In den Rollen:
Mario, ambitionierter Heim- und Handwerker, Schrauber, Stemmer, Nagler und Wisser. Beruflich Lagerist.
Felicitas, seine Freundin, beruflich macht sie Leuten die Nägel
Jacqueline, die Tochter von Felicitas‘ Schwester
Frau Beermann, Erzieherin in Jacquelines Kindergarten
Szene: Innenraum Kindergarten. Als Eltern-Kind-Aktion werden gemeinsam Laternen für das baldige Laternenfest gebastelt. Einige Eltern sitzen auf deutlich zu kleinen Stühlen und schnippeln geduldig mit ihren Kindern an den Laternen herum. Es herrscht eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Plötzlich hört man Gepolter vom Flur.
Mario (schreit): Schackeline! Komm hier bei die Tante bei! Komm wir wolln doch hier mitte Laterne! Runter da getz sonst fängsse dir’n paar!
Felicitas: Da hinten isses.
Die Tür zum Gruppenraum öffnet sich, Mario und Felicitas kommen mit der kleinen Jacqueline im Schlepptau herein. Mario trägt einen stark verschmutzten Blaumann und riecht penetrant nach Öl. Er hat einen kleinen Karren mit Werkzeug dabei, Felicitas trägt ein Blech mit Muffins.
Frau Beermann:Ach, hallo! Da ist ja Jacqueline! Und die Mutti konnte heute nicht? Freut mich, ich bin Frau Beermann.
Mario: Jau. Nee hier sie is die Schwester. Schackelinz Mutti is heute mein ich bein Frauenarzt. Aber wir kommen hier schön zun Basteln! Zeich ma her wie dat geht hier?
Felicitas: Ja, meine Schwester ist heute leider verhindert, deswegen kommen wir mit. Ich habe auch ein paar Muffins mitgebracht!
Frau Beermann: Ach, das ist aber nett! Maya, Taya, Aya, wollt ihr auch einen Muffin? Guck mal die sind aber lecker! Hmm, schmecken ein bißchen ölig?
Mario (zu Felicitas): Hömma wo haste denn dat Muffin-Blech her? Ist dat ausse Garage?
Felicitas: Ja?
Mario: Oh, dat nehm ich immer zun Ölwechsel!
Frau Beermann erklärt den Laternen-Bastelbogen und verteilt Schere und Klebestift. Mario macht sich am Werkzeugwagen zu schaffen.
Mario: So, hier, dat könn wa doch schön mitte Laubsäge! MDF-Platter hab ich mit!
Frau Beermann:; Ja, nun, äähh, wenn sie wollen, können sie natürlich auch…
Mit ohrenbetäubendem Krawall startet Mario seine Säge mit Verbrennermotor. Die ersten Kinder verlassen weinend und kreischend den Raum. Die Luft ist schnell von den Abgasen geschwängert und hinterlässt einen bitteren Geschmack auf der Zunge, der aber gut zu den Ölmuffins passen würde.
Mario: Oh, getz hab ich hier bissken in‘ Tisch gesägt. Aber sonst is schon ganz gut geworden! Guck mal, Schackeline!
Felicitas: Mach das Ding aus!
Mario: Jaja, is ja gut. Weissewatt, mit Laterne überlass ich Euch mal. Is mir zu filibran.
Frau Beermann: Ich glaube, das ist eine gute Idee. (zu Felicitas): Vielleicht setzen Sie sich zum Basteln hier ans Fenster. Leider geht die Deckenleuchte im Moment nicht…
Mario: WAT? Kann ja gar nich sein! Lass ma gucken hier.
Frau Beermann: Die Birne habe ich schon gewechselt, das ist es nicht…
Mario: Birnen wachsen aufn Baum! Wo happta denn die Verteilerdose? Ah hier.
Frau Beermann: Sie müssen aber jetzt wirklich nicht…
Mario: Quatsch, kein Ding für den King! Hähä! Ham wa doch gleich! Oh was dat fürn Kabel?
Er zieht an einer Leitung, die sich daraufhin über eine Länge von etwa vier Metern aus der Wand löst. Der Putz platzt ab und rieselt auf die Auslegeware. Das Kabel schwingt durch den Raum, gefährlich nah an den Kindern vorbei.
Mario: Junge, Junge, wie ham die dat denn hier verdrahtet? Schackeline, tu den Papa mal die Zange!
Unter einem grünlich-blauen Lichtbogen fliegt Mario von seinem Standgerüst aus zwei aufeinandergestapelten Kinderstühlen schwungvoll von der Wand, mitten in die bereits fertiggestellten Laternen; nicht ohne dabei den Ventilkopf des Heizkörpers mit dem Fuß abzureißen. Ein Schwall von Heizungswasser ergießt sich über den Basteltisch mit den Ölmuffins. Die Kinder, die noch da sind, weinen. Aber: die Deckenleuchte geht wieder!
Mario: So, siehstewoll, Problem gelöst! Gut, mit dat Wasser müssta sehen. Irgendwann is der Heizkreis leer. Dat müsste bald aufhörn. So, muss getz erst nach Ömmes, Karre springt nich an. Lass mir noch per Muffins über wa? Viel Spaß noch!
Sprachs, setzte sich ins Auto und donnerte davon. Felicitas und Frau Beermann schauen ratlos auf einen Gruppenraum voller Schutt und Wasser. Aus dem Heizkörper zischt ein konstanter Strahl. Ein verbrannter Geruch liegt in der Luft. Eine Sprechpuppe sagt „Dada, Papa!“ Ausblende.