Dank des sommerlichen Dauerregens komme ich nicht so recht zum Werkeln und so müssen wir den angekündigten Test der Farbpistole wohl noch einmal verschieben. Wenn das Holz klatschnass ist, schneidet wohl kein Gerät mit besonders gutem Ergebis ab. Stattdessen habe ich für heute einen meiner beliebten und nützlichen Ratgeber zusammengestellt. Wir machen nämlich im Moment Hochzeits-Hopping und düsen von einer Feier zur nächsten. Allein dieses Jahr gefühlte vier Hochzeitsfeiern!
Wie man sich als Heimwerker elegant und stilsicher auf derartigen Anlässen bewegt, habe ich als kostenlose Serviceleistung für Euch zusammengefasst.
– Das Geschenk
Als Heimwerker schenkt man natürlich Werkzeug! Kann man sich überhaupt ein schöneres Geschenk als Werkzeug vorstellen? Notfalls tut es ein Gutschein von Harry’s Toolshop, persönlicher ist natürlich eine eigene Auswahl. Für ein verzücktes Strahlen auf den Gesichtern der Beschenkten sorgen natürlich Präsente mit Verbrennermotor, die man zur Geschenkübergabe direkt vorführen und damit den guten Sound präsentieren kann. Denkbar wären hier Asphaltschneider, Schleifmaschinen oder Kettensägen. Wenn das zu teuer sein sollte, kann man auf Bohrer- oder Bitsätze zurückgreifen, die, liebevoll verpackt und dekoriert mit ein paar Bohrspänen, ein universelles Geschenk darstellen. Für die Braut landet man in jedem Fall einen sicheren Griff mit nützlichen Dingen rund um den Haushalt wie Kehrblech, Gummihandschuhe oder Abflusspömpel. Da sind leuchtende Augen garantiert!
– Das Outfit
Hier sollte immer die Nützlichkeit über der Ästhetik stehen. Hochzeitskleidung sollte in jedem Fall praktisch sein, falls man auf der Feier irgendwo handwerklich zur Hand gehen muss (Zapfanlage reparieren, Türzarge richten, beim Musiker ein Kabel nachlöten – was halt so anfällt!). Ein Werkzeuggürtel mit den nötigsten Dingen ist daher unbedingt Pflicht. Ideal ist ein Blaumann! Anzüge mit Krawatte haben sich als unpraktisch erweisen, spätestens wenn man am Abfluss zu tun hat hängt der Binder schnell in der Kloake und man riecht den Rest des Abends nach Fäkalien.
– Der Empfang
Die unsichere Smalltalk-Atmosphäre des Stehempfangs kann am Besten durch ein paar laute und protzige Heimwerkergeschichten aufgelockert werden. Hier sollte man mit Superlativen nicht geizen, um möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So kann man zum Beispiel anschaulich die Geschichte der verstopften Toilette im Urlaub erzählen. Wer es etwas praktischer mag, kann beispielsweise am Fundament des Festsaals herumkratzen, um den umstehenden Gästen zu demonstrieren, „dat hier dringend mal Drainage gemacht werden muss! Sons‘ schimmelt Euch doch die ganze Bude unterm Arsch wech!“
– Das Essen
Beim Essen nimmt der Heimwerker in erster Linie besonders VIEL. Auf Beilagen kann erforderlichenfalls vollständig verzichtet werden, fall der Platz auf dem Teller dafür nicht ausreicht. Wichtig ist, sämtliche Fleischsorten jeweils drei- bis vierfach zu platzieren. Für den Heimweg oder schlechte Zeiten sollte man sich außerdem mit reichlich Tupperdosen bewaffnen, um Vorräte mitzunehmen. Denkbar wäre auch, ganze Buffetschüsseln mit mitgebrachter Alufolie abzudecken und schonmal ins Auto zu tragen.
– Die Ansprache
Neben dem Brautpaar und dem Brautvater gebührt es natürlich auch dem größten anwesenden Heimwerker, ein paar Worte zu sagen. Durch ein mitgebrachtes Drucklufthorn mit Kompressor kann man sich notfalls die erforderliche Ruhe schaffen. Der Heimwerker sollte sodann den Hausbau (Wohnungsmiete, Hauskauf, Renovierung…je nachdem) des Brautpaars genauestens analysieren und sämtliche Schritte ausführlich darlegen sowie entsprechend kommentieren. Das sollte man sich vorher gut überlegen und auch unbedingt üben! Beispielsätze sind:
„Und dann ham’ die aber auch eine Bruchbude von Haus gekauft! Hätt ich nie gemacht. Hätt ich nie! ge! macht!“
„Hab ich dem Jürgen ja gleich gesacht, dat er den Habzollnippel nich vonne Muffe abgedreht kriecht! Aber wer nich hören will, muss fühlen!“
„Und Kerstin steht die ganze Zeit doof wie zehn Meter Feldweg daneben! Herrgott wie kann man so bräsig sein! Hätt ich doch längst gesagt, Frau, nimm dir hier den Schleifer und….“
– Der Eröffnungstanz
Vor dem Eröffnungstanz muss die Tanzfläche zwingend abgeschliffen und neu versiegelt werden. Die Gasthäuser versäumen dies oftmals und auf einer stumpfen Tanzfläche tanzt es sich schlecht. Hier ist natürlich der Heimwerker gefragt, der einen Anhänger mit den notwendigsten Werkzeugen (siehe Checkliste) dabei hat und hier tätig werden kann. Wenn man Glück hat, ist die Versiegelung bereits nach einigen Stunden trocken und es kann getanzt werden! Die Zwischenzeit kann von den Gästen dazu genutzt werden, sich den gelblichen Schleifstaub aus dem Haaren zu klopfen. Möglicherweise muss auch die Tischwäsche getauscht werden, wenn der Festsaal über keine geeignete Absauganlage für Schleifstaub verfügt.
– Der Gebäudeszustand
So wie die Trauzeugen für das Organisatorische zuständig sind, hat auch der Heimwerker seine Aufgabe: Der Gebäudezustand muss permanent wachsam im Auge behalten werden! Kleinere Renovierungsarbeiten können beinahe unbemerkt durchgeführt werden, ohne den Ablauf der Feierlichkeit merklich zu stören. Dazu gehören zum Beispiel das Nachfugen der Fliesen auf den Toiletten, die Isolationsmessung der Elektroanlage (Den ein oder anderen Stromausfall wird man Ihnen verzeihen! Es geht schließlich um die Sicherheit aller Gäste!) oder die Druckspülung der Abflussanlage. Zur Schonung des frisch geschliffenen Bodens sollte man ferner sämtliche Stühle mit Filzgleitern ausstatten! Um rationell vorzugehen, wird dabei der betreffende Gast durch ein nach-vorn-Kippen der Lehne vom Stuhl befördert, der Stuhl kopfüber auf den Tisch gestellt und die vier Gleiter druntergenagelt. Mit dieser Vorgehensweise schafft man pro Stunde etwa 25 Stühle.
– Spiele
Jede Hochzeitsfeier steht und fällt mit lustigen Aktionen und Spielchen für das Brautpaar! Auch hier ist natürlich in erster Linie der Heimwerker gefragt. Spielchen wie Baumstammdurchsägen oder Nagel-in-Balken-kloppen sind natürlich amateurhaft und eines wahren Heimwerkers nicht würdig. Meine persönliche Top-5 der Hochzeitsspiele sind:
– Spachtel die Trockenbauwand!
– alle machen sich lustige Frisuren aus Bauschaum
– Wo-ist-das-Kabel? (Solange Nägel in die Wand schlagen, bis einer die Leitung trifft)
– Herzchen-in-die-Betonplatte-flexen (möglicherweise leichte Staubentwicklung!)
und der Klasiker:
– Mischmaschinen-Karrussel!
– Musik
Den Musiker belästigt man zu jeder sich bietenden Gelegenheit mit fragwürdigen Musikwünschen im Heimwerkerthema wie:
– If I had a hammer
– Like a rolling stone
– Bodo mit dem Bagger
– und alles von Torfrock
Zudem ist der Heimwerker natürlich auch in der Lage, die Musikanlage zu tunen. Wenn alle Lautsprecher als Brückenschaltung in Reihe geschaltet werden, wird die Anlage deutlich lauter! Wenn auch nur kurz.
– Heimfahrt
Um in bleibender Erinnerung zu bleiben, geht man möglichst als allerletzter und nicht, ohne jedem Gast mindestens eine spektakuläre Heimwerkergeschichte erzählt zu haben. Der Zustand des Gebäudes ist vor Abreise nochmals zu untersuchen und nötigenfalls nachzubessern. Das Filzgleiterprojekt sollte abgeschlossen und die nachgefugten Fliesen getrocknet sein. Erst dann, es ist am Besten schon hell, verlässt man erschöpft, aber glücklich, die Feier; in der besten Gewissheit, mit dem eigenen Engagement dem Brautpaar einen unvergesslichen Tag bereitet zu haben!
– Checkliste
Zur Hochzeitsfeier auf jeden Fall mitzubringen sind:
– die eigene Person
– ein Geschenk
– das allernötigste Werkzeug:
Nutfräser, Holzspalter, Stemmhammer, Metallkreissäge, Asphaltschneider, Diamantschneider, Raupenbagger, Mischmaschine, Mörtelpumpe, Kompressor, Schweißgerät, Parkettschleifmaschine
– Bauschaum
– Mumpe
– Spachtel
– Aufsitzmäher
– Hammer
– Filzgleiter.
So, ich muss nun aufhören, wir müssen gleich, ja richtig, zur Hochzeit! Muss nur noch schnell die Nutfräse tanken! Bis nächste Woche!
Hallo!
Danke für Deinen – wie immer – sehr hilfreichen Praxistipps!
Wie es der Zufall will, stehen auch mir noch mindestens 2 Hochzeitsfeierlichkeiten (als Gast) bevor, sodass ich Deine Tipps direkt umsetzen kann.
Allerdings vermisse ich in Deinem Beitrag die sonst so reichlichen und liebevoll erstellten FOTOS. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte und bei der ein oder anderen Beschreibung wäre ein Bild echt total hilfreich!
Einige Fragen bleiben leider offen, sodass ich sie hier stellen möchte:
– bringst Du für alle Gäste Atemmasken und leichte Schutzanzüge (ggf aus Papier) mit?
– Was ist mit Schuh-Überziehern? Wäre doch ärgerlich, wenn die anderen Gäste die Bodenversiegelung mit ihren Straßenschuhen ruinieren würden? Oder müssen die alle barfuß laufen?
– Reist Du einen Tag vorher an, um Dein Werkzeug vorzubereiten und ggf. schonmal die allerwichtigsten Vorbereitungen zur Instandsetzung zu treffen?
– Zum Abtransport der Nahrungsmittel benötigt man mM nach dringend ein Hilfsmittel… entweder eine Sackkarre – besser noch einen Bollerwagen. Oder wie löst Du das Transportproblem? Lässt Du die anderen Gäste anpacken?
– Wie vermeidest Du, dass – aufgrund Deines demonstrierten Könnens – alle Gäste auf dich zukommen und ihr Haus/ihre Wohnung von Dir renoviert bekommen haben wollen?
Soweit nur die brennendsten Fragen. Evtl. kannst Du ja ein Fortsetzung schreiben? z.B. „Highlights in Wort und Bild“? 😉
Herzliche Grüße
Dirk.
Deine Anregungen werde ich alle mal aufnehmen, sacken lassen und dann auf den nächsten Feiern ausprobieren! Vielen Dank dafür 🙂
Alles super, nur das mit der Reihen- und Parallelschaltung üben wir noch mal. In Reihe wird durch den erhöhten Wiederstand alles nur leiser. Parallel wird’s kurzfristig lauter. 😉
Mit kollegialen Grüßen
Thomas
Die Parallelschaltung ist also genau so sinnvoll wie „Bodo mit dem Bagger“ auf ner Hochzeitsfeier 🙂
Bei den Musikwünschen sei noch folgender Satz erwähnt: „Elvis! Spiel jetzt ELVIS! …“
Elvis geht immer 😉
Das Essen trifft es wirklich gut. Fleischkäse, Landjäger und Currywurst-Rot-Weiss könnte noch als Klassiker mit aufgenommen werden 😀
Grüße,
Mark
Haha! 😀
Das stimmt 😉