Schöne Idee eigentlich mit dem Tobezimmer oder der Pension „unterm Dach“. Alles verworfen, der Spitzboden ist jetzt isoliert. Oder besser gesagt: Der Spitzboden-Boden ist isoliert. Der eigentliche Spitzboden bleibt ungedämmt. Klingt zunächst vielleicht unlogisch („viel Dämmung hilft viel“), aber es gibt ein paar gute Gründe:
Bauphysikalisch ist es eigentlich das Beste, den Dachboden gar nicht auszubauen. Unser Dachstuhl ist deshalb seit fast 100 Jahren nicht vergammelt, weil er zwar witterungsgeschützt, aber dabei doch rundum belüftet ist. Ans Holz kommt von allen Seiten Luft und sollte mal etwas Wasser durch die Pfannen kommen, kann es durch die Belüftung gut wieder trocknen. Wenn ich alles einpacke, kann nichts „atmen“ und nichts trocknen.
Achja, praktisch: selbstklebendes Treppenvlies zur Abdeckung des „Baustellenwegs“
Wer seinen Dachboden isolieren möchte und den Platz nicht braucht, sollte mal drüber nachdenken, einfach den Fußboden des Dachbodens mit Isolierung auszulegen, so wie ich es jetzt beim Spitzboden gemacht habe. Braucht weniger Material als die Dachschrägen und ist nicht durch die Sparren unterbrochen.
Weiterhin habe ich keinen belüfteten First. Die Unterdeckung (siehe hier) braucht aber eine Hinterlüftung, die Luft strömt von der Traufe her rein und muss ja irgendwo mitsamt der gesammelten Feuchtigkeit wieder raus. Als große Belüftungsfläche dienen jetzt die Dachflächen des Spitzbodens. Hier habe ich die Verschmierung der Ziegel nicht nachgebessert und es gibt diverse Spalten und Ritzen, so dass zwar kein Regen hineinkommt, aber doch die geforderten Lüftungsöffnungen da sind.
DIN 4108 Teil 3 fordert hier:
– Traufe: mindestens 200 cm² je m Traufe und mindestens 2 ‰ der dazugehörigen Dachfläche
– First: mindestens 50 cm² je m und mindestens 5‰ der dazugehörigen Dachfläche.
Ich habe auch wieder die Filzstiftsammlung von Sohnemann geplündert und das Ganze aufgemalt:
Aufbau und Isolierung Spitzboden
Der „Spitzbodenboden“ ist also mit Glaswolle auf der Zwischendecke ausgelegt. Auch hier muß vermieden werden, dass das Zeug nass wird, also gibt es eine Abdeckung aus diffusionsoffener Folie. (Hält Wasser ab, aber wenn doch mal Feuchtigkeit drin ist hat sie wenigstens die Chance mal wieder rauszukommen). Die ist an den Rändern so tief gezogen, dass sie dann an die Unterdeckung anschließen kann. Wenn sich also oben Wasser ansammeln sollte, kann es über die DWD-Platten zur Traufe hin abfließen. In der anderen Richtung fließt der Luftstrom definiert in den Firstbereich und nicht in die Zwischendecke.
Folie zum Anschluss an die Unterdeckung
Das mit den Folien ist auch so eine Wissenschaft für sich. Früher dachte ich mal, Folie ist Folie. Gar nicht wahr: So unterscheidet man beiepielsweise Dampfbremse und Dampfsperre. Wie der Name vermuten lässt, ist eine Dampfsperrfolie praktisch komplett dicht, eine Bremse lässt Feuchtigkeit hindurchdiffundieren (diffusionsoffen). Gemessen wird das mit dem SD-Wert. Je kleiner dieser Wert, desto besser der Feuchtigkeitsdurchlass. Mittlerweile gibt es auch Folien, die ihre Durchlässigkeit variieren können. Ich habe bei mir Dampfbremsfolie mit einem Wert von 100m verbaut (=Diffusionseigenschaft wie 100m Luft). Ich werde dem Tobezimmer dann regelmäßig einen Besuch abstatten, ein bisschen toben und gleichzeitig nach Feuchtigkeit schauen 🙂