Sommerpause IV

In 24 Wochen ist Weihnachten!

Weihnachten bei Heimwerkers
24. Dezember 2014 by mohlemeyer
5:49
Hurra, die Kinder sind wach! Das Licht geht an und der Tag wird mit einer fröhlichen Runde „Fang mich doch“ über sämtliche Stockwerke eröffnet. Nein, der Weihnachtsmann ist noch nicht da!

6:10
Frühstück. Der digital programmierbare Toaster wurde scheinbar gehackt und lässt sich leider nicht mehr abschalten. Ein beherzter Löschversuch mit einem Eimer Wasser killt den Toaster und sorgt für eine nicht unerhebliche Feuchtigkeitseinwirkung auf die Wand hinter dem Heizkörper. Da frohlockt das Heimwerkerherz! Natürlich muss der Heizkörper umgehend abgebaut und die Wand trockengelegt werden.

6:25
Der Heizkörper ist abgebaut. Dass ich nicht viel von Heizungen verstehe, erwähnte ich ja schon; leider habe ich versäumt, das Wasser vorher abzulassen und während eines Telefonates mit Tante Mechthild ergießen sich nicht etwa 85 Liter Heizungswasser in die Küche.

6:55
Natürlich muss die Küche nach diesem unglücklichen Vorfall entkernt und getrocknet werden. Böllz hat Heiligabend offen und so hole ich spontan vier Bautrockner. Der Fußbodenbelag wird hochgenommen, und das nasse Zeug zwischen den Holzbalken lagere ich im Wohnzimmer zwischen. Der feuchte Putz an der Wand wird ebenfalls abgestemmt (ich habe auch einen Abbruchhammer mit Verbrenner-Motor mitgebracht) und im Bad zwischengelagert, denn eine Mulde war heute leider nicht mehr zu bekommen.

7:05
Meine Frau steht auf und ist leicht irritiert wegen des Küchenzustands. Mir war nicht bewusst, dass die Küche zu Weihnachten benötigt wird. Aber mit den Bautrocknern sollte in zwei, drei Wochen alles wieder trockengelegt sein.

7:20
Ich habe den Stromverbrauch von vier Bautrocknern unterschätzt und muss eine Kraftstromdose direkt hinter den Hauptsicherungen installieren.

7:25
Durch eine unglückliche Farbverwechslung im Halbdunkeln des Kellers wird leider die komplette Straße (und auch zwei Parallelstraßen) lahmgelegt. Ich rufe den Energieversorger an und bemängele, dass es dagegen keine Schutzeinrichtung gibt. Mit einer gewissen Überraschung nehme ich zur Kenntnis, dass ich vor dem Zähler gar nichts hätte anklemmen dürfen. Die können mich mal! Wütend lege ich auf.

8:15
Durch die Vibrationen der vier Bautrockner, die mittlerweile wieder funktionieren, hat sich der Wannenträger der Badewanne gelöst. Die Wanne ist unterwegs in Richtung Treppenhaus, aus dem Wasseranschluss spritzt fontänenartig eine nicht unerhebliche Wassermenge heraus. Ich bemerke das Malheur leider erst, als sowohl die Badewanne als auch ein mittlerer Wasserfall die Treppe hinunterkommen. Geistesgegenwärtig suche ich den Hauptwasserhahn und habe ihn auch nach lediglich 20 Minuten gefunden.

8:30
Klar, dass nun das Bad oben auch trockengelegt werden muss. Ich fahre noch einmal zu Böllz und hole die noch vorhandenen drei Bautrockner. Und auch gleich ein Aggregat, um nicht wieder Stromprobleme zu bekommen. Das Aggregat stelle ich wegen der ohrenbetäubenden Lautstärke in den Garten.

8.35
Die ersten Nachbarn, und sogar Leute aus umliegenden Ortschaften beschweren sich wegen der wenig besinnlichen Lautstärkeentwicklung. Ich versuche, sie mit der Erklärung, in zwei, drei Wochen sei das schon wieder trocken, zu beruhigen.

8:50
Die Zwischendeckendämmung ist in Kinderzimmer 1, die hochgenommenen Fliesen in Kinderzimmer 2 zwischengelagert. Im Bad wummern die Bautrockner vor sich hin. Alles ist gut und fast etwas gemütlich.

9:15
Jetzt fällt mir wieder ein, was ich schon das ganze Jahr machen wollte: Eine Schornsteinabdeckung installieren! Es ist auf Dauer schon besser und irgendwie sieht es auch nach Regen aus.

9:45
Anrufe bei sämtlichen Gerüstbaufirmen der Umgebung ergeben: Ich werde heute kein Gerüst mehr bekommen können. Durch eine findige Konstruktion aus mehreren Seilen und Umlenkrollen gelingt es mir jedoch, das Dach zu erklimmen und den Schornstein zu vermessen.

10:15
Noch mal einkaufen! Auf der Liste: Milch, Wasser, Eier, Butter, Käse, Salami, Schornsteinabdeckung. Nach Durchsicht der Liste entscheide ich, nur zum Baumarkt zu fahren, da es die Abdeckung im Supermarkt natürlich nicht gibt.

12:15
Stolz präsentiere ich meiner Frau die Einkäufe: Schornsteinabdeckung, Betonanker, Nageldübel, andere Dübel, diverse Schrauben und Werkzeuge aus dem Angebot. Sie kann meine Begeisterung nur eingeschränkt teilen und fährt wortlos den Rest der Liste einkaufen.

12:30
Die Installation der Kaminabdeckung wird durch peitschenden Regen und Sturmböen etwas erschwert. Die Kinder rufen aus dem Dachfenster hoch, wann ich denn den Baum aufstelle?

12:35
Durch einen ungünstigen Fehltritt rutsche ich vom Dach ab, kann mich aber souverän an der Dachrinne festhalten. Leider rutscht die gesamte Dachrinne mit Fallrohr und den ersten drei Ziegelreihen mit mir zu Boden. Ich lasse einfach alles so wie es ist und schleiche mich unauffällig rein. Das werde ich nach Weihnachten fertig machen.

13:20
Auch nach gründlichem Suchen ist der Christbaumständer nicht aufzutreiben. Ich schneide daher mit der Stichsäge einen Quadratmeter aus dem Fußboden aus und betoniere eine Hülse ein.

13:30
Die Hülse ist an der falschen Stelle. Zum Glück habe ich noch Beton für zwei weitere Versuche.

14:00
Das THW klingelt an der Tür und sagt, wir müssten wegen des Erdbebens evakuiert werden. Das deutsche Erdbebeninstitut habe in unserer Gegend seismologische Schwingungen der Stärke fünf bis sechs festgestellt. Ich erkläre, dass es sich lediglich um die Vibrationen von sieben Bautrocknern und einem 3300 KVA-Aggregat handelt. Nachdem ich einige Formulare unterschrieben habe, zieht das THW wieder ab.

14:45
Der Beton für die Hülsen ist zwar nicht direkt trocken, aber hat einigermaßen abgebunden, so dass ich den Baum aufstelle. Ich hole ihn zunächst ins Haus und bemerke im Wohnzimmer, dass er etwa zwei Meter zu hoch ist.

15:15
Meine Frau kommt vom Einkaufen wieder.

15:30
Ich möchte den Baum kürzen. Leider habe ich nur eine Handkreissäge da. Ich blockiere die Schutzvorrichtung und setze am Stamm an. Die Säge haut jedoch ab und sägt weiter durch die Holzdielen und die Wand hoch. Wow, wie bei Tim Taylor!

15:40
Die Säge hat in der Wand einige Stromleitungen durchtrennt. Sowas blödes. Ich klemme die ganze Hausstromversorgung auf das Aggregat um.

15:50
Durch den anhaltenden, orkanartigen Wind werden immer mehr Dachziegel abgedeckt. Ich versuche, das Problem geheimzuhalten. Man sieht sie nur, wenn sie gerade vor dem Fenster herunterfallen.

16:00
Der Gottesdient fällt in diesem Jahr aus, da die Kirche gesperrt ist. Der Grund sind Risse in den Wänden und Dachkuppeln, wohl verursacht durch die seismologischen Schwingungen. Ich freue mich, dass unser Haus so stabil ist. Der Kinderchor und die Gemeinde sehen nicht so glücklich aus.

16:30
Wir kommen wieder nach Hause. Der Familie fällt auf, dass das Dach mittlerweile fast komplett abgedeckt ist. Ich erkläre, dass das für die Luftzirkulation gegen Schimmel notwendig ist und verweise auf die Ergebnisse des U-Wert-Rechners.

17:00
Bescherung! Die Weihnachtslieder sind wegen des Lärms der Generatoren und Bautrockner nur schlecht zu hören. Die Kinder bekommen jeweils einen hübschen Knarrenkasten von Proxxon und meine Frau freut sich über einen Druckluftnagler. Ich habe mir selbst eine Doppelschlitzfräse geschenkt, die ich direkt ausprobiere. Wie praktisch, damit kann ich ja gleich die durchtrennten Leitungen in der Wohnzimmerwand neu machen.

17:10
Aufgrund der erheblichen Staubentwicklung der Doppelschlitzfräse müssen wir das Wohnzimmer fluchtartig verlassen. Als einziger noch betretbarer Raum bleibt das Schlafzimmer.

17:30
Ich fühle mich unterfordert und tapeziere das Schlafzimmer neu. Die Familie macht Handreichungen, während das Mobiliar im Erdgeschoss komplett mit einer grauen Staubschicht überzogen ist und die Bautrockner gemütlich vor sich hin brummen.

18:00
Durch die anhaltenden Vibrationen ist nun leider der Sturz im Wohnzimmer heruntergekommen. Ein Teil der darüberliegenden Wand (ausgerechnet die frisch tapezierte!) ist mit abgesackt. Ich rufe ein paar Kumpels an und frage, ob sie kurz beim Aufmauern helfen können. Alle sagen, es sei ein ungünstiger Zeitpunkt. Treuloses Pack!

19:00
Amazon Prime liefert mir drei Paletten Grifflochsteine und Mörtel. Ich klingele beim Nachbarn Sturm, um mir die Mischmaschine zu leihen.

19:30
Ich weise den Tanklaster ein, der das Aggregat wieder auftankt. Leider passiert ein Malheur mit der Hausecke. Aber ich habe ja noch Mörtel über.

20:00
Nirgendwo bekomme ich eine Mulde! Den Bauschutt vom Sturz lagere ich im Schlafzimmer ein.

20:05
Die Kinder fallen, ermüdet durch die Bautätigkeiten, totmüde ins Bett. Die Knarrenkästen sortiere ich erstmal bei mir in der Werkstatt ein.

21:00
Der Sturz ist wieder eingemauert. Die Baustützen schmücken wir mit Tannengrün.

21:30
Es wird gemütlich. Wir stoßen mit einem Glas Sekt ein. Kurz bevor ich auf dem Sofa einnicke, sehe ich durch das Fenster die drei Bautrockner aus dem ersten Stock hinabstürzen.

Darum werde ich mich nach Weihnachten kümmern…

Sommerpause III

Heute vor einem Jahr, als ich den Hubsteiger im Vorgarten versenkte:

Bodenturnen

Unter dem Motto „Lief jetzt mal nicht so“ könnte man das heutige Projekt zu den Akten legen. Irgendwie auch klar, wenn man etwas „mal eben schnell“ machen will…doch von Anfang an:

Ich habe schon länger eine reparaturbedürftige Stelle am Haus: der rückseitige Traufkasten war bereits beim Hauskauf an einigen Stellen marode und ich plante nun, diesen zu erneuern. Weiterhin gibt es dort an der Dachrinne zwei Stellen, an denen ich das Traufblech der Unterdeckung nicht weit genug in die Rinne geschoben habe (so war das damals) und gleichzeitig ein Stück Dachziegel fehlt, so dass es bei starkem Regen nun zwischen Rinne und Dachziegel durchpläddert.

Von einem großen niederländischen Verleiher hatte ich mir eine Hubarbeitsbühne ausgeliehen, die von der Breite her durch die Tür zum Garten passte und mit der ich die schadhafte Stelle erreichen wollte.

Es kam, wie es kommen musste: die Breite des Gerätes hatte ich mehrfach mit der Tür abgeglichen, es stellte sich dann aber heraus, dass das Mistvieh 5 cm zu hoch war und damit nicht durch die Gartentür passt. Beim zurücksetzen machte ich eine falsche Bewegung mit dem Achtwegejoystick und versenkte den gesamten Apparat im Blumenbeet. Das (Indoor!)-Gerät ist so geländegängig wie eine Modelleisenbahn und ich benötigte Holzstücke, Keile, Steine, einen Hubwagen und einen Gurt sowie etwa zwei Stunden Schweiß und Tränen, um das Vehikel wieder aus dem Beet zu bekommen.

Plan B: Der andere Weg ums Haus. Zwei Bretter auf den Rasen gelegt, damit das 1,1 Tonnen schwere Maschinchen dort etlangfahren möge. Nach etwa 60 cm Wegstrecke rutschte das Gerät vom Brett und steckte nun dekorativ im Vorgarten fest. Wenn man die Arbeitsplattform nett bepflanzt und am Mast einen wilden Wein hochranken lässt, macht es sich vielleicht auch ganz gut da.

Foto 1
Doof!

 

Nach einer weiteren Stunde ziehen, keilen und zerren gab ich auf und wartete auf einen Kollegen, der das Gerät mit seinem Bulli im Freundschaftsdienst per Abschleppseil aus der misslichen Lage befreite.

Fazit: 80 Euro, halber Tag Fahrerei und Quälerei für … nix.

Plan C: Höllenmaschine weggebracht und gegen ein Rollgerüst getauscht. Arbeitsplattformhöhe 6,20m und dabei gut aufzubauen. Der einzige Nachteil: Die eine Reparaturstelle ist über der Kellertreppe. Mal sehen wie ich da trickse. Zur Krönung des Tages braute sich nach fünf Minuten Arbeit auf dem fertigen Gerüst ein Gewitter zusammen.

Foto 2
Besser!

Also, nicht unbedingt mein Glückstag. Immerhin habe ich nun das (hoffentlich) richtige Holz zur Ausbesserung bestellt und werde mich nun in den nächsten Tagen mal in luftigen Höhen bewegen. Wie gewohnt wird hier Bericht erstattet. Petri Heil!