84 Jahre

Daraus, dass ich kein großer Fassaden-Dämm-Freund bin, habe ich ja hier nie einen Hehl gemacht. Und doch muss ich mich unweigerlich mit der Thematik beschäftigen, wenn bei uns nächstes Jahr die Dacherneuerung ansteht. Denn natürlich kann ich nicht einfach im Liegestuhl liegen und den Dachdeckern zuprosten, ich nutze natürlich die Gunst der Stunde und vor allen die Gunst des Baugerüsts, um die Fassade zu erneuern. Sprich: Schadhaften Putz entfernen, neuer Grundputz mit Armierungsgewebe und dann einen Strukturputz als Finish.

Tatsächlich fordert die EnergieEinsparVerordnung 2014 eine Fassadendämmung, wenn der Außenputz auf einer Fläche von mehr als 10% erneuert wird (§9 Abs.1) Die Auslegung, die ich hier gefunden habe, sagt zum Glück, dass eine Erneuerung des Außenputzes nur vorliegt, wenn auch tatsächlich der alte Putz komplett abgeschlagen wird. Das ist bei mir dann nicht der Fall, also komme ich wohl drum herum. Ansonsten würde mir ein Bußgeld von bis zu 50.000 € drohen (Schluck!).

Es ist ja nicht so, dass es nicht schon mal fast so weit gekommen wäre – als wir das Häuschen 2011 gekauft haben, sprach sowieso alle Welt von Fassadendämmung und WDVS, kritische Stimmen gab es eigentlich gar nicht und auch ich habe insgesamt drei Angebote von verschiedenen (und ich glaube auch verschieden kompetenten) Firmen dazu eingeholt.

Was sollte gemacht werden?
Die Fassade wird komplett eingerüstet, der vorhandene Putz wird dann per Hochdruckreiniger von Verschmutzungen und losen Beschichtungen befreit. Soweit so gut, alles Arbeiten, die auch bei der normalen Putzrenovierung anstehen werden. Aber dann: Alle bestehenden Fensterbänke werden fassadenbündig (schönes Wort) abgeschlagen und fachgerecht entsorgt. Meine schönen (ok, im Moment sind sie nicht so schön) Steinfensterbänke, die sogar einen Weltkrieg! überstanden haben, werden also den Malermeister B. nicht überstehen und fassadenbündig fachgerecht irgendwo hin entsorgt. Nebenbei übrigens muss alles, was irgendwie am Haus angebaut ist, entfernt werden. Angefangen von Türschild und Briefkasten (leicht) bis hin zum kompletten Vordach über der Hintertür (Uff!) und auch die seitliche Überdachung zur Garage (nee!).

Weiterhin ist es bei uns so, dass die Fensterlaibungen, wie es damals hieß „nicht viel hergeben“. Klebt man also dort eine Dämmplatte rein, und sei sie noch so dünn und hocheffizient, wird sie wohl ins Fenster ragen. Also wurde angeboten, 66,2 lfm Fenster- und Türlaibungen auszustemmen und natürlich auch wieder fachgerecht zu entsorgen. Rückblickend hege ich große Zweifel, erstens an der Sinnhaftigkeit tatsächlichen Dämmwirkung (ich nehme eine Menge Bausubstanz weg und klebe dafür Dämmung rein, wie viel Mehrwert kommt am Ende dabei heraus?) und zweitens an der statischen Substanz: denn wie wir hier mal festgestellt haben, lieber Leser, hat der gemeine Sturz ein Mindestauflager von nur 115mm. Wenn da nun noch was weggestemmt wird, entsorgt sich vielleicht auch einfach mal der ganze Fenstersturz von selbst, nur nicht so fachgerecht?

Bei einer anderen Firma wird diese Tätigkeit dann auch explizit als Azubistunden angeboten, der darf dann also die Laibungen ausstemmen, na herzlichen Glückwunsch.

Das ganze Objekt würde dann mit 160mm Dämmplatten verkleidet, also geklebt und gedübelt; hinten habe ich drei Fenster, die sowieso nur 30cm breit sind, dann kann man sich dann vorstellen, wie traumhaft das aussehen wird. Es wird dann armiert und gespachtelt, den Abschluss bildet ein Dekorputz und die Steinfensterbänke weichen dann modernen Alu-Fensterbänken.

Die bekannte Suchmaschine G. findet über 45.000 Einträge zu „WDVS Schäden“; Artikel, die über Schäden durch Dämmung berichten gibt es reichlich, denn von möglichen Brandlasten und Umweltschäden bei der Entsorgung mal abgesehen, wird die Gebäudehülle dadurch auf jeden Fall deutlich luftdichter, das kann ohne das ständige Lüften oder ein Lüftungssystem schonmal problematisch werden (siehe hier); von Problemen mit Schimmel, Algen, Kältebrücken usw. wird immer wieder berichtet (Links? Links, Links, und auch diese spezielle Homepage im Retro-Design 🙂 ). Von Langzeitfolgen weiß man noch gar nicht viel, außer, dass sich regelmäßig Fassaden über die Jahre und Jahrzehnte mit Wasser vollsaugen können.

Sicherlich häufen sich die Probleme bei nicht fachgerecht ausgeführten WDVS, aber auch bei den Fachgerechten packe ich mein Haus in eine luftdichte Hülle ein. Und das widerstrebt mir schon vom Gefühl her!

Die immowelt stellt bei der Gelegenheit in ihren recht lesenswerten News fest, dass sich die energetische Sanierung, hier im Bezug auf den Verkaufwert, kaum rentiert. Der Artikel zeigt außerdem, dass auch bei vermieteten Wohnungen nur 32% der Makler an einen höheren Mietpreis durch Sanierung glauben.

Apropos rentabel: Während ich die gut gemachte Dachdämmung (bzw. Dämmung der oberen Geschossdecke) nach wie vor begrüße, ist die Fassadendämmung die teuerste Maßnahme mit vergleichweise deutlich geringerem Effekt. Butter bei die Fische?

Die drei von mir eingeholten Angebote beziehen sich auf eine Fassadenfläche von 220 m². Kosten:
Firma 1: 27.011, 24 €
Firma 2: 26.717,89 €
Firma 3: 21.761,00 €

Achja, die letzte Firma gibt es mittlerweile nicht mehr (einmal mehr der Beweis, das sich billige Preise auf Dauer nicht durchsetzen).

Für mein nicht-fassadengedämmtes Häuschen zahle ich rund 1776 € Gas im Jahr; davon mal einen Anteil von 10% fürs Warmwasser abgezogen, bleiben rund 1600,00€. Die WDVS-Lobby Industrie wirbt mit Einsparmöglichkeiten von 30%, ich halte maximal 20% für realistisch, macht also eine jährliche Einsparung von 320 €. Die Fassadendämmung hätte sich also bereits nach gut 84 Jahren armotisiert!

Puh, jetzt bin ich gerade selber etwas baff, dass 84 Jahre dabei herauskommt? Ich hätte mit der Hälfte gerechnet und das schon als viel zu lang empfunden. Habe ich mich verrechnet? Liest hier jemand mit, der besser rechnen kann? Nein , ich glaube, es ist tatsächlich so. Klar kann man noch argumentieren, dass das Gas sicher irgendwann teurer wird; aber es müsste schon mehr als viermal so teuer werden, damit es bei mir eine halbwegs realistische Armotisierungszeit gäbe. Und wenn Gas viermal so teuer ist, lässt man sich vielleicht auch irgendwas besseres einfallen, als die Häuser noch dicker einzuwickeln.

Übrigens: selbst die Hohlwanddämmung, die ich kurz angedacht hatte (und bei deren Anbietern es noch mehr schwarze Schafe gibt als beim WDVS), würde sich, legt man Kosten von rund 5000,- zugrunde, erst nach über 15 Jahren armotisieren. Und die Fassadendämmung, ha, hab ich auch nochmal kurz gerechnet, kostet 84 Jahre lang etwa 88 Cent pro Tag, also rund nen Euro. Dafür kann man sich jeden Tag einen Einkaufswagen kaufen!

Gibt’s alles nicht! Schluss, Aus, Ende! In 84 Jahren bin ich 120! Da werde ich sowieso frieren, ob mit Dämmung oder ohne! Aber dann sitze ich zufrieden in meinem Sessel und schaue hinaus auf den Garten, wo meine hundert Enkel Kricket spielen, oder so. Und vorne auf dem Hof parken 27.000 Einkaufswagen.

 

Die Bauretter

Zehn Uhr Morgens. Architekt John Johnboy Johninger und Rechtsanwältin Manuela Raufbold-Rollinger-Griesgram stapfen den geschotterten Weg zum vermeintlichen Traumhaus der Familie Püttmann. Der Kies knirscht unter ihren Schuhen. Rechtsanwältin Raufbold-Rollinger-Griesgram, mit einem Gesichtsausdruck zwischen Entschlossenheit und Tötungswillen eilt voraus, während John hinterherdackelt. Schwenk zum Haus. Eingezäunt mit einem halben Gerüst, flattert überall Folie daran herum. Mindestens ein Fenster scheint falschrum zu sein. Im Hintergrund bedrohliche Musik.

In der Haustür steht erwartungsvoll Familie Püttmann. Dolores Püttmann, 43, hat einen eingewachsenen Zehennagel, ihr Mann Werner einen chronischen Bierbauch und lediglich Sohn Ayden-Jermaine hat kein schweres Schicksal, weshalb ihm die Produktionsfirma einen zweiten Kopf zwischen die Schulterblätter modelliert hat. Dolores bricht beim Anblick des Bauretter-Duos in Tränen aus. Alle umarmen sich in Zeitlupe. Im Hintergrund singt James Blunt.

Dolores Püttmann erläutert wortreich die Hintergrundgeschichte. Nach der Geburt von Ayden-Jermaine vor 14 Jahren wurde die alte Datsche allmählich zu eng und die Familie nahm all ihr Erspartes, um sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Weitere Säulen der Finanzierung war ein Darlehen von Dolores Mutter sowie mehrere Kubikmeter Dosenpfand. Zur weiteren Deckung der Raten trägt Sohn Ayden-Jermaine vor, nach und während der Schulzeit Werbezeitungen aus.

Der Bauunternehmer Kloppenhübel hat die arglose Familie jedoch gewaltig über den Tisch gezogen. So wurde beispielsweise die gesamte Bodenplatte vergessen. Das fiel den Püttmanns leider erst auf, als im Sommer im Flur Gerste wuchs. Weiterhin sparte Kloppenhübel an allen Ecken und Enden: So sind die 185 qm Wohnfläche nur in zwei Zimmer aufgeteilt, wovon nur eines eine Steckdose hat. Ein Bad ist gar nicht vorgesehen; Heimwerker Werner hat am Fallrohr der Regenrinne einen Waschtisch installiert.

Raufbold-Rollinger Griesgram und Johnboy Johninger sehen sich alle Räume mit großen Augen und kopfschüttelnd an. Vereinzelt schlagen sie erschrocken die Hand vor den Mund. Im Hintergrund läuft Musik aus Hitchcocks „Psycho“. Die Püttmanns schauen die Bauretter erwartungsvoll an. Der zweiköpfige Sohn Ayden-Jermaine Püttmann braucht nun seine Medikamente gegen den zweiten Kopf! Dolores nimmt ihn in die Arme und tröstet ihn. Was für ein schweres Schicksal die Familie hat! Und nun auch noch die vermurkste Hütte am Bein. Im Hintergrund eine B-Seite von James Blunt.

Der nächste Tag beginnt sonnig und strotzt vor Tatendrang. Ein Bauretter-Plakat wird an der Fassade ausgerollt. Mehrere örtliche Handwerker aus Klettwitz in Sachsen marschieren in Reih und Glied auf das Haus zu. Alle haben symbolische Werkzeuge in der Hand. Genau so sieht es auch aus, wenn man zuhause Handwerker bestellt. Sie klatschen alle mit Architekt Johnboy ab, danach erläutert dieser den Arbeitsplan: erstmal kamerawirksam ein paar Wände einreißen, und dann sehn wir mal weiter.

Währenddessen kümmert sich Rechtsanwältin Lackmus-Drache-Priesemuth um ein Gespräch mit Bauunternehmer Kloppenhübel. Dieser wiegelt ab, so schlimm sei das alles gar nicht, mit ein wenig Farbe würde man das schon bald nicht mehr sehen und außerdem habe die Familie Püttmann auch nur 25.000 € für das ganze Haus bezahlt. Dass man da irgendwo Abstriche machen müsse, sei ja wohl klar. Rechtsanwältin Deubler-Gmelin erinnert nochmal an das schwere Schicksal der Püttmanns und droht, als Kloppenhübel immer noch nicht einlenkt, mit einer Schadensersatzklage in Höhe von 1,2 Milliarden Euro.

Unterdessen geht es im Haus tatkräftig weiter: alle Handwerker stehen in Ecken und schütteln die Köpfe. Verpfuschte Stellen werden in Großaufnahme gefilmt. Maurer Ronny aus Schipkau schlägt mit dem Vorschlaghammer auf eine Außenwand ein. Malermeisterin Jacky sprüht die Erde am Boden grau an, so dass es wie ein Fußboden aussieht. Ein schickes Badezimmer wird als Fototapete an die Wand gebracht. Die Monteure des Küchenstudios Willmann stellen eine Küche auf. Sämtliche Fronten sind noch eingeschweißt, weil sie nach Drehschluss wieder abgeholt werden. Weitere Räume und Zwischenwände werden mit Stellwänden improvisiert. Es werden Bilder angeklebt und weitere Steckdosen aufgemalt.

Das Finale: Kloppenhübel hat eingelenkt und will spätestens nächste Woche den Scheck für die 1,2 Milliarden Euro in die Post tun. Familie Püttmann darf nun das neue Heim anschauen, während Statisten ein Spalier an der Haustür bilden und frenetisch applaudieren. In Zeitlupe wird Raum für Raum inspziert, man umarmt sich beinahe sekündlich. Der zweite Kopf des Ayden-Jermaine Püttmann ist durch die Medikamente mittlerweile deutlich kleiner geworden. Alles sind glücklich und trinken ein Gläschen Regenwasser aus dem Soda-Max.

Raufbold-Grollinger-Kiesewetter und John Johnnyman Boyjohn schauen sich verträumt an. Wieder ist eine Rettung gelungen!

Ausblende und Abspann.

Fugen-Gyver

Bei Terminbaustellen ist es ja irgendwie immer so, dass es am Ende knapp wird. Dabei ist es fast egal, ob man zwei Wochen oder zwei Monate für Projekt XY Zeit hat, wenn der Termin näher rückt, drängt die Zeit, und immer wenn’s schnell gehen muss, bleibt schonmal qualitativ was auf der Strecke. Und auch ich kann mich davon nicht völlig freisprechen und musste beim letzten Badprojekt nachbessern, es hat sich tatsächlich etwas Fugenmörtel aus einer Bodenfuge gelöst, und gerade im Eingangsbereich ist das ja schon recht ärgerlich. Und: Das hatte ich noch nie! (Klingt wie die typische Handwerkerausrede, ist aber mal wirklich so.)

Als mögliche Gründe fallen mir dazu ein: Entweder habe ich die Fuge beim Verfugen nicht genug ausgekratzt. Heißt, es ist noch zu viel Fliesenkleber in der Fuge und daher nicht genug Platz für den Fugenmörtel. Eigentlich kratze ich fast gar nicht mehr aus. Wenn die neue Fliese direkt an die Kanten der alten angelegt wird, kann man sie erstens gut ausrichten um keine Versätze zu haben, und beim Schieben auf die Endposition schiebt sich der Kleber automatisch aus der Fuge raus, so dass man eigentlich kaum noch freikratzen muss. Dieses Kratzen hat im Übrigen auch den Nachteil, dass es erstens eine sehr stupide und totlangweile Arbeit ist, zweitens zu lange aufhält und drittens beim Abrutschen des Werkzeugs eine empfindliche Fliesenoberfläche schonmal beschädigt werden kann.

Langer Rede, kurzer Sinn, es ist also womöglich trotzdem zu viel Kleber an dieser Stelle der Fuge verblieben, oder unter der Fliesenecke ist nicht genug Kleber und daher wippt die Ecke leicht beim Betreten, wodurch sich der Mörtel lösen kann.

Behoben habe ich das Ganze nun, indem ich beide möglichen Ursachen (vielleicht gibt es ja auch noch eine andere Ursache, das werde ich dann aber erst nach dem Verfugen feststellen können. Dann muss allerdings KOMPLETT ALLES WIEDER RAUSGERISSEN WERDEN. Ja, auch Wände und Decke. Alles.)

Zunächst habe ich die betroffenen Fugen akribisch ausgekratzt:

Fugen auskratzen
Fugen auskratzen

Dabei immer wieder kratzen und staubsaugen, die Kelle auch mal schräg halten, und darauf achten, die Fliesen nicht zu beschädigen.

Dann habe ich mir in der Apotheke eine Spritze besorgt und mit einem Strohhalm verlängert. MacGyver lässt grüßen! Den recht flüssig angerührten Kleber habe ich damit in die ausgekratzten Fugen gespritzt und dabei auch etwas unter die Fliese gezielt. Durch abwechselndes Anklopfen der Fliese mit der Faust und Nachfüllen des Klebers gelangt dieser in alle Ritzen. Zwischendurch immer mit der Kelle nachschwabbeln, so wie beim Estrich 🙂

Fliesenkleber spritzen
Fliesenkleber spritzen mit medizinischem Besteck

Danach dann das Ganze mit einem Tuch abgewischt und die Fugen etwa bis zur Hälfte ausgewischt. Das soll jetzt mal zwei Tage so trocknen, danach kratze ich den Rest Kleber aus und verfuge neu. Dieses mal dann allerdings mit Bauschaum und grobem Kies.

Wo wir grad bei Fugen sind, das hier sind die Fugen in unserem Erdgeschoss-Bad:

gebrochene Fliesen
Gebrochene Fliesen und defekte Fugen in einem alten Bad

Das war in Ansätzen schon so, als wir das Haus gekauft haben und wird jedes Jahr etwas schlimmer. Wie man sieht, sind auch einige Fliesen gebrochen, daher tippe ich mal auf den falschen Untergrund. Auf Holzbalkendecken geht eigentlich nur Rigidur (oder vergleichbares), ggf. mit Entkopplungsmatte. Bei uns hat man damals wahrscheinlich einfach Spanplatte genommen.

Irgendwann kommt das Bad auch mal neu, aber bis es soweit ist sollte ich vielleicht doch mal an diesen Stellen ein wenig nachfugen. Okay, kommt mit auf die ToDo-Liste.

Oh, voll 🙂

 

 

Was Heimwerker bewegt

Während ich noch halb in der Schockstarre wegen des Suchbegriffs „kann mann eine lüsterklemme so gut isolieren das man sie einputzen kann“* verharre, fiel mir auf, dass es Suchbegriffe gibt, die seit Monaten Jahren immer wieder kommen und die die Heimwerkerherzen offenbar nicht loslassen. Eine Top-10-Auswahl davon möchte ich diese Woche mal kompakt, und so seriös wie es mir irgendwie möglich ist, beantworten.

*nein! Setz eine Unterputz-Abzweigdose!

Übergang Drempel-Dachschräge
Dies ist tatsächlich ein Dauerbrenner. Ich habe es hier ausführlich beschrieben, abgekürzt: Gewebeband einspachteln. Mein so gemachter Drempel ist mittlerweile etwa ein Jahr alt und es ist nicht der kleinste Riss zu sehen.

Trockenbauprofile Dachschräge
Das habe ich u.a. mal hier ausführlich beschrieben. Man nimmt dafür  CD-Profile, ich habe sie mit Direktabhängern an den Sparren befestigt. Und ja, es ist nicht so einfach, eine Dachschräge mit einem Laser auszurichten. Denn der möchte nur waagerecht oder senkrecht 🙂 Vereinzelt gibt es Laser mit Neigungsfunktion, aber die sind selten und teuer. Ich habe mich damals mit der Lock-Funktion und Wandhalterung beholfen; aber es funktioniert auch, das obere und untere Profil anhand des Abstands zum Sparren gleichmäßig zu befestigen und dann mit einem langen Richtscheit die Zwischenprofile einzumessen.

Wannen/Duschen auf Holzbalkendecke
Eine Badewanne auf einer Holzbalkendecke ist gewichtsmäßig tatsächlich kein Problem. In eine Durchschnittswanne passen etwa 150 Liter, und dasselbe Gewicht bringt der dicke Onkel Walter auf die Waage, der darf sich da oben ja schließlich auch hinlegen!
Ein größeres Thema ist da die Abdichtung. Holzbalkendecken müssen vor Nässe geschützt werden, und Fliesen alleine reichen da nicht! Unter den Fliesen muss eine Dichtung eingebracht werden, das habe ich hier und hier ausführlich beschrieben.
Bodengleiche Duschen in Holzbalkendecken sind schwierig, aber nicht unmöglich. Entweder per Workaround in ein Podest eingebettet (wie hier – finde ich nach wie vor schick, aber eben nicht wirklich barrierefrei) oder mit speziellen Duschboards wie hier.

Rollos für Dachfenster
Während ich den Trockenbau rund um’s Dachfenster hier und den eigentlichen Einbau hier beschrieben habe, kann ich Rollomäßig zum Beispiel die Seite  dachfenster-rollo-shop.de empfehlen. Zu Velux-Fenstern passen die Original-Rollos einfach am Besten. Auch wenn ich sonst Freund des örtlichen Fachhandels bin, hier ist das Internet leicht im Vorteil, denn es dauert nur wenige Tage bis man die Sachen (versandkostenfrei) zu Hause hat. Mein letztes Plissee vom örtlichen Heimwerker-Maler-Fachmarkt hat drei Wochen gedauert.

Vorwandelement verkleiden
Doppelt beplanken! Trockenbauschrauben mit Bohrkopf!
Ausführlich? Hier 🙂

Wand sackt ab / Setzrisse
Gegen das Absacken als Solches habe ich hier mal einen ausführlichen Bericht geschrieben. Zu den Setzrissen habe ich neulich in Schwiegervaters Maurerbuch (also in diesen alten Fachbüchern gibt es Tips, da kommt das Internet nicht mit!) folgendes erfahren: Man rührt eine dünne Betonschlämme an und stellt ein Brett vor den Riss in der Wand. Dieses Brett wird dann etwas verkeilt und dann von oben die Schlämme in den Riss gegossen. Am nächsten Tag das Brett weggenommen und siehe da, der Beton hat sich vorzüglich in den Riss geschmiegt! Das Alles natürlich erst, nachdem man die Ursache für den Riss beseitigt hat, sonst muss man das jede Woche machen…

Reihenfolgen
Erst Wandfliesen, dann Bodenfliesen
Erst Nassbau, dann Trockenbau
Renovieren (in der Regel!) von oben nach unten
Erst Wandputz, dann Decke abhängen
Erst Estrich, dann Trockenbauwände draufstellen
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen 🙂

Sturz
Das ist auch ein Dauerbrennerthema! Hier habe ich beschrieben, wie ein großer Stahlträger eingebaut wird. Oft kommen fragen, wie lange die betonierten Auflager trocknen müssen – bei dieser Baustelle haben wir die Baustützen drei Wochen dringelassen und vorher, 1-2 Tage nach dem Einbau, keine Erschütterungen im Haus veranstaltet. Und was soll ich sagen? Der Sturz hält heute noch 🙂
Wie ein kleinerer, gemauerter Sturz eingesetzt wird, habe ich hier beschrieben. Achtung: nix für oblatendünnes Halbwissen! Don’t use Bauschaum! Im Zweifel lieber jemanden fragen, der sich damit auskennt!

Abziehschlitten kaufen / selber bauen
Das Ding gibt es hier, es kostet 46 Euro, also so viel wie ein Kinobesuch mit Popcorn (uff!), und selber bauen, auch wenn es täglich 84.000 mal gegoogelt wird, halte ich für schwer machbar und noch weniger rentabel. Gutes Werkzeug ist einfach die halbe Arbeit, und das Ding ist schon eine gute Idee (was das ist? hier, hier und hier.) Wobei ich letztens mit der Methode, die ich hier beschrieben habe, noch besser zurecht gekommen bin.

Heizörper befestigen Gipskarton
Gipskartondübel von Würth! Hier!

 

Ja, so rückblickend ist auf dieser Seite schon eine ganz schöne HalbWissens-Sammlung entstanden. Ursprünglich mal nur als DachbodenAusbauBlog gedacht, ist im Hintergrund heimlich, still und leise der zweite Blog-Geburtstag vorbeigezogen (erster Eintrag: September 2013!) . Und was haben wir seitdem nicht alles erlebt, liebe Leser? Häuser umgebaut, Badezimmer auf links gezogen, Steine eingerissen und Sicherungen eingebaut; Wände vorm Absacken gerettet, verputzt und ganz viel Mumpe in die Ecken geschmiert. Gestemmt, geflext und geblutet, gezeltet, gedichtet, zusammen gelitten, gewint und gelacht, Urlaub gemacht und Weihnachten gefeiert. Und über Baumärkte gelästert! So!

Wenn ich mich so umschaue, gibt es gar nicht so viele Heimwerkerblogs, die an die Substanz gehen!? Während ich mit der Flex durch die Wand ziehe, werden andernorts eher Pinwände und Fensterbilder gebastelt. Aber es ist auch okay, wenn ich etwas quer zum DoItYourself-Trend liege.

Ich hoffe einfach, dass meinen Lesern jeden Sonntag allein durch die Lektüre von dannwollenwirmal der Geschmack von Baustaub auf der Zunge liegt.

Und solange das so ist, mach ich einfach genau so weiter!

 

sp

Das zwei-Wochen-Bad, Teil 2

Geschafft! Auf den Punkt nach zwei Wochen ist das Badprojekt fertiggestellt und man kann drauflosplanschen. Lediglich die Klempnerabteilung muss Montag nochmal ran, einen Heizkörper und die Duschabtrennung anbringen, aber ich persönlich habe es pünktlich (okay, mit einer „Nachtschicht“) geschafft und werde nun die fünfstellige Bonuszahlung einstreichen.

Leider fühle ich mich jetzt wie Mitte 70 und mir tun alle Knochen weh. In meinem Hauptjob habe ich ja ungefähr 70% Bürotätigkeit und nun hatte ich zwei Wochen 100% durchgehendes Gerödel. Aber auch das wird schon wieder; gut, dass ich das nicht ständig mache.

Nach erfolgtem Trockenbau ging es Anfang dieser Woche ans Abdichten des Duschbereichs. In diesem Fall haben wir nämlich zwei sensible Fälle: erstens ist das ganze Häuschen in Holzständerbauweise errichtet, und Holz und Wasser vertragen sich nunmal nicht, und zweitens ist ja eine bodengleiche Dusche immer viel mehr Rundumnässe als eine definierte Duschtasse. Also muss unterhalb der Fliesen eine dichte Schicht aufgetragen werden, in diesem Fall Flächendicht von Sopro. Das Zeug ist leider nicht ganz billig, aber Feuchtigkeitsschäden beheben ist sicher teurer.

Zunächst werden die Kanten abgedichtet; dazu gibt es ein Dichtband, das direkt ins nasse Flächendicht eingelegt und dann angearbeitet wird:

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Einarbeiten des Dichtbandes

Es wird also, beispielsweise mit einer Schaumwalze, die Dichtflüssigkeit aufgetragen, das Dichtband daraufgeklebt (schön in die Ecken drücken, sonst stört es später beim Fliesen) und dann nochmal drübergerollt. Wenn alle Kanten fertig sind, werden die Ecken auf dieselbe Weise angebracht:

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Sopro Dichtecke

Vorrollen, Ecke eindrücken, nachrollen:

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Dichtecke anbringen

Zuletzt gibt es für „Durchdringungen“ noch diese Dichtmanschetten:

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Dichtmanschetten

Diese werden zum Beispiel für die Armatur-Anschlüsse benutzt:

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Anbringen der Dichtmanschetten

Für die Dusche wurde ein Duschboard benutzt, also ein Hartschaum-Bauelement mit Abfluss und vorgegebenem Gefälle. Der Übergang zum Trockenestrich wird dabei ebenfalls mit dem Dichtband ausgestattet.

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Alle Kanten und Ecken dicht! Jetzt noch die Wandflächen…

Danach werden die Wandflächen mit einer größeren Rolle vollflächig mit Flächendicht behandelt, und nach einer Trocknungszeit von 1,5-2,5 Stunden wird noch eine zweite Schicht aufgetragen. Der Raum ist jetzt abgedichtet und quasi Schwimmbadtauglich – „nur“ Fliesen würden diese Anforderungen nicht erfüllen.

Apropos Fliesen: dieses war der nächste Streich. Alle Flächen übrigens grundieren! Habe ich das erwähnt? Grundierung – Flächendicht – Fliesen wäre die Reihenfolge. Die Grundierung habe ich nun erstmalig mit einem Sprühgerät gemacht-das ging deutlich schneller und besser als die alte Quast-Methode; zur besseren Verteilung muss man nachher nochmal mit einem Roller drüber, aber die Methode hat sich absolut bewährt. Auch der Boden (Fermacell Trockenestrich) muss vorm Fliesen grundiert werden.

So, und papperlapapp mit Fliesenkeilen! Es hält sich ja immer noch die Meinung, großformatige Fliesen rutschen runter und man muss ganz unten anfangen und mit Keilen oder Hölzchen oder Fliesenkreuzen(!) die Kacheln aufeinanderstapeln. Nein, muss man nicht – hier ist der Beweis:

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Anfangsfliese 🙂

Ich habe das vielleicht schonmal erzählt, aber warum fängt man nicht unten an? Weil nicht jeder Raum so schön gerade und waagerecht ist wie dieser, und wenn es dann irgendwo eine tiefere Stelle am Boden gibt als meine Anfangslinie, habe ich dann plötzlich Platz untendrunter. Man sucht sich also entweder die Raummitte oder eine prägnante Raumkante; in diesem Fall war es die Fensterbank, die ich als waagerechte Grundlinie benutzt habe. So wirkt das Fugenbild harmonisch mit dem Lichteinfall des Fensters und auch nach Feng-Shui sollte das so passen.

Vielleicht geht das auch nicht mit jedem Kleber, aber die Sopro-Jungs (nein, da werde ich nicht gesponsort-WARUM EIGENTLICH NICHT?) haben mit dem No.1 einen Kleber zusammengerührt, der das anstandslos mitmacht. Die Fliese wird etwas zu hoch angesetzt (von daher gut, von oben nach unten zu arbeiten) und rutscht dann ein paar Millimeter herunter, sitzt danach aber anstandslos im Kleberbett und kann noch gut ausgerichtet werden. Hier hat mir der Laser wieder gute Dienste erwiesen, ich weiß gar nicht, wie ich das vorher nochmal gemacht habe? 😉

Apropos gute Dienste: Das ich nur einen 60cm-Fliesenschneider habe, diese Kacheln aber 90 cm breit sind, habe ich mir einen geliehen; zunächst einen vom Baustoffhandel, eine Schneidhexe, mit der ich so-naja-zufrieden war: der reine Schnitt war nicht schlecht, aber die Brechmechanik war ganz am Ende des Gerätes, so dass man also die Fliese erstens verschieben und zum Brechen neu ausrichten musste, und auch nur an einer Stelle brechen kann. Bei schmalen Streifen beispielsweise gehen dann die ersten 20cm ab, danach ist nix mehr und dann heißt es mit der Zange abknabbern oder den Nassschneider anwerfen. Wobei mir der auch sehr nützlich war, um Aussparungen zu machen.

Ich habe dann upgegradet und mir bei BÖLLZ den Knaller-Fliesenschneider geliehen; was ich noch nie erlebt habe, schafft dieses Gerät doch tatsächlich, einen 2cm-Streifen von einer 90cm-Fliese sauber abzutrennen:

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der Beweis! 2cm Längstreifen am Stück.

Recherchen ergaben, dass die Firma RUBI die Teile baut und so ein Prachtstück, würde man es kaufen wollen dann auch über 400 Euro kostet. Den orangen Vermieter muss ich aber an dieser Stelle tatsächlich mal loben; ich habe da bisher immer 1a-Werkzeug bekommen und mieten kann das Handwerkerherz auch kurzzeitig höher schlagen lassen! Es muss ja nicht immer Kaufen sein.

Manchmal aber dann doch: Ich habe mir eine neue Flex erlaubt; die bisherige war eine Leihgabe meines Vaters, der sie nach zwölf Jahren tatsächlich zurückhaben wollte; Makita hatte dann da ein Angebot mit kleiner und großer Flex mit Scheibchen und Köfferchen und da konnte ich nicht direkt nein sagen. Meine Diamant-Bohrkrone passt:

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Diamant-Bohrkrone

Das Ding ist übrigens auch der Wahnsinn! Geht auch durch die härteste Bodenfliese wie Butter, und eine Größe reicht eigentlich auch für die meisten Fälle; passt genau für Wasseranschlüsse, bei Steckdosen setzt man einfach mehrere Bohrungen nebeneinander. Ich bin gerade ein wenig am Schwärmen, aber es ist einfach toll, mit gutem Werkzeug zu arbeiten. Sonst hätte das Bad locker sechs Wochen gedauert! 😉

So, am Schluss noch Bodenfliesen, Verfugen, Badmöbel aufhängen, Silikon – ach, Silikon: weiß auf weiße Fliese (also vertikale Kanten) geht ja noch, aber die Bodenfuge (grau auf weiß, da sieht man ja jeden Millimeter!) habe ich diesmal dann abgegeben – ich habe es versucht, aber so richtig gut war das nicht; und da ärgert man sich später, wenn alles schick ist, nur die Bodenfuge aussieht wie blind mit dem Wachsmalstift dahingeschmiert. Warum hat mir mein alter Chef eigentlich nicht das richtige Fugen beigebracht? Dafür hätte ich auch noch nen halbes Jahr drangehängt 😉

Gut, also kurzes Zähneknirschen, nun der Blick nach vorne und die direkte Gegenüberstellung:

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vorher…

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…nachher!

und die andere Seite:

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vorher…

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nachher!

Bilder vom ganzen Raum konnte ich leider nicht machen, weil das Zimmer zu klein ist 😉 Man sieht aber, der Raum ist nicht wiederzuerkennen ich schätze, alle können zufrieden sein; und vor allem: ich habe nicht ein einziges mal Bauschaum benutzt 🙂

So, nun drehen wir das Ganze nochmal um und in den nächsten zwei Wochen schildere ich hier dann den Rückbau auf das braungekachelte von vorher.

Cheers!