sie im nächten Blogbericht, wie das Podest konstruiert wurde, wie die Abdichtung erfolgt ist, wie viele Steuergelder dafür verschwendet wurden und was die Illuminaten damit zu tun haben!

 

Badrenovierung, Teil 2

Wie versprochen: Weiter geht’s mit der kleinen Wellness-Oase 🙂

Holzbalkendecken und Bodenfliesen sind eigentlich zwei Dinge, die sich nicht gut miteinander vertragen. Da Holzbalken und Holzbeläge Untergründe sind, die sich gerne bewegen, Fliesen aber bei Bewegung eher brechen, muss man entweder einen Belag finden der die Bewegung mitmacht (Holz im Bad, geht ja in gewissen Grenzen auch, oder PVC-Boden), oder einen ‚Adapter‘ einbauen. Dieser Adapter war in meinem Fall eine Gipsfaserplatte (Rigidur). Diese Platte, am besten zweilagig versetzt verlegt, nimmt die Bewegungen und Spannungen der Holzbalkendecke gut auf und verhindert ein Brechen der Fliesen, was gerade bei großformatigen Platten ein Thema ist.

Der ‚alte‘ Teil des Bades war tatsächlich mit einer Art Estrich ausgegossen, also Beton zwischen den Holzbalken. Es ist natürlich ziemlich einfach, da Beton reinzukippen, ich würde davon aber eher abraten, weil Holzbalkendecken einfach nicht für Estrich gemacht sind. Aber es war nunmal drin und hat die letzten Jahrzehnte gehalten, dann hab ich das mal so hingenommen.

Nun aber zum Podest! Zunächst habe ich eine Holzunterkostruktion aus Fichtenkonstruktionsholz 40/60 mm schwimmend(!) auf die nackten Holzbalken verlegt. Darauf verschraubt 22mm OSB-Verlegeplatte, doppelt versetzt verlegt (vorher den Abfluss für die Dusche mit Gefälle verlegen und gewissenhaft montieren). Darauf dann das fertige Bodenelement für die Dusche. Das ist ein fertiger Kunststoffkörper mit zentralem Abfluss (gibt auch seitliche), der bereits so geformt ist, dass man darauf fliesen kann und das Wasser dann auch mittig abläuft. Das Ding hat eine Höhe von 40mm. Daran anschließend habe ich vier Lagen á 10mm Rigidur-Gipsfaserplatte verlegt, um auf die gleiche Höhe zu kommen.

podest
Podeste und Bühnen bauen hab ich auch irgendwie schonmal gemacht…

Ein großes Thema ist übrigens die Abdichtung im Duschbereich. Früher dachte ich mal, dass Fliesen+Fuge ja wasserdicht sind, aber nix da. Überspitzt gesagt erfüllen die gar keine Dichtfunktion, das heisst der gesamte Duschbereich muss bereits vorher schwimmbadartig abgedichtet werden. Dazu gibt es ein System von Sopro. Der Boden und die Wände werden mit einer grauen Flüssigkeit namens Flächendicht eingepinselt (bzw. gerollt), in den Ecken und Kanten werden Dichtbänder eingelegt, um die Armaturen Dichtmanschetten. Diese Bänder werden dann nochmal mit dem Flächedicht eingeschmiert, alles verbindet sich dann, wenn getrocknet, zu einer hübschen wasserdichten Fläche, auf die dann gefliest werden kann.

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aufgetragenes Flächendicht

Den vorhandenen Betonboden habe ich nicht nochmal damit eingeschmiert, aber das Holzpodest, gerade im Bereich der Dusche, wo ja viel Wasser ungeschützt draufprasselt, habe ich komplett abgedichtet.

Wie man oben sehen kann, wurde in das Podest noch der Wannenträger eingearbeitet und mit Montageschaum (Ha, noch ein Fall wo der seine Berechtigung hat!) am Untergrund verklebt. Die Übergänge zwischen Podest und Wannenträger wurden auch schick abgedichtet. Da, wo im Bild zwei Brettchen drinstecken, habe ich einen Spalt gelassen, in den nachher eine Glaswand als Duschabtrennung eingelassen wird.

Ich habe zu dem Zeitpunkt sehnsüchtig darauf hingearbeitet, endlich fliesen zu dürfen. Das ist ja das Schöne an fliesen, tapezieren, Teppich legen: Es wird ansehnlich! Bei vielen anderen Tätigkeiten rödelt man tagelang rum und danach sieht’s immer noch scheiße nicht wohnlich aus.

Aber bis es soweit war, musste ordentlich verputzt werden. Im alten Teil des Bades war bereits Fliese auf Fliese geklebt und ich habe nur die obere Schicht entfernt. Die ganz alten Fliesen im modischen Rosa-Ton habe ich dran gelassen, denn man freut sich ja über eine glatte Fläche. Oberhalb der alten Fliesen und an Stellen, wo diese fehlten oder bei anderen Unregelmäßigkeiten habe ich gefühlte 10 Sack Putz verarbeitet, bis ich schließlich eine hübsche, ebene Fläche hatte. Als Fliesen-Untergrund habe ich übrigens Zementputz verwendet, im Sichtbereich (oberhalb der Fliesen und an der Decke) mineralischen Fertig-Reibeputz.

So, beim nächsten mal gibt’s dann endlich mal was für’s Auge und es werden Fliesen geklebt! Stay tuned 🙂

 

Badrenovierung: Finale!

Wenn der Untergrund (80% der Arbeit) fertig ist, kann man eine hübsche Oberfläche (20% der Arbeit) schaffen. Irgendwann war es soweit und es ging los mit den Fliesen. Auch hier ist Planung das A & O: Vorher haben wir genau überlegt und aufgezeichnet,welche Fliesensorte wie wo hin kommt. Die Dehnungsfuge zwischen den beiden Raumteilen habe ich dabei mit einem dunklen Streifen betont, während der Rest der Wandfliesen hell ist. Übrigens habe ich auch für die Wände großforatige Bodenfliesen benutzt. Das kann man machen, hat nur den Nachteil, dass diese deutlich härter als normale Wandfliesen sind und die Bearbeitung dadurch nicht unbedingt leichter ist. Insbesondere das Bohren von Löchern! Hier der heiße Tip: Anstatt viel Geld für Diamantbohrkronen und sonstiges Spielzeug auszugeben, einach mal zum nächsten Steinmetz fahren (also die Leute, die Grabsteine, Fensterbänke und sowas herstellen). Der freut sich über einen kleinen Plausch und bohrt 1a-Löcher mit wassergekühlter Supermaschine genau da und genau so groß wie man sie haben will. Pro Loch hat meiner 7 Euro genommen.

fliesen
Na, wird doch!

Wie im Bild zu sehen ist, wurde im Duschbereich bis unter die Decke gefliest und im restlichen Raum etwa 60 Zentimeter frei gelassen. Dadurch wirkt der Raum irgendwie ‚luftiger‘. Die beiden Streifen im Bereich der Dehungsfuge haben die gleiche Farbe wie die Bodenfliesen. Als dritte Sorte wurden Dusche und Badewanne mit Mosaik gefliest. Das ist gar nicht so kompliziert wie es aussieht, weil es fertige 30×30-Matten gibt, die sich gut verarbeiten lassen:

wanne
Wannenträger mit Mosaik gefliest

Nach der Fliesentrocknung wurde verfugt (Boden anthrazit, Wände beige) und dann rundherum mit Silikon (grau) die Sanitärfugen gemacht. Über die perfekte Fuge scheiden sich ja die Geister. Hier meine persönliche Herangehensweise:

-Ein Magnum-Eis essen
-Den Stiel vom Eis nicht wegschmeißen
-In einer Sprühflasche (Blumen-Bestäuber) Wasser und etwas Spülmittel mischen
-Bei wirklich wichtigen Fugen vorher die Ränder mit feinem Malerkrepp abkleben
-Spitze der Kartusche nur so weit (schräg) abschneiden wie die Fuge breit sein soll
-Fuge möglichst gleichmäßig ziehen
-mit dem Wasser-Spüli-Gemisch einsprühen
-Eisstiel damit einsprühen
-mit dem Eisstiel die Fuge abziehen
-ggf. Kreppband entfernen

-noch ein Eis essen 🙂

Als krönender Abschluss stand nun noch das Anbringen der Armaturen vor mir. Zu- und Abwasser hatte ich mir installieren lassen, da dachte ich, das reine Anschrauben der Wasserhähne kann ja so schwer nicht sein. Und hier sollte ich mich täuschen. Man muss auch mal einsehen, wenn die handwerklichen Fertigkeiten an ihre Grenzen stoßen, und das ist bei mir bei Sanitärinstallationen deutlich der Fall.

Für die Armatur an der Badewanne brauchte ich S-Stücke, weil…brauchte ich jedenfalls. Sind im Baumarkt zu haben, noch ein bisschen Teflon-Band (das ist der letzte Mist zum Abdichten! Ich wusste es damals nur nicht besser), und für gefühlte 65 Euro die erste Sanitär-Shoppingtour gemacht. Wieder zuhause, S-Stücke passen nicht, weil es gibt ja Viertelzoll/Halbzoll/Zollzoll/Dreiviertel auf Halbviertel auf irgendwas…umtauschen, zwanzig Euro hier, Abknickflansch auf Überzugmuffe dreißig Euro da. S-Stücke drangeschraubt Rohrzange angesetzt, irgendwas beschädigt, naja wird schon gehen, Teflonband, Armatur draufgeschraubt, schief. Aber dicht! Armatur gerade gemacht-undicht. Entweder schief oder undicht. Da muss man sich entscheiden. Derweil an der Dusche, S-Stücke vierundachtzig Euro halbzoll megazoll. Dünne Rinnsale laufen aus der Armatur heraus. Irgendwo gurgelt und zischt es immer. Abfluss am Waschbecken Krümmsiphon neunundzwanzigeurofünfundneunzig Abknickfalz Viertel Halb Manschette mit dreiviertel Muffe. Ist natürlich auch nicht dicht, Eimer drunter, naja irgendwan gewöhnt man sich sicher dran.

Dieser klägliche Klempnerversuch war das schlimmste an der ganzen Hausrenovierung. Ich habe zwei Tage fluchenderweise inmitten von sündhaft teuren Zubehörteilen und ungeeignetem Werkzeug im Bad gehockt und gegen das überall herausspritzende Wasser gekämpft.

Schließlich habe ich kapituliert und die Firma meines Vertrauens angerufen. Das bitterste ist, dass der gute Mann nach nur 45 Minuten fertig war. Damit habe ich meine Klempnerkarriere an den Nagel gehängt, ohne dass sie so richtig begonnen hätte.

nachher
Aber ist es nicht schön geworden?

Alles andere hat aber wirklich gut geklappt und wir erfreuen uns auch heute noch an einem schönen Bad. Wenn die Kinder mal etwas größer sind, werde ich mir auch mal das untere Bad vornehmen. Aber solange noch kiloweise Sand, Matsche und Dreck ins Haus getragen werden, ist es ganz gut, auch ein graues, nicht-schickes Bad zu haben.

Jetzt geht es aber bald weiter unter’m Dach! Noch ein paar Restarbeiten, dann ist Bauabschnitt 1 (Isolierung) pünktlich vor’m richtigen Winter abgeschlossen. Bauabschnitt 2 (Ausbau) startet dann geplant Anfang 2014. Und zwischendurch zeige ich Euch, wie man mit Laubsäge und Verbandszeug viel Freude in der Vorweihnachtszeit haben kann.