Stuhl für Tante Erna

Vielen Dank noch für die Ergänzungen zum Basteltipp von letzter Woche, liebe Leser. Frank, er Kellerwerker, hat noch eine wichtige Ergänzung gehabt: So muss man darauf achten, dass die Aufdoldung der Zapfen im Uhrzeigersinn geschieht, sonst kommt man „mit dem Balustereisen nicht tiefer als drei“. Sehr schön! Bei Rudi ist das Bastelergebnis ein astreiner Schlaubenschreif. Herzlichen Glückwunsch!

Diese Woche widmen wir uns wieder etwas bodenständigen Themen, nämlich einem Projekt, das ich auch schon geraume Zeit vor mir herschiebe, nämlich das Neubeziehen unserer vier Esszimmerstühle. Nicht ganz so spektakulär wie ein Wanddurchbruch, aber praktisch, wenn man’s kann.


Die besten Zeiten hinter sich: Der alte Stoff

Der alte Bezugsstoff wurde zunächst entfernt und dann das nackte Stuhlkissen auf den Stoff gelegt. Der Bezugsstoff (wichtig, dass es sich dabei um einen Möbelstoff handelt, da dieser robust genug ist!) wird ausgerichtet, so dass das Stoffmuster rechtwinklig zum Stuhlkissen liegt. Dabei an jeder Seite ausreichend Zugabe lassen.


Stoff ausrichten

Nun wird zunächst eine Seite herumgeklappt und mit einem Elektrotacker festgetackert (erstmal ein paar wenige Klammern, falls man korrigieren muss). Die andere Seite wird dann stramm (aber nicht zu stramm) herumgezogen und ebenfalls befestigt. nun folgen die beiden kurzen Seiten auf die selbe Art und Weise.


Seiten befestigen

Die Kunst sind die Ecken: Ich bin hier Stück für Stück vorgegangen, jeweils immer ein Zentimeter weiter und von der Vorderseite geschaut, ob es nicht wellig aussieht oder Falten schlägt. Hat’s gepasst, kommt eine Tackernadel rein, dann der nächste Zentimeter usw., bis die Ecke fertig ist.


Ecken spannen

Der überschüssige Stoff wird zum Schluss sauber abgeschnitten und dann alle Ränder nochmal nachgetackert, so dass sich etwa alle 3-4 Zentimeter eine Tackernadel befindet.


Überschüssigen Stoff abschneiden 

Am Ende wird das fertige Kissen wieder auf den Stuhl geschraubt – voila – fertig! Der Stoff hat rund 50 Euro gekostet, dafür hätte ich keine vier neuen Stühle bekommen!


Fertig!

Und nun heißt es wieder: Viel Spaß beim Nachbasteln! Schnell Tante Erna vom Stuhl gekippt und den Bezug gewechselt! Wer möchte, kann den Stoff mit einer Baustahlmatte verstärken oder einen leichten Gipsputz aufbringen. Und wer keinen Elektrotacker hat, nimmt einfach 50er Holzschrauben. Dann bleibt Tante Erna auch nicht so lange sitzen.

 

 

 

Der dannwollenwirmal-Überraschungs-Basteltip

Als kleine Überraschung für die Lieben zuhause, als Geschenk für Freunde oder Kinder oder einfach nur als Aufmerksamkeit: der dannwollenwirmal-Basteltip passt heute für viele Gelegenheiten und ist auch für Anfänger geeignet. Das Besondere: erst am Ende erkennt man, was es nicht geworden ist.

1. Das Obholz auftrennen, parallel besäumen und an allen Seiten anfasen.

2. Die Abgratung mit der Dexel aufschnüren und als Klauenverbindung ausführen.

3. Mit dem Streichmaß die Besäumung zurechtbeiteln und mit der Schmiege auf Maßhaltigkeit prüfen.

4. Ist der Baluster zu bauchig, die Aufschüsselung mit dem Breithobel entfernen.

5. Die Intarsien mittig im Flachschnitt mit dem Geißfuß schnitzen.

6. Am Hirnholz beidseitig eine Kehle kröpfen.

7. Die bereits prismierten Ecken über die Zapfen gleichmäßig aufdolden.

8. Die Volute wird an der Zahnschnittleiste polygon aufgegattert. Hier sorgfältig vorgehen! Nicht dass es zu Thixotropie kommt!

9. Zur Endbehandlung die Appretur gleichmäßig aussintern.

10. Bei ausreichendem Füllwert die Blattnuten fluatieren, karbonisieren und gleichmäßig verkieseln. Fertig 🙂

Und, liebe Leser, was ist es geworden?

Bin also doch Autoexperte!

Liebste Leser, die Sonne brennt, der Schweiß rinnt, und im Grunde könnte ich mir nichts schöneres vorstellen als auf einem stickigen Dachboden oberkörperfrei Glaswolle zwischen die Sparren zu proppen. Geht aber grad nicht, der Dachboden ist ja bekanntlich schon fertig und Glaswolle ist auch grad nicht zur Hand. Es ist auch eigentlich zu warm für jegliche handwerklichen Tätigkeiten, außer in einer abgedunkelten Kellerwerkstatt. Ich nehme an, der Kollege von Kellerwerker hobelt und rapselt, dasss die Späne fliegen! Und ich so? Okay, ich habe ein Auto gespachtelt und lackiert! Zum Glück nicht mein eigenes! Der Firmen-Sprinter war ja schon kurz vorm Autofriedhof, doch wir dachten uns, eine Saison muss er (mindestens!) noch, aber diese Rostflecken, da müsste man schon irgendwas tun…

Dieses Projekt hätte ich hier auch ausführlich vorgestellt, wenn das Endergebnis, sagen wir mal, den hohen Qualitätsansprüchen von dannwollenwirmal genügt hätte. Nicht falsch verstehen: es ist nicht direkt schlecht geworden, aber eben auch nicht direkt gut. Ich führte mir ein Youtube-Tutorial zu Gemüte, welches mich über die einzelnen Arbeitsschritte ausführlich aufklärte: Zunächst die Rostflecken großzügig schleifen, dann den Schleifstaub mit Silikonentferner entfernen; dann Rostumwandler auftragen, acht Jahre trocknen und einwirken lassen, dann kommt der Grobspachtel, zwölf Jahre trocknen lassen, Schleifen mit Körnung 300, 200, 400.000 und 2,5 Millionen, Silikon entfernen mit Schleifstaubentferner, ach, bei großen Löchern die Reparaturbox mit Glasgewebevlies einarbeiten, braucht leider eine Trocknungszeit bis Ostern, Schleifen, entfernen, dann Feinspachtel, Schleifen, Entfernen, SchleifenSchleifenSchleifen, Körnung 0815 und 4711, Schleifen, entfernen, ganz wichtig, entfernen, irgendwas muss immer entfernt werden. Dann kommt Filler! Oder Füller oder Völler, der muss mit 22 verschiedenen Körnungen geschliffen und entfernt werden. Nach einer Trocknungszeit bis zum Rentenalter kommt dann der Lack. Die Farbnummer findet man im Inneren des Auspuffrohrs. Dieses muss bei Neumond in einer sternenklaren Nacht, wenn der Ochse im Zenit des Merkur steht, von einem Wahrsager aus dem Rohr ausgelesen werden. Für ein korrektes Ergebnis muss ein Schalmeienspieler dazu den Ententanz in Fis-Moll spielen. Mit einer Dechriffiermaschine aus dem zweiten Weltkrieg kann man dann die korrekte Farbnummer aus der achtzigstelligen Geheimcode herausinterpretieren.

Trotz des Schalmeienspielers erwies sich der ausgewählte Lack als etwas zu hell und leuchtend. Vielleicht, weil der Sprinter schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, selten gewaschen wird und daher die Grundlackierung nicht wirklich „Arktis-weiß“ ist, sondern mittlerweile eher „Nikotin-Rauhfasertapete“. Und eine Sprühdose bleibt eben auch eine Sprühdose. Mit Kompressor und Spritzpistole hätte man da sicherlich, naja, hätte hätte hätte.

Auch die Spachtelei habe ich angesichts des Zeitfensters etwas reduziert. Die Karre braucht nun wirklich keinen Feinspachtel und Filler. Das wäre ja so, als würde man in der Ruinenstadt Pompeji das tapezieren anfangen. Die 22 Jahre Trocknungs- Schleif- und Entfernzeit für Filler hatte ich außerdem einfach nicht. Also gab es normalen Spachtel, Schliff, Silikonreiniger und dann eben den Sprühdosenlack. Darauf kommt dann ein Klarlack und (tatsächlich ohne Trocknungszeit) darauf ein Beispritzlack, damit man die Übergänge zwischen alter und neuer Lackierung nicht sieht. Das Ergebnis ist verblüffend: Die Übergänge sieht man tatsächlich ganz ausgezeichnet.

Naja, es ist schon okay – Ziel war schlieißlich, den Rost einzudämmen, und das Fahrzeug sieht nun schon etwas gepflegter aus als vorher. Das kommt aber auch daher, dass alles eine Verbesserung ist, selbst wenn ich Laminat draufgeschraubt hätte. Vielleicht gleicht sich neuer und alter Lack irgendwann etwas an, sei es durch Wäsche, anhaltende Verstaubung oder eine Gerölllawine.

Alles wird gut. Und wenn der Rost wieder durchkommt, schraube ich wirklich Laminat drauf. Da gibt’s ja auch ganz moderne und flotte Designs mittlerweile. Prost!