Sichtseitige Bimsverkötterung

Während ich nur marginal über den Suchbegriff der Woche „braucht man silikon oder schaum sprai fur den dach boden ausbauen“ (sowas kann ich mir nichtmal ausdenken! Achja, natürlich schaum sprai. Ausschließlich schaum sprai.) gestolpert bin, geht es mit der Fassade gut voran und auch die Dachdecker haben schon einiges geschafft. In der vergangenen Woche ab Ostermontag waren wir im Kurzurlaub und das passte insofern ganz gut, dass der Unterputz eine Woche Trocknungszeit braucht, bevor er weiter beschichtet wird. Von daher war mein höchstes Ziel, diesen Teil vor Ostern fertig zu haben und tatsächlich haben wir auch Palmsamstag zu viert bis etwa 21 Uhr geputzt, was die Kelle hält und es auch geschafft, Heureka!

Das gute Wetter an diesem Tag ist zwar einerseits erfreulich, machte uns aber auf der Südseite einen Strich durch die Rechnung, denn der Putz trocknete dort tatsächlich zu schnell. Ich hielt die späte Märzsonne für nicht besondes kräftig, sie war aber wohl ausreichend, sowohl das Team „Gewebe“ als auch das Team „Nachputz“ gehörig zu ärgern. Doch eins nach dem anderen.

Wie bereits im vorletzten Beitrag beschrieben, ist die Fassade ausgebessert (Hohlstellen und Risse, zumindest die größeren Risse – feine Risse macht das Gewebe), gereinigt und mit Tiefgrund behandelt. Nun folgt die eigentliche Armierung. Wenn man WDVS selbst machen wollen würde, käme das jetzt vor der Armierung dran, danach ist das Vorgehen ziemlich dasselbe.

Wie funktioniert das mit dem Gewebe? Zunächst werden im gewählten Abschnitt die Sonderteile eingebaut. Sämtliche Gebäudeöffnungen (also Fenster, Türöffnungen usw.) werden diagonal armiert, dazu schneidet man sich entweder einen passenden Streifen Gewebe zurecht oder benutzt, wie ich, sogenannte Armierungspfeile, die schon die passende Form haben. Diese Armierungen werden nicht in die Laibungen, sondern nur auf der Hauptwand eingearbeitet.

Sämtliche Ecken werden nun mit Gewebeecken ausgestattet. All diese Teile werden mit relativ wenig Armierungsmörtel angebracht und dann direkt möglichst flach eingearbeitet, damit hier keine wulstigen Erhöhungen entstehen.

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Fenster-Armierung mit Diagonalen und Eckstücken

Ach, ich seh grad, das hab ich ja alles schon vor zwei Wochen erklärt. Sagt doch was! An der Unterkante kommt immer das Abschlussprofil, hab ich das auch schon gesagt? Naja, hier noch ein Bild:

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Abschlussprofil

Das wird unten am Sockel und an den Kanten der Gesimse gesetzt, idealerweise per Wasserwaage (unten) bzw. direkt an die Kante der Gesimse angepasst. Beim Aufziehen der oberen Schicht waren Glättekelle bzw. Traufel, großer Fassadenspachtel und dieses Ding nützlich:

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Eckkelle

Eine Kelle für Außenecken (irgendwann brauche ich auch nochmal eine für Innenecken), da sind die Kanten schon sehr gut geworden und auch mit den Flächen bin ich zufrieden.

An der Südseite hatten wir dann sonnenmäßig Probleme, als dass das Gewebe schon kaum noch auf der Zahn-Vorspachtelung haften blieb, weil diese zu schnell angezogen ist, und auch die Zweitbeschichtung ließ sich kaum  noch vernünftig glätten, weil sie ruckzuck trocknete. Mal zum Vergleich:

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Unterputz Westseite ohne Sonne: Glatt wie ein Babypopo…

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…und auf der Südseite: naja.

Ausgerechnet die Seite nach vorne, die am schönsten werden sollte! Irgendwann bin ich dann drauf gekommen, mit einer Wasserspritze das ganze immer wieder zu benetzen, dann ging es besser. Auf jeden Fall sollte man die Sonne, auch wenn kein Hochsommer ist, nicht unterschätzen. Beim Oberputz suche ich mir einen bedeckten Tag aus; wobei, regnen sollte es auch nicht, dann läuft mir das ganze Zeug wieder runter.

Auf dem Bild sieht es schlimmer aus, als es ist, Unebenheiten im Millimeterbereich macht der Oberputz schon wett, schlimmer sind große Wellen; Täler, Berge und Huppel, und die sind da ja nicht drin.

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Ahhh, Dach!

Ach, und das mit dem Dach wird ja auch! Während ich die Woche weg war, waren die Dachdecker schon fleißig und haben abgedeckt, Unterspannbahn gezogen und auch die Lattung größtenteils fertig gemacht. Jetzt müssen die eigentlich nur noch eindecken! Die Dachfenster sind auch raus, ich schaue hier im Arbeitszimmer auf Unterspannbahn-von-unten und neben dem Schreibtisch sind die Dachfenster gestapelt.

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Dachkehle

Hier sieht man schonmal das Kehlblech für die neue Dachkehle. An dieser Stelle war auch der noch unisolierte Dachteil, aber auch das ist diese Woche fertig geworden, doch was sehe ich da?

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Schaden am Traufkasten

Scheinbar ist irgenein Praktikant Dachdecker beim Herumturnen von oben in den Traufkasten getreten, dort klafft ein etwa fußgroßes Loch, was mich so gar nicht amüsiert, zumal der ganze Kasten auch kommende Woche grundiert und mit Faschenputz saniert werden soll. Treue Leser werden auch noch wissen, wie aufwändig seinerzeit die Reparatur dieses Traufenkastens war (hier nämlich, und hier sowieso!), also da werde ich Montagmorgen ein klärendes Gespräch zu führen haben. Die Reparatur ist auch nicht ganz so einfach, weil der Kasten nicht aus Holz besteht, sondern aus vermörteltem Putzträger mit Sichtbrett, Füllstutze und Abriebmuffe! (Oh, genau so werde ich das dem Dachdecker erzählen! Fachbegriffe machen immer Eindruck!) Gerade die Stabbeigabe an der Falz gibt es ja heutzutage so überhaupt nicht mehr! Wie soll ich das denn wohl ersetzen? Und hier, die Traufenklöspel ist bauseits beigekantet! Versuchen sie das mal noch wieder so hinzukriegen! Von der sichtseitigen Bimsverkötterung will ich mal gar nicht reden! So kommen sie mir nicht davon, mein lieber, SOOOO NICHT!

 

Was für ein Zirkus!

Im Moment bin ich noch etwas bettlägrig, aber mit der richtigen Dosis Ibuprofen werde ich gleich wieder das Gerüst erklimmen. Im Rücken zwickt es noch mächtig und es fühlt sich verdächtig nach einer Art Bandscheibenvorfall an. Ich habe da die gefühlt 12 Tonnen schwere Plane eines Zirkuszeltes in Verdacht, zu dessen Abbau an der Grundschule meines Sprößlings ich mich als stets einbringendes Elternteil gemeldet habe und bei dem besagte Plane in Wurstform (was ja so erstmal sympathisch wirkt) von unten umklammert und auf einen Anhänger gehievt wurde. Ich glaube, dass war der Zeitpunkt, an dem der Bandscheibenring sich leise verabschiedet hat. Aber ich habe schon gegoogelt, man kann eh nicht viel machen außer Schmerzmittel nehmen, und wenn man Glück hat ist es in ein paar Wochen wieder weg. Also, helau.

Währenddessen geht es an der Fassade gut voran. Gegen so ein Zirkuszelt ist mein Fassadenprojekt sowieso ein müder Fliegenschiss!

Als ersten Schritt habe ich sämtliche lose und hohle Putzstellen per Hammer entfernt. Weitere lose Bröckchen machten spätestens die Biege, als ich die gesamten Flächen per Hochdruckreiniger abgestrahlt habe. Wichtig ist hier eine rotierende Dreckfräse:

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Fassadenreinigung

Die Fehlstellen werden dann mit einem normalen Maurer- und Putzmörtel wieder aufgefüllt, abgerieben und gefilzt:

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Mörtelauftrag

Risse habe ich mit der kleinen Flex etwas „aufgeschnitten“ und dann mit Strukturacryl (hier Beko Strukturdicht) gefüllt:

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Rissbehandlung

Die so vorbereitete Fläche bleibt einen Tag stehen und muss dann grundiert werden. Der eigentliche Putzgrund kommt später, zunächst reicht einfacher Tiefengrund, den ich mit der Unkrautspritze aufgetragen habe. Dazu habe ich mir übrigens noch eine zweite Spritze angeschafft, die mit Wasser gefüllt ist. nach getaner Grundierungsarbeit wird dann der Schlauch einfach in die zweite Spritze eingesetzt und mit Wasser durchgespült. Wenn der Tiefengrund nämlich länger als, sagen wir mal 10 Minuten, unbewegt im Schlauch steht, kann man diesen danach entweder wegschmeißen oder in einer stundenlangen Prozedur freiprokeln und reinigen. Ich habe beides schon ausprobiert.

Die Grundierung bleibt nun acht Stunden zur Trocknung stehen, und es folgt nun das spannende Kapitel Armierung. Da ich hier bisher nur wenig Erfahrung hatte, machten sich hier Ängste breit, ob das alles so gut klappt oder ob ich pro Quadratmeter zwei Wochen brauchen würde.

Tatsächlich hat es allerdings sehr gut geklappt und am ersten Tag konnte ich ein Hauswand-Oberteil, also ein Achtel, wenn man so will, fertigstellen. Der Laier Renovierputz mit Fasern lässt sich gut verarbeiten und es entstehen glatte Flächen, bei denen ich selber staune und Tränen in den Augen habe, weil es so schön geworden ist. Naja, und wegen dem Rücken.

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Armierungsgewebe einbetten

Mit einer Zahnkelle 4x4mm wird der Mörtel auf die Fläche aufgekämmt. Vorher werden die „Sonderteile“ angebracht, sprich Eckwinkel, Fensterarmierung und Anputzleisten an den freien Kanten der Putzflächen. Womit ich übrigens gar nicht klar gekommen bin, ist das PVC-Anschlussprofil für den Fensteranschluss. Das hat auf der Wandseite noch einen Steg, der ein paar Millimeter Abstand schafft, so dass das Gewebe hohl liegt und das Profil kippt. Viellelicht ist das für WDVS gedacht? Ich lasse die Dinger jetzt im Karton, versuche, sie zurückzugeben und setze auf mein gutes, altes Trennfix-Band, daraus mache ich dann am Ende eine schmale Acrylfuge an alle Anschlüsse.

Wenn der Mörtel, erstmal auf Bahnbreite, per Zahnkelle aufgezogen ist, wird das Gewebe eingelegt und mit der Traufel angedrückt. Nebeneinanderliegene Gewebe müssen sich immer mindestens zehn Zentimeter überlappen. Dann wird, ebenfalls per Traufel, noch eine Deckschicht von etwa 3mmm aufgetragen und mit einem großen Fassadenspachtel geglättet.

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Erster Teil – sieht doch schon ganz gut aus!

Auf diese Schicht kommt dann später die Putzgrundierung und der Reibeputz. Dadurch kann man jetzt im 1-2mm-Toleranzbereich arbeiten. Große Wellen sollte man allerdings vermeiden; allerdings hat man durch die Armierung eine schöne Referenzschicht, und der große Fassadenspachtel macht das Glätten leicht.

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Links fertige Fläche, mittig gerade eingelegtes Gewebe, rechts Originalzustand

Und so muckelt man sich Meter für Meter voran. Die Gerüstanker muss ich erstmal mit einbetten; sie werden dann, wenn das Gerüst weg ist, nachgearbeitet. Dazu habe ich mir schon einen Raketenrucksack bestellt. (Auch von Binford!)

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Tagesziel erreicht: Oberer Teil fertig

Obwohl ich genau so viel Zeit eingeplant hatte, habe ich die Hoffnung, dass es mit etwas Routine schneller geht. Außerdem habe ich in den nächsten Tagen vermutlich einen Helfer als Vorhut für den Zahnkellenauftrag, das sollte das Ganze dann auch nochmal beschleunigen.

Nicht zu vergessen die beiden Krankenschwestern, die mich die ganze Zeit auf dem Gerüst umhertragen, wegen dem Rücken. Oder ich hänge mich an eine Seilwinde und mache das im Fliegen. Oder doch der Raketenrucksack?

Bilder davon gibt es dann nächste Woche. Cheerio!