Zähne putzen, Pipi machen.

Huch, ich bin spät dran heute. Umso schöner, lieber Leser, dass wenigstens Sie halbwegs pünktlich hier sind. Dann legen Sie doch mal die Füße hoch und rühren den Sonntagskaffe nochmal um.

Ich wollte ja schon letzte Woche von der Holzbalkendecke erzählen. Diese bis in die 60er Jahre durchaus übliche Form der Decke begegnet einem regelmäßig in der Altbausanierung, und viele Menschen haben – unnötigerweise – eine Abschau dagegen. Spätestens wenn sie, aus welchem Grund auch immer, den Putz an einer Stelle entfernen und dann die Schilfrohrmatte herausschaut, hört man panische Schreie: „Herrgott, hier ist ja noch Stroh drunter! Die Decke muss ja Jahrhunderte alt sein! Schnell, alles rausreißen!“

Doch eins nach dem anderen. Zum Aufbau einer solchen Decke habe ich ein Bild gemalt, und wie es treue Leser gewohnt sind, natürlich mit der Buntstiftsammlung eines ausgewählten Kindes, heute meiner Tochter (4):

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Aufbau einer Holzbalkendecke

Die Balkenlage ist fest mit dem Haus verbunden, liegt also auf den Außenwänden und tragenden Innenwänden auf. Daher lohnt sich vor dem Entfernen einer Innenwand stets der Blick auf die Balkenlage. Wenn diese quer zu der betreffenden Wand verläuft, ist diese aller Wahrscheinlichkeit nach tragend. Unter die Balkenlage sind grobe Bretter genagelt, der sogenannte Blindboden, eben weil man ihn nicht sieht. Hat man eine sehr alte Decke, dienen möglicherweise bereits diese Bretter (in grob und ungehobelt) als Putzträger. Später hat man dann allerdings einen Putzträger, meist aus Schilfrohrmatten, aufgebracht. Darauf wurde dann geputzt.

Eine Abwandlung davon ist die Gipsplatte, so einen Fall habe ich gerade, dazu später mehr. Hier wurde dann aus Rationalitätsgründen nur noch etwa alle 70-80 cm ein Brett unter die Balken genagelt und daran dann Gipsplatten befestigt. Das geht schneller als mit den vielen Brettern und man braucht nicht Verputzen. Will man daran allerdings irgendwas befestigen, muss man schon die Hilfsbretter suchen.

Die Zwischenräume der Balken sind mit einer Schüttung ausgefüllt, die einerseits ein wenig Schallschutz gewährleisten sollte, vor allem aber die Schwingung der Balken dämpft. Hier wurde meistens Schlacke benutzt, denn die ist durch die Hitzebehandlung entsprechend keimfrei, nicht dass irgendwann das Unkraut aus dem Fußboden wächst.

Auf den Balken wurde klassisch, und wir sprechen hier erstmal über die klassische Decke, ein Dielenboden verlegt. Meist handelt es sich hier um einfachen Rauspund, auf den dann später der eigentliche Bodenbelag aufgebracht wird.

Dieser Dielenboden ist nach meinem Dafürhalten der ideale Bestandteil einer Holzbalkendecke. Speziell ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist man davon abgerückt und hat große Spanplatten oder Gipsplatten draufgelegt, weil das schneller geht und billiger ist. Bei meinen Eltern im Haus wurde in den 70ern eine Holzbalkendecke eingebaut, die mit großen Spanplatten (ich schätze 2,60 x 70 oder so, in rund 40 mm Stärke, ohne jetzt nachgemessen zu haben) belegt wurde. Das ganze Ding knackt, knarzt und ächzt bei jedem Schritt. Beim Ausbau meines damaligen Jugendzimmers hat der Tischler dann diesen Raum, wegen des Knackens, vollflächig mit ESB-Platte quer ausgelegt und verschraubt. Ergebnis: es knackt noch genau so wie vorher.

Zum Vergleich: Bei meinem Dachbodenausbau haben wir den vorhandenen Rauspundboden genau so drin gelassen und quer dazu Holzdielen verlegt. Um hier ein Knacken wahrzunehmen, muss man schon gewaltig die Ohren spitzen. Der Fußboden federt nicht und gibt nicht nach (auch ein Problem von großformatigen Platten) und ist absolut geräuscharm.

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Estrich auf Holzbalkendecke

Immer wieder begegnet einem eine mit Beton bzw. Estrich ausgefüllte Decke. Auch bei unserem Bad im Obergeschoss ist ein Teil vom Vorbesitzer mit Estrich ausgegossen worden. Vorab: Wenn er einmal drin ist und vielleicht auch seit Jahrzehnten hält, gibt es keinen Grund, ihn zu entfernen. Konstruktiv passt er aber nicht schlüssig zum System Holzbalkendecke. Wenn ich meinen Hof neu pflastern will, mache ich das ja auch nicht mit Glasplatten. Geht bestimmt irgendwie, passt aber konstruktiv nicht. Die Holzbalkendecke neigt immer zum Durchbiegen, der Estrich mag das nicht so gerne. Kein Estrichleger der Welt wird eine Gewährleistung dafür übernehmen wollen. Und wenn es (zurecht) kein Profi machen möchte, fangen die Leute an, selbst damit rumzuschmieren. Oben im Bild sieht man dann das Ergebnis in Form von diversen Rissen. Naja, da sieht man wenigstens, wo die Balken laufen.

Nicht ganz außer Acht zu lassen ist übrigens auch der Gewichtsaspekt. Denn zusätzlich zu den normalen Verkehrslasten und dem Gewicht der sich ohnehin schon in der Decke befindlichen Schlacke kommt nun auch noch der Estrich dazu, bzw. wird ja meist sogar der Dielenboden entfernt und der Beton zwischen die Balken geschüttet, mit allen Höhenausgleichen kann da schonmal eine Stärke von 10 cm entstehen, das bringt dann locker 200-250 kg pro m² auf die Waage. Was wohl der Statiker dazu sagt?

Zusammengefasst würde ich also immer zum Dielenboden raten. Trockenestrich (Rigidur & Co.) ist hier und da eine gangbare Alternative, schmiegt sich aber nicht so schön ins Konstrukt ein wie einzeln verschraubte Dielenbretter. Ich bin großer Freund davon, bei der Altbausanierung behutsam vorzugehen, nicht alles Alte zu verteufeln, abzureißen und zu verkleiden und traditionelle Bauweisen auch traditionell zu belassen bzw. diesen Zustand wiederherzustellen.

Das als Wort zum Sonntag.

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Neues Werkzeug!

Ab und zu werde ich und mein Blog von lieben Menschen gesponsort, in diesem Fall von der Seite trockenbauspezialist.de, die mir dieses schöne Stanley-Messer geschickt haben, obendrein gab’s noch einen Spachtel, der passt nicht nur von der Breite genau über eine Variofuge, sondern hat an der Rückseite auch noch einen Kreuzschraubendreher, um den ‚Klassiker‘, die nicht weit genug eingedrehte Schraube, an der man beim Spachteln hängenbleibt, nachzudrehen. Das Teil hat gute Chancen, meinen heißgeliebten, aber mittlerweile auch etwas in die Jahre gekommenen alten Spachtel abzulösen.

Das Stanley-Messer ist, glaube ich, tatsächlich das offizielle Trockenbaumesser. Im Griff sind Ersatzklingen untergebracht, der Klingenwechsel geht quasi per Knopfdruck ohne Geschraube, und es liegt schon sehr gut in der Hand.

Die Website lädt definitv zum Stöbern ein und ist eine schicke Zusammenstellung von den richtigen Werkzeugen (irgendwelche Werkzeuge kann man ja überall kaufen), hat nur einen Nachteil: Sie weckt Begehrlichkeiten! Dies ist noch schön, und das ist ja praktisch, und sowas wollte ich ja schon immer mal…

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Direktbefestiger an Holzbalkendecke

Zum Schluss noch der Stand der Dinge auf der aktuellen Baustelle: Die Bereits bei der Gruseldecke benutzten Direktbefestiger „Click-Fix“ habe ich hier an einer Holzbalkendecke mit besagter Gipsplatte anstatt Blindboden eingesetzt. Hat man die Hilfsbretter gefunden, kann man die Befestiger auch gut befestigen. In einem anderen Raum habe ich die vorhandene Lattung genutzt und dort dann nur CD-Profile angebracht:

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CD-Profile auf Lattung

In Raum drei musste der Aufbau noch flacher sein als mit Metallprofilen möglich, da habe ich dann die klassischen Schalungsbretter in 20mm Stärke benutzt:

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Schalungsbretter als Unterkonstruktion

Im Moment habe ich etwa 1,7 von 3 Räumen fertig beplankt, und nächste Woche erfolgt dann wohl der Rest. Mit dem neuen Messer geht das ja alles fast wie von selbst. Und aufs Spachteln freue ich mich ja erst! Das wird ein Spaß!

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Raum eins, in fertig beplankt.

Eigentlich wollte ich noch dies und das erzählen, aber nun ist das Internet schon wieder voll. So ein Ärger! Dann muss das wohl bis nächste Woche warten. Ich geh jetzt mal die Buntstifte wieder einräumen, nicht dass ich noch Ärger vom Prinzesschen kriege. Cheerio!

 

 

 

 

Die Decke des Grauens

Kinder, Kinder, ich bin ja nun auch nicht mehr der Jüngste! Das letzte Projekt hat mich dann doch ganz schön geplättet, und ich habe mir mindestens zehn Minuten geschworen, niemals wieder… ach, es geht ja schon wieder. Im Grunde habe ich mich einfach nur ein wenig verschätzt. Man sollte sich Baustellen doch immer vorher anschauen. Doch eins nach dem anderen.

Es ging um die Erstellung einer Gipskarton-Decke unter eine vorhandene Rohdecke. Als Besonderheit durfte der Aufbau nicht besonders hoch sein, da direkt ans zu beplankende Wohnzimmer ein Treppenaufgang anschloss, und wenn man nun also die Decke tief abgehängt hätte, wäre dieser Aufgang allenfalls noch für Zwergpygmäen zu benutzen gewesen, wobei ich an dieser Stelle keine Pygmäen diffamieren möchte.

Die niedrigste Aufbauhölhe, die sich realistischerweise mit Gpipskarton vernünftig machen lässt, sind 39,5 mm. Die CD-Deckenprofile (und auch das Wandanschlussprofil) haben 27mm, dazu dann noch die Platte von 12,5mm, sind 39,5mm in einer perfekten Welt. Alles andere ist Gebastel: entweder mit irgendwelchen Holzleisten, die flacher sind als 27 mm, oder mit den dünnen Gipskartonplatten in 9,5mm, die aber meiner Meinung nach an einer Decke mit normalen Stützweiten der Unterkonstruktion nichts verloren haben und besser im Baumarkt liegen bleiben. Da kann man bestimmt mit Schaum was nettes draus Basteln.

Für den gemeinen Direktbhänger ist die Decke schon wieder zu flach, denn der macht nur Sinn wenn zumindest ein klitzekleines Bißchen abgehängt wird. So weit oben hat der gar keine Löcher. Also habe ich zum ersten mal mit sogenannten Direktbefestigern gearbeitet, in diesem Fall System Klick-Fix von Rigips.

Das eigentliche Problem waren auch gar nicht die Befestiger, sondern die Rohdecke, nämlich massiver Stahlbeton der 70er Jahre. Damals hatte man noch Angst vor dem Russen! Selbst zu meiner Bundeswehrzeit (1999) wurden Manöver noch gegen Rotland geführt. Im Grunde war der Kalte Krieg also Anfang der 90er zuende, bei der Bundeswehr dauerte das etwas länger. Aber das nur am Rande. In der Decke also gefühlte acht Tonnen Armierungsstahl verbaut:

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Uff! Hallo.

Für die Vorgängerdecke im Gelsenkirchener Barock hatte man wohlweislich Holzstücke einbetoniert und die Unterkonstruktion daran befestigt. Aber erstens passten da meine Achsabstände nicht und zweitens, bis ich das verstanden hatte, war auch schon die Hälfte dran.

Ich habe also insgesamt etwa 100 von diesem Direktbefestigern in den Bunkerbeton getrieben:

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Klick ja –  fix, mal sehn.

Gut, dass es den Bohrhammer gibt! Mit einer normalen Bohrmaschine hätte ich noch das übernächste Weihnachtsfest bohrend verbracht! Und es hat tatsächlich einige Bohrer erledigt. Und das, wo ich bisher der festen Ansicht war, die Zerstörung von Bohrern zeugt von handwerklichem Unvermögen. Aber selbst wenn man sofort zurückzuckt, sobald man auf Stahl trifft, spätestens beim nächsten oder übernächsten Versuch ist das Ding platt. Und so habe ich tatsächlich drei ganze Bohrer zerstört.
Na ok, vier.
Also höchstens fünf!

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Die Leichen

Am ersten Tag wollte ich eigentlich mal mit der Beplankung fertig sein, oder zumindest angefangen haben. Am Ende von Tag eins war dann allerdings ’nur‘ der Großteil der UK fertig:

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Ende Tag 1

Das System ist eigentlich gar nicht so schlecht, eignet sich aber ehrlichweise nur für bereits nivellierte Decken, also zum Beispiel das Beplanken einer fertigen Putzdecke oder Paneelendecke. Die Bunkerdecke war nun eigentlich nicht so 100%ig gerade. Ich musste also hier und da mit dem Hämmerchen Schalungsnasen entfernen und auch die Position der Klickfixe so wählen, dass sie nicht auf einer Erhebung oder Senke der Rohdecke sitzen. Am zweiten Tag habe ich dann mal den Laser drangehalten, es war tatsächlich besser als befürchtet. Hier und da ein bißchen mit dem Montiereisen nachbiegen, aber wenn man ehrlich ist, lassen sich die Direktbefestiger nicht justieren und ausrichten. Sind halt für die direkte Befestigung, wie der Name schon sagt. Laut Laser gibt es auch etwa einen Zentimeter Differenz von einer Raumecke zur anderen. Aber da die beiden Ecken acht Meter voneinander entfernt sind, kann man damit wohl leben.

Zum Klicken des Klickfix braucht es etwas Übung, vor allem wenn die Decke nicht babypopoglatt ist. Der ein oder andere Justierschlag mit dem Hämmerchen überredet dann aber doch jede Verbindung zum Einrasten. Nachdem alle CD-Profile angebracht waren, wurde dann noch beplankt und gespachtelt, und summa summarum zog sich die ganze Aktion dann an Tag zwei bis 23 Uhr hin, und ich wollte und musste fertig werden, da am nächsten Tag der Maler kommen und deswegen keine Verzögerungen entstehen sollten.

Am Ende taten mir dann alle Gräten weh und ich war sogar zu schwach, um noch ein Nachher-Bild zu machen. Ächzend robbte ich mich in die Dusche und dann ins Bett, und während der 10 Minuten vor der Tiefschlafphase schwor ich mir tatsächlich, nie wieder – – – aber eigentlich war es ja doch ganz schön. Am Ende sah es schon ganz gut aus und der Maler war wohl auch sehr zufrieden.

Und nun stellte sich heraus: Ich habe auch überhaupt gar nicht zu lange gebraucht! Woher ich das weiß? Die Firma Rigips bietet kostenlos das RiKs-Kalkulationstool an, mit dem auch ich meine Trockenbau-Baustellen vorkalkuliere. Anhand des ausgewählten Systems und der Eingabe der Fläche errechnet die Online-Software den Materialbedarf (praktisch für die Bestellung) und eben auch den Zeitbedarf:

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Zeitbedarf pro m²: 0,5 Stunden

Die Materialmengen passen ganz gut, nur bei den Metallprofilen spuckt mir das Programm immer zu viel aus (man kann die Menge pro m² auch ändern, aber die ideale Einstellung habe ich noch nicht gefunden. Ich hatte ja die Hoffnung, dass mir Rigips da die ideale Einstellung einfach vorgibt!). Als Zeitbedarf wird 0,5h pro qm angegeben, es waren 34,85 qm, also:

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17,425 Stunden!

Anstatt 17,425 habe ich 20 gebraucht. Aber auch mit Rohdecke beklöppeln, Wandanschluss in hübsch mit Trennfix, Material rein- und rausschleppen, saubermachen und schlau rumlabern. Also alles im grünen Bereich. Das ist im Nachhinein schon wieder beruhigend. Und auch die Knochen haben sich langsam erhohlt, und ich hab schon wieder Bock 🙂 Direkt als nächstes geht’s dann weiter beim Kollegen im Obergeschoss. Auch da werde ich die Direktbefestiger einsetzen, allerdings an einer schon nivellierten Decke und vor allem an einer Holzdecke! Das dürfte doch dann wohl schneller gehen! Ich werde hier davon berichten, sofern ich mich danach noch bewegen kann.

Krawehl, Krawehl, oweh, bis nächste Woche!