Das Herz sagt ja

Während sich meine Stirn beim Suchbegriff der Woche: „kann eine rauhfasertapete übergespachtelt werden“ in tiefe Sorgenfalten legt, verarbeite ich mit der anderen Gehirnhälfte noch den Besuch des Putzexperten, denn wie letzte Woche erwähnt, hat die Firma Laier mir freundlicherweise einen Außendienstmitarbeiter geschickt, der sich das zu sanierende Fassadenobjekt dann besah.

Mich erfüllt dabei mit innerer Wärme, dass ich scheinbar mittlerweile auf einem Level angekommen bin, bei dem Experten nicht mehr die Händer überm Kopf zusammenschlagenund oh-oh-oh schreien. Ich habe dem freundlichen Menschen meinen Plan erläutert und er ist nicht lachend und schreiend ums Haus gelaufen. Meine geplante Vorgehensweise entspricht also tatsächlich ziemlich genau dem Idealzustand, und am Ende des Gesprächs waren wir beide guter Dinge, dass das bestimmt alles gut werden würde. Gleichzeitig war die Unterredung im Hinblick auf einige Detaillösungen und Anregungen hilfreich, die mich zu folgenden, kleinen Planänderungen und -optimierungen veranlasst haben:

So werde ich die Überarbeitung des Sockels auf später verschieben. Erstens braucht man dafür kein Gerüst, und Gerüstzeit kostet bekanntlich Geld, zweitens ist ja irgendwo weit hinten auf meiner 2Do-Liste die Trockenlegung und Drainage der Kellerwände, und bei der Gelegenheit kann man den Sockel dann auch direkt richtig machen. Empfohlen wurde mir dann ein Flexschnitt (sozusagen ein nachträglicher Kellenschnitt) zwischen altem Sockel und neuer Putzfassade, um die beiden Teile voneinander zu entkoppeln. Der vorhandene Putz wird also bis auf das Grundmauerwerk oberhalb des Sockels eingeschnitten.

Es gibt auch noch einen etwas besseren Klebe- und Armierungsmörtel für die Sanierung von Altputzen, der nennt sich Renovierputz mit Fasern, den werde ich dann mal nehmen. Und es reicht auch tatsächlich eine Schicht (Zahnkellenauftrag-Gewebe-Glattspachteln). Als Anschlussprofile für Innenkanten (Also Unterkante zum Sockel, Kanten an Gesimsen, Vorsprüngen und zum Dach hin) nehme ich ein PVC-Abschlussprofil; für Übergänge zu Fenstern eine PVC-Anputzleiste. Wie das alles aussieht und funktioniert, sehe ich dann, wenn das bei mir auf den Hof gekippt wird; irgendwo werde ich die Sachen schon hinkleben?! werde ich natürlich hier gewohnt fachkundig und reich bebildert vorstellen.

Ich frage mich, wann das Gerüst kommt? Wird das alles plötzlich losgehen oder mir vorher angekündigt? Vermutlich komme ich eines Tages von der Arbeit nach Hause und die ganze Bude ist eingerüstet. Dann kommt hektische Panik auf, denn dann muss es ja losgehen! Nebenbei ein ängstlicher Blick aufs Wetter, so hat mir der Fachberater auch schöne Horrorstories erzählt, wenn es bei einem frischen Reibeputz dann richtig anfängt zu regnen, dann läuft der ganze Schlamassel schön die Wand runter und der Dekoputz dekoriert dann allenfalls die Grasnarbe. Und der derzeitige Wetterbericht sagt ja tatsächlich Regenschauer und Schneeregen voraus. Brrrr!

Während es also draußen nicht besonders frühlingshaft ist, widme ich mich solange eben den Holzarbeiten, denn nebenbei müssen ja auch die Fensterläden gemacht werden. Heute habe ich nun schonmal das Holz geholt:

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Muss ich ja nur noch zusammenbauen!

 

Ich erwartete eine unfassbare Menge Spezialleisten und Kubikmeterweise astarmes, nachsortiertes Irgendwas, aber wie immer, wenn man meint, total viel bestellt zu haben, ist die dann sichtbare Menge doch eher enttäuschend. Als ich damals die Sachen für meinen Dachbodenausbau bestellt hatte, befürchtete ich, das die ganze Straße von vorn bis hinten beidseitig vollgestellt wird. Es kam dann – gefühlt – ein Häufchen Bauplatten und ein Sack Spachtel. Aber Arbeit ist es ja trotzdem genug, nur kompakt verpackt!

Apropos Arbeit: Um vorher alle anderen Baustellen schön abhaken zu können, habe ich in der letzten Woche zum Beispiel zwei Türen lackiert (nicht bei mir, sondern bei einer Bekannten), die vorher mit einer Furnier-Folie bezogen waren. Ganz klassisch mit Spachteln, Rollen, Zwischenschleifen, Rollen, Zwischenschleifen und so weiter. Die sind auch wirklich hübsch geworden und ich wünschte, ich hätte meine eigenen damals auch so sorgsam aufgearbeitet. Guckt sich aber weg.

Die zweite Baustelle war das Verputzen von nochmal um die 80 m² Trockenbaudecke mit dem schon oben erwähnten Reibeputz. Und die hätte ich auch schon abgehakt, wenn ich genug Putz bestellt hätte und der letzte Eimer auf den letzten Quadratmetern nicht immer leerer geworden wäre. Also muss ich wohl nochmal hin, wenn die neue Putzbestellung da ist. Habe mich auch extra hübsch gemacht:

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Durchhalten, Putzer!

Was war noch? Neu im Tellerrand ist übrigens der Blog vom Nagelhersteller Bierbach. Neben wissenswertem zu Nägeln, Schrauben und wie es hinter den Kulissen einer Nagelmacherei so zugeht, gibt es auch ein paar Filmchen, wie Nägel hergestellt werden. Interessant und einen Klick wert!

Ach, und soll ich mir nun eine Oberfräse kaufen für das Fensterladenprojekt? Oder doch lieber leihen? Wobei, mal eine selbst zu haben wär schon auch schön. Aber benutzt man sie oft genug, so dass es sich lohnt?

Hmm, mal sehen…mein Kopf sagt nein. Das Konto sagt natürlich auch nein. Meine Frau Mein Herz sagt ja.

Ich hätte gerne Entscheidungshilfen, liebe Leser!

Also dann – bis nächste Woche! Ob mit oder ohne Oberfräse, ich werde hier sein! Salü!

 

Der Binford-Laden

In der Serie „Hör‘ mal wer da hämmert“ (im Original Home Improvement) gibt es einen Werkzeugladen namens Harrys Eisenwaren (Harry’s Hardware), in dem es neben diversen Eisenwaren auch jede Menge Werkzeug von Binford zu kaufen gibt. Und was soll ich sagen, ich habe exakt diesen Laden bei uns in Ostwestfalen gefunden. Doch dazu später mehr.

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Sägerei

Das Fensterladen-Projekt geht tatsächlich gut voran. In einer tagesfüllenden Aktion habe ich acht Doppelzentner Holzleisten und Rahmenholz gesägt. Die Leisten (11×68, siehe Bild oben) werden die Lamellen, aus dem Rahmenholz (26×93) werden, große Überraschung, die Rahmen gebaut. Eine Lage ist mit 26mm Stärke etwas knapp, um dort Lamellen einzusetzen, daher wird der Rahmen doppellagig, wobei jeweils ein langes und ein etwas kürzeres Stück zusammengeleimt werden, daraus ergibt sich dann nachher die Eckverbindung gerades Eckblatt, das ich dann noch zusätzlich verdübeln werde, nein, kein Bauschaum.

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Rahmenteile verleimen: Vertikale Stücke in lang…

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…horizontale Stücke in kurz.

Das Holz für Rahmen und Lamellen ist bereits werksseitig gefast, so dass ich zumindest die Lamellen an den Kanten nicht weiter bearbeiten muss. In einer weiteren Tagesaktion habe ich dann das Ganze erfolgreich verleimt, indem ich alles an Zwingen zusammengekratzt habe:

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Pressen!

Der Plan für das Wochenende war nun, die nötigen Fräsungen zu machen. Wie bereits letzte Woche angedeutet, überlegte ich dazu die Anschaffung entsprechender Werkzeuge, aber Freitag habe ich es nicht mehr geschafft und es blieb nur noch der Samstag, und Samstags haben die meisten ordentlichen Werkzeugläden geschlossen, und dann ist da ja noch diese lästige Baumarkt-Allergie (wobei ich dieses mal kurz davor war!). Ich habe mich also schlaugegoogelt und einen Laden gefunden, der nicht nur fast BINFORD heißt, sondern dessen Firmenlogo auch die gleiche Schriftart wie BINFORD hat, und der auch noch Samstags offen ist! Das kann doch kein Zufall sein!

Ich bin also hingefahren. Vor dem Laden wurde, ja tatsächlich, es wurde gegrillt. Ein Pavillon war aufgestellt, ein unfassbar großer Smoker von Weber-Grill verrichtete seinen Dienst und Männer mit Werkzeuggürteln aßen um halb neun die dritte Bratwurst. Der Laden selbst ist eine 1:1-Kopie von Harry’s Binford-Shop. Es waren ausschließlich Kerle mit Werkzeuggürteln und O-Armen darin. Die einzige Frau sorgte für Nachschub am Grillstand. Es gab einen großen Tresen, dahinter Harry, vielleicht auch noch Scotty und Mitch. Vor dem Tresen Al aus Tooltime, Benny und weitere flanellhemdentragende, O-armige Werkzeuggürtelträger. Was O-Arme sind? Nun, es gibt Arme, die einfach vom Körper runterhängen, und es gibt Arme, die stets angespannt sind (sagt man nicht auch Rasiermesser unter den Achseln?), vielleicht auch deshalb, weil der Werkzeuggürtel ein einfaches Herunterhängenlassen nicht zulässt. Und: es sieht immer nach Übermacht und Tatendrang aus! Auch ich werde angesichts des gewaltigen Eindrucks versuchen, mir diese Körperhaltung in den nächsten Wochen anzutrainieren.

Drei(!) Verkäufer in Binford-Westen kamen auf mich zu, ich wählte den kräftigsten und verlangte nach Beratung hinsichtlich einer Oberfräse und einer Flachdübelfräse. Mit der Flachdübelfräse wollte ich Lamello-Verbindungen (diese kleinen, ovalen Holzplättchen zum Einleimen) herstellen, die die Lamellen mit den Rahmen verbinden sollen. Die Oberfräse wollte ich zum Abrunden der Rahmenkanten und zum Fräsen einer Schräge auf den oberen Rahmenkanten als konstruktiven Holzschutz, sprich, damit das Wasser besser abfließt. Das zeige ich noch im Detail und Bild, wenn es soweit ist. Der Binford-Mann stellte mir ein Angebot zusammen, bei dem ich nicht nein sagen konnte.

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Die Binford OF 1010

Und diese Oberfräse ist es geworden: die Binford OF-1010. Sie hat einen Verbrennermotor mit 10 PS. Ich hatte zunächst ja mit der Binford OF-1400 geliebäugelt, die war mir aber dann für meine filigranen Arbeiten doch zu teuer groß und mit 1400 PS auch etwas zu kräftig. Ich habe mit der 1010 nun schon einige Probefräsungen gemacht und kann mich über zu wenig Leistung weiß Gott nicht beschweren.

Durch das eingesparte Geld konnte ich mir nun noch eine Flachdübelfräse zulegen, die Binford PJ-7000. Ich hatte erst etwas Angst, dass mir eine Flachdübelfräse die feinen Lamellen zerfetzt oder dass ich nicht mehr genug „Futter“ an den Dübelrändern habe, aber es funktionierte tatsächlich ideal und ich habe alle Lamellen sauber gefräst bekommen. Dazu habe ich mir diese Hilfskonstruktion mit Werkstückfixierung und Mittenmarkierung gebastelt:

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Fräs-Schlitten

Damit habe ich es geschafft, eine Lamelle beidseitig in 14 Sekunden zu fräsen. Nicht zuletzt natürlich auch dank des Zweitakter-Motors der Binford PJ-7000 mit immerhin 70 kW. Oder so.

Die Maschine läuft tatsächlich sehr präzise, es gibt keine Ausrisse und der Schlitz ist auch wirklich nur so breit und hoch, wie man ihn für den entsprechenden Dübel braucht, in meinem Fall Größe 0 (47x4mm). An einem Verstellrad neben dem Vergaser kann man die Dübelgrößen einstellen, und je nach Größe taucht das runde Sägeblatt dann mehr oder weniger tief ins Holz ein und erzeugt dann auch einen breiteren und tieferen Schlitz. Sie ist allerdings tatsächlich relativ laut.

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Lamellen für Lamellos

Als Gegenstücke habe ich dann noch Fräsungen in den Rahmen gemacht. Dazu habe ich immer zwei Rahmen-Pärchen gemeinsam markiert (ok, nicht immer. Beim ersten mal habe ich es einzeln gemacht und die sind auch nix geworden. Aber bisher der einzige Ausschuss!), zunächst die Abstände der Lamellen eingezeichnet und dann mit der Schmiege die Winkel von 30° markiert:

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Winkel anzeichnen

Die Flachdübelfräse hat einen Abstand von 10mm zwischen Bodenplatten und Sägeblatt, das muss man dann beim Anzeichnen berücksichtigen. Sowieso habe ich mit allen Geräten vorher umfangreiche Probefräsungen an Resthölzern gemacht, um nicht direkt alles zu versauen.

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Die Binford PJ-7000 in ihrem Element!

Ich habe erst mit einer Art Schablone experimentiert, die Schlitze lassen sich aber tatsächlich gut „freihand“ fräsen, wenn die Markierungen vernünftig sind. Der Vorteil von Lamellos ist, dass man die Stücke durch die Dübelform immer noch ein bißchen hin- und herschieben kann. Der Nachteil ist, dass die Maschine allein schon wegen der 70 PS nach etwa zwei bis drei Fräsungen nachgetankt werden und dann wieder mit dem Starterseil angerissen werden muss. Dafür habe ich nun immer einen Kanister handelsübliches Binford-Zweitaktgemisch an der Werkbank stehen.

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Voilà!

Ich habe nun alle Flachdübel-Fräsungen komplett; als nächstes stehen dann die Oberfräsenarbeiten an und dann muss ich das Zeug eigentlich nur noch zusammenleimen (das wird wahrscheinlich das Schlimmste!)

Was war noch? Achja: Wer jetzt selber Lust auf Werkeln und Grillen bekommen hat: Die Firma Binford SPAX veranstaltet einen „Grill & Chill“ – Contest, das fand ich nun doch so interessant, dass es hier kurz Erwähnung finden sollte: Es treten zehn Teams gegeneinander an, und es zählt, den schönsten Grillplatz aus Holz zu bauen. Alle teilnehmenden Teams (2-8 Personen) bekommen Spax-Produkte gratis und einen toom-Gutschein über 300 Euro; das Siegerteam bekommt 1000,- € und eine Grillparty gesponsort. Also, wer möchte, bewerben unter grillandchill.spax.com.

Ich würde auch mitmachen, hätte ich nicht gerade neuntausend andere Sachen zu tun. Denn nicht nur die Fensterläden wollen verleimt werden, nein, Montag kommt auch das Gerüst und dann geht’s bald los mit der Fassade. Die Ereignisse überschlagen sich bei dannwollenwirmal!

So, ich will nun noch schnell einen Kübel Mörtel anrühren, und dann…warum? Nun, ehrlich gesagt sind 70 PS auch nicht so leicht in der Hand zu halten und so ist mir die Binford-PJ 7000 beim Nutfräsen abgehauen und hat eine saubere Nut in die Kellerwand gefräst. Bis ich sie wieder einfangen konnte, hat sie rund viereinhalb Meter geschafft, dann war der Sprit alle. Muss ich nur kurz wieder zuschmieren. Mach ich dann, ähhh, sobald ich mich wieder reintraue, in die Werkstatt. Denn, ja, wie soll ich sagen, die Binford OF-1010 ist mir bei eingerastetem Anschalter vom Tisch gesprungen und sie wirbelt nun wie ein Derwisch auf dem Werkstattboden herum; ich habe es noch geschafft, zu flüchten und die Tür zuzuschlagen, es rumort und poltert aber immer noch, doch auch da müsste bald mal der Tank leer sein. Schätze, ich werde dann mal nach dem Estrich schauen müssen. Die nächsten Fräsungen werde ich dann mit zwei Leuten machen, um die Kraft der Maschine zu halten. Ist eben eine echte Binford!

Und bis es soweit ist, schnall‘ ich mir den Werkzeuggürtel um, ziehe die Arme hoch, fahre zu Harry’s Binford-Laden in Werste und probiere mal so ne Wurst vom Smoker. Mahlzeit!

 

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Türkis?!

Was für eine Woche! Sanostol ist wohl auch aufputschend? Auf jeden Fall habe ich reichlich geschafft, denn mich ereilte leichte Panik, als die Dachdecker großspurig mitteilten, sie würden diese Woche fertig. Vor meinem inneren Auge sah ich mich schon am letzten Gerüststiel hängen und irgendwas pinseln, während die Gerüstbauer um mich herum schon alles wegfegen. Aber das Wetter hat den Gesellen einen Strich durch die Rechnung gemacht (ohnehin kam mir das schon recht ambitioniert vor), so dass das Gerüst noch die kommende Woche stehen bleibt und ich „in Ruhe“ fertig werden kann.

Apropos fertig: Das Kapitel Putz ist abgeschlossen! Heureka! Über 200 m² Reibeputz, das hält ähnlich fit wie Sanostol mit Broccolisaft und gibt Oberarme wie, hier, bei dem einen aus dem Fernsehen.

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Stand der Dachdecker: Nur noch hier vorne! Hui, schon ganz schön weit…

Die Dachdecker haben alles durchgedeckt und legen dann die Dachfenster nachher wieder frei, scheinbar macht man das so:

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Hier waren mal Dachfenster

Auch die Kehle wurde nun schön nachgeschnitten:

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Dachkehle

Eine kleine Planänderung gab es mit den letzte Woche erwähnten Faschen. Der weiße Faschenputz ist zwar wirklich sehr edel, aber sobald man zwei Meter entfernt steht, sieht alles weiß-in-weiß aus. Also überlegte ich mir, den Faschenputz nur noch für die Unterseite des Traufkastens zu nehmen und die Faschen um die Fenster im Grundputz stehen zu lassen (damit sind sie auch tiefer und damit plastischer) und diesen dann hellgrau zu streichen:

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Faschen-Fashion

Eigentlich ist mir das grau noch eine Spur zu dunkel, ich hätte es gern noch heller gehabt (zum Thema Farbe später mehr), was meint ihr, liebe Leser?

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Tricksereri für scharfe Farbkanten auf Rauhputz

Wie man eine scharfe Farbkante auf Rauhputz erhält, habe ich mir zusammengegoogelt: Der Rand des Abklebebands wird in der Grundfarbe (hier: weiß) gestrichen, so dass die Farbe den Rand abdeckt und die Löcher des Rauhputzes verschlossen werden. Nach dem Trocknen wird dann die eigentliche Farbe (hier: grau) aufgetragen und das Band entfernt. Hat tatsächlich auch hervorragend einigermaßen geklappt.

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Abdecken mit Fassadenspachtel

Oben am Gesims habe ich eine Kante, die ich dann während des Streichens mit einem Fassadenspachtel abgedeckt habe. Geht im Knick sehr gut und spart das meterlange abkleben. Bei geraden Flächen ist das auf Rauhputz allerdings nix.

Eine Seite habe ich nun fast fertig gestrichen, drei kommen noch. Der Reibeputz selbst muss übrigens nicht nochmal extra gestrichen werden.

Das Parallelprojekt Fensterläden habe ich diese Woche etwas intensiviert, denn die müssen ja auch dran, bevor das Gerüst weg kommt; zumindest die oberen! Also war ich im Keller und habe fleißig geleimt:

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Lamello-Dübel in den Rahmenteilen

Der Lamello-Dübel ist dafür übrigens Fluch und Segen zugleich. Durch die Bauform kann man geleimte Teile ja immer noch ein wenig verschieben, das heißt bei 25 Lamellen pro Fensterladen aber auch, dass jede Lamelle immer noch ein bis zwei Zentimeter verschieblich ist. Ich habe dann die Zwingen gesetzt und jede Lamelle mit einem Hämmerchen in die richtige Position gebracht. Bei den 200 Lamellen sind aber tatsächlich nicht alle ganz perfekt geworden, beim Lackieren habe ich schon zwei, drei gesehen, die hätten noch ein paar Millimeter gerückt werden können. Ach egal, wenn erstmal Farbe drauf ist…

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Eckverbindung: Zur Verstärkung ebenfalls Lamello-Dübel

Apropos Farbe! Da war ich doch im örtlichen Malergroßhandel (hatte ich hier schonmal erwähnt) um mir die Farbe anmischen zu lassen. Vor längerer Zeit hatte ich für gar-nicht-so-wenig-Geld ein Musterheft dort gekauft, und die Farbgestaltungsfachbeauftragte in Person meiner Gattin hat die Farben ausgesucht. Ein helles grau für die Faschen, ein dunkleres für den Sockel und die Fensterläden in einem Moosgrün, mit dem bei uns alles mögliche von der Haustür über das Treppengeländer bis zu allen Nebentüren gestrichen ist. MOOS-GRÜN. Nummer durchgegeben, nächsten Tag abgeholt, Eimer aufgemacht, dachte noch: das sieht aber nicht danach aus? Naja, wenn es trocknet, wird’s schon passen…:

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ARGGHH

Aber was ist das? Auch nach umfangreicher Trocknung bleibt einer sattes Türkis. Ich will keine Fensterläden in Türkis! Will nicht, will nicht! Ich sortiere doch nicht wochenlang Lamellen im Keller damit das Haus danach aussieht wie Disneyland! Solche Fensterläden haben vielleicht Barbie und Ken oder die Schlümpfe! (Wobei, nicht mal die!)

Montag bringe ich den Pott da wieder hin, so viel ist sicher. Da fährt man extra zum Fachhandel weil man’s besonders gut meint, und dann sowas! Das grau ist ja eigentlich auch zu dunkel. Naja, das sind Nuancen zwischen Papierdruck und Farbe. Aber das türkis hat mit Mossgrün ja nun mal so gar nichts zu tun.

Also gut, lieber Profi-Handel, ihr habt es nicht anders gewollt! Dann fahr ich halt zum BAUMARKT! Und kaufe nen Eimer Mossgrün. Kostet wahrscheinlich nur die Hälfte, deckt besser und sieht vor allem nicht aus wie ein Kaubonbon. Also nix gegen die Farbe, wenn jetzt jemand die gerne mag, ok (meine Mutter würde es lieben!), aber die Fensterläden hatte ich mir einfach anders vorgestellt, nämlich so:

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AAAAHHH!

Da ist das Ding! MOOS-GRÜN!

Übrigens vorher grundiert mit Imprägniergrund und dann mit Kompressor und Spritzpistole lackiert. Ging ganz hervorragend! Das Ganze hängend, damit ich nicht so viel Trocknungs- und Umdrehzeit habe. So kann ich am ersten Tag grundieren und am zweiten komplett lackieren. Die kleine Stelle, an der der Laden hängt, wird dann vor Ort nachgepinselt.

Zum Bau war mir übrigens ein Elektrohobel der Firma Defort sehr hilfreich, den ich zu Testzwecken erhalten habe. Es handelt sich um den DEP 900-R, ein 900W-Gerät, das gar nicht so schrecklich teuer ist und wirklich gut arbeitet:

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Defort DEP 900-R

Das Gerät schnurrt präzsie über das Holz, außerdem hat es noch eine Nut, so dass man Kanten fasen kann:

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Hobelmesser

Am erstaunlichsten fand ich die Packungsbeilagen: Messer als Ersatzteile, ja sogar Erstzkohlen für den Motor waren dabei, sowas hatte ich tatsächlich noch nie gesehen. Also, nachhaltiges und gelungenes Produkt, hierfür eine Empfehlung und den dannwollenwirmal-Stempel!

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Komfortable Tiefeneinstellung mit großem Handrad

Irgendwann waren die Läden dann fertig, auch in der richtigen Farbe, dann kommt noch das Band dran:

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Band dran: Hier mal zum Test. Bißchen was ausklinken und befestigen mit Spax 4×25. Die haben das Holz auch ohne Vorbohren heile gelassen. Brave Schräubchen 🙂

und schließlich die Befestigung an der Wand. Ich hatte beinahe Panikzustände beim Gedanken daran, denn nichts ist schlimmer, als wochenlang diese Teile zu bauen und sich dann vorzustellen, dass sie an der Wand schief aussehen. Oder dass man sich verbohrt und ich die ganze Fassade, achwas das ganze Haus nochmal neu verputzen muss. Also habe ich extraviel nachgedacht und mir eine genaue Zeichnung (mit Herummessen am fertigen Objekt) gemacht, die Bohrlöcher mit Laser und Wasserwaage vermessen, angezeichnet, nochmal nachgeprüft und mich dann irgendwann getraut zu bohren. Puh. Auch über die Dübel habe ich mir ja ausführlich Gedanken gemacht; tatsächlich habe ich jetzt relativ normale Dübel genommen (Zebra Shark von Würth) aber als Besonderheit (zumindest für mich) die Bohrlöcher richtig gereinigt:

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Bohrloch reinigen

Dafür habe ich im Wechsel mehrfach mit oben zu sehendem Bohrlochreiniger und Kompressor mit Pistole den Bohrstaub ausgiebig entfernt, ehrlich gesagt habe ich das so gewissenhaft noch nie gemacht, aber tatsächlich auch bisher unterschätzt, was für einen Gewinn das bringt! Dazu muss man wissen, dass unsere Hauswände (Baujahr 1926) im Grunde wenig dübelfreundlich sind und das Aufhängen eines Regals schon eine schweißtreibende Aktion sein kann. Hier allerdings: Mit dem gereinigten Loch hat der Dübel nicht mitgedreht und die eingeschraubten Kloben halten so fest, dass ich mich auch selbst dranhängen könnte. Also, wieder was gelernt. Und nun eingehängt. Passt?

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Passt!

Aber sowas von! Passt genau wie geplant, sitzt gerade und sieht Granate aus. Im Bild zu sehen auch der Feststeller „Frauenkopf“, heißt wirklich so. Die vier oberen habe ich nun dran (zwei gehen leider nicht auf weil da noch die Gerüstanker sind), und die unteren sind für kommende Woche geplant, wobei die notfalls ja auch ohne Gerüst anzubringen wären.

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Der optische Genuss ist noch ein wenig verbaut…

Was war noch? In einem kurzen Moment der Unterforderung habe ich noch den Grundputz mit Armierung auf der Garage gemacht (nun, das war tatsächlich geplant), so dass da auch nächste Woche Putzgrund und Reibeputz drauf kann und sich das Gebäude dann harmonisch ins Gesamtensemble einschmiegt.

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Garage

Wow, das war schon verdammt viel für eine Woche! Man sieht also, die Ereignisse überschlagen sich und ich komme kaum mit dem Schreiben hinterher. Nächste Woche soll’s dann fertig sein, aber Montag muss ich erstmal zwei Eimer Türkis beim Tunkendealer durch den Laden feuern. Der soll sich schonmal warm anziehen!

 

Finale Grande

Es ist vollbracht! Das Projekt Dach & Fassade ist gestern tatsächlich fertig gestellt worden. Wobei, so richtig fertig ist man ja nie, und so werde ich mich beispielsweise noch den Dachfenstern widmen müssen, die jetzt durch die Konterlattung ein Stück höher gekommen sind:

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Dachfenster: Spalt durch Konterlattung

Aber das hat Zeit bis Herbst, würde ich mal sagen. Da schwebt mir was mit Bauschaum (Juchu, endlich mal wieder Bauschaum!) und Leisten vor.

Am Freitag wurde das Gerüst abgebaut, das ging wirklich sehr schnell und hinterließ auch wirklich jede Menge Dreck; am Samstag habe ich als letzten Akt den Sockel gestrichen und auch die Garage noch mit Faschen und Sockelfarbe versehen. Dabei habe ich meine Technik perfektioniert, Kanten über den Fassadenspachtel zu streichen. Ich habe den ganzen Tag fast nichts abgeklebt sondern immer den großen (oder auch mal den kleinen) Spachtel genommen und dann aus Richtung Griff auf die Fläche gerollt. Das gab selbst auf Rauhputz schöne Kanten:

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Spachtel an der Markierung ansetzen und von oben drüberrollen…

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…ist doch eine hübsche Kante geworden!

Apropos Farbe: Wie das mit dem Türkis von letzter Woche weitergegangen ist, erzähle ich nächstes mal ausführlich. Jedenfalls war der eine Eimer tatsächlich falsch gemischt und ich habe ihn ersetzt bekommen. Der andere war wohl richtig. Aber das Kapitel ist noch nicht ganz abgeschlossen…

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Sockel streichen

Als i-Tüpfelchen habe ich dann unser ‚historisches‘ Hausnummernschild wieder angebracht. Die Original-Klammern sind mir beim Abbauen unter den Händen zerfallen, und auf der Suche nach einer adäquaten und stilechten Befestigung hat mir Nagelspezialist Bierbach unter die Arme gegriffen, der mir ein paar handgeschmiedete(!) Nägel geschickt hat, die sich an dem Schild ausnehmend gut machen:

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Historisch korrekt!

Nun war noch Aufräumen angesagt, und dabei bemerke ich, dass ich mit rund sechs Wochen echt schnell war, es mir beim Aufrollen des Malervließ aber vorkam, als hätte ich es vor einer Ewigkeit verlegt. Und dem Rasen darunter wohl auch, der muss sich nun erstmal erholen.

Traditionell bei dannwollenwirmal sind ja die vorher-nachher-Fotos, und für vorher habe ich eins rausgesucht, das ich bei der Hausbesichtigung vor fünf Jahren gemacht habe:

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vorher…

Da hat sich doch ein bißchen was getan:

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…nachher

Täglich sprechen mich nun Leute aus der Nachbarschaft und näherer Umgebung an und überhäufen mich mit Lob, wie schön das Haus geworden sei. Ich bin dann immer etwas verlegen und weiß gar nicht recht, was ich sagen soll, genieße es aber und freue mich ehrlich über so viel Anerkennung, denn schließlich war es auch ein gewaltiges Projekt, von dem ich weiß, dass ich es in diesem Leben bei uns nicht mehr machen möchte.

Und was mache ich jetzt? Vielleicht nehme ich mir einen bequemen Campingstuhl und ein gutes Glas Rotwein, setzte mich gegenüber auf die andere Straßenseite und schaue mir das Werk mal ein paar Stunden an.

Dann gehe ich zufrieden ins Bett und überlege mir, was man als nächstes machen könnte…:)