Zwischen all den baulichen Erläuterungen hier muss ich zwischendurch mal eine Lanze fürs Baustellen-Radio brechen. Eigentlich hasse ich das landläufige Musikradio. Angefangen bei den unerträglichen Morning-Shows, in denen sich gutgelaunte Moderatoren vor Freude gegenseitig überschlagen (dabei sind die Moderatorinnen oft noch unerträglicher als das männliche Pendant), über die ständige Eigenwerbung durch kundtun des Sendernamens bis hin zur Musikauswahl. Letztere auf die üblichen-verdächtigen Titel beschränkt, die bitte ja nicht zu sehr von der Hör-Norm abweichen, nicht dass am Ende noch ein Hörer provoziert wird und wegschaltet! NDR2 geht mittlerweile so weit, vor dem Spielen eines Titels den Refrain schonmal vorabzududeln, mit der Botschaft: „Hör mal hin, hier, kennste, oder? Brauchste nicht abzuschalten, das kommt jetzt. Auch wenn das Lied erst anders anfängt, nachher kommt der tolle, flotte Teil!“ Antenne, ffn, NDR2, WDR2, wie sie alle heißen (ich kann jetzt nur von meinem Empfangsraum schreiben, tut mir leid für die süddeutschen Leser!) tun sich da nicht viel, die Regionalsender sind sogar in sämtlichen umliegenden Städten gleichgeschaltet. Der personifizierte Radio-Einheitsbrei ist für mich übrigens James Blunt. Weniger seicht, unauffällig und „nicht-störend“ geht es nun wirklich nicht. Darf denn Musik nicht auch mal auffallen und „stören“?
Wohltuend hebt sich da mein kleiner Lieblingssender namens Bremen 1 hervor. Musik ist ja immer eine Geschmackfrage, aber bei keinem anderen Sender werde ich derartig oft positiv überrascht. Da wird auch mal Pink Floyds „Shine on you crazy Diamond“ in voller Länge gespielt. Plötzlich hört man was von den Stones, gefolgt von den Beatles. Auf welchem Sender gibt es das denn noch? T-Rex, Peter Gabriel, „You can call me Al“ von Paul Simon, The Cure, Bob Dylan, dann aber auch was aktuelles von Alle Farben oder Pharell Williams, plötzlich Roxette, danach Creedance Clearwater und Jackson Five, mittags dann AC/DC, James Brown und David Bowie. Ein Highlight sind außerdem die plattdeutschen Nachrichten um „halbich ölben“ (halb elf).
Das Problem ist allerdings, dass Bremen 1, wie der Name ja auch schon sagt, hauptsächlich für Bremen gedacht ist und ich leider etwa 120 km von Bremen entfernt wohne. Der Empfang ist daher zuhause sehr mäßig und kann nur durch trickreiche Experimente oder Rauschen-Ignorieren einigermaßen bewerkstelligt werden. Auf den „Außenbaustellen“, die nördlicher liegen, ist das Ganze dann meistens schon besser.
Radio mit DAB+
Und dann wollte ich clever sein und habe mir ein Baustellenradio mit DAB+ gekauft. Um meine Kaufentscheidung zu evaluieren, habe ich vorher bei der Bremen 1-Hotline angerufen und gefragt, ob denn der Empfang mit DAB+, also digital, bei mir möglicherweise besser sei. Wenn mich nicht alles täuscht, war der aktuelle Moderator selber dran, der aber auch nur sagen könnte, dass Digitalempfang ja schon erstmal besser wäre.
Aber Pustekuchen: Während ein UKW-Sender bei schlechtem Empfang rauscht, schaltet DAB+ dann mal einfach ganz ab. Und das auch schon in Empfangsbereichen, wo man UKW noch einigermaßen bekommen hätte. Da hilft auch kein tricksen. So ist eben digital: Entweder an oder aus. Andere Sender kriegen das besser hin: Das Schwarzwaldraio beispielsweise spielt ähnliche Musik, ist aber über DAB+ deutschlandweit zu hören.
Das Makita-Radio habe ich trotzdem lieb gewonnen. Schließlich kann es auch UKW, und ich könnte auch mein Handy anschließen und Bremen 1 als Stream hören. Verbraucht halt nur eine Menge Datenvolumen auf Dauer. Zuhause habe ich mittlerweile ein Internetradio, und morgens zum Frühstück habe ich dann musikalischen Besuch von U2, The Police, Queen und Johnny Cash. Und wenn dem Musikredakteur die Maus ausgerutscht ist und sich doch mal kurz ein James Blunt dazwischenmogelt, überhöre ich das mal. Kann nur besser werden 🙂