OSB tut Rigips weh

Daraus, dass ich kein besonders großes Freund von OSB-Platten bin, habe ich ja hier nie einen Hehl gemacht. Sicherlich haben sie hier und da ihre Berechtigung, oftmals werden sie aber in den Händen von Heimerkern zur tödlichen Waffe gegen eine durchdachte Bauphysik. In der Pfuschabteilung des Baumarkts stehen OSB-Platten neben Bauschaum, Kleben-statt-Bohren-Sets und dem Lügenstift. Aber dass nur als meine gefühlte und völlig Subjektive Einschätzung 🙂

Ich musste mich nun wohl oder übel mit OSB beschäftigen, denn auf der aktuellen Baustelle war es der ausdrückliche Kundenwunsch, die erste Lage der Doppelbeplankung mit OSB auszuführen, um später Regale oder Halterungen besser anbringen zu können. Also: „Rigips auf OSB“.

Sämtliche Verarbeitungsrichtlinien schweigen sich über diese Kombination aus, denn fachgerecht ist sie eigentlich nicht. Holz und Gipskarton haben unterschiedliche Ausdehnungseigenschaften und reagieren verschieden auf sich veränderndes Raumklima, Luftfeuchtigkeit etc., mit der Folge, dass es zur Rissbildung in der Gipskartonfläche kommen kann.

Da es sich hier „nur“ um einen Lager- und Werkstattraum handelt, habe ich zwar versucht, Alternativen aufzuzeigen (die erkläre ich gleich noch), bin schlussendlich aber seufzenderweise die Kombibeplankung angegangen, nicht ohne aber folgendes zu beachten:

  • Die Fugen der OSB-Platten großzügig belassen, der Plattenabstand sollte etwa 4mm betragen
  • Alle Anschlüsse der GK-Fläche entkoppelt (mit Trennfix) ausführen, nicht nur zur Decke, sondern auch die zwischen zwei Wänden
  • GK-Fugen mit Gewebe oder Papierdeckstreifen spachteln


OSB-Beplankung: Fugen nicht komplett schließen!

Gelegentlich findet man noch den Hinweis, dass man zwischen OSB und GK eine Trennschicht (Folie) anbringen sollte und die GK-Platten anstatt zu schrauben klammern muss. Die letzte Quelle dafür ist aber aus 2001 und ich behaupte einfach mal, dass man mit den oben genannten Punkten schon auf der sicheren Seite ist, zumindest für untergeordnete Räume, wo ein kleiner Riss mal nicht so stören dürfte. Für den Wohnbereich hätte ich das mit der OSB-Platte allerdings abgelehnt.

Was sind die Alternativen? Erstens gibt es mittlerweile ganz vorzügliche Hohlwanddübel (wie den hier), zweitens schafft eine doppelte GK-Beplankung mit entsprechenden Dübeln auch eine Menge Tragkraft. An neuralgischen Punkten (Hängeschränke Küche, TV-Wandhalterung) kann man ja durchaus eine Holzplatte hinter dem GK mit einarbeiten. Wenn nur punktuell und nicht flächig, sind auch die Probleme der Ausdehnung nicht so groß.

Meine favorisierte Alternative sind Systemplatte, die für Lasten gemacht sind, z.B. die Rigips Habito. Hier kann man einfach dübelfrei Lasten befestigen und erreicht mit einer normalen Schraube 30 kg (bzw. 60 kg bei Doppelbeplankung) Lastenbefestigung. Die Platten sind etwas teurer als normale GK-Bauplatten, allerdings spart man sich OSB und ggf. die doppelte Beplankung. Die Verarbeitung (ritzen und brechen) funktioniert so wie bei der herkömmlichen Bauplatte, doch Achtung: für die Verschraubung wird ein Impulsschrauber angeraten, da die Oberfläche härter ist. Geht auch mit normalem Akkuschrauber, kann aber zur Qual werden und die Schraubenköpfe werden oftmals nicht ausreichend versenkt. Und ein Impulschrauber geht so bei 300-350 Euro los. Muss man sich also auch überlegen (ist ja bald Weihnachten, hihi)

Beim Thema Risse in der Kombi Rigips-OSB kann ich hier exklusiv einen Langzeittest präsentieren: Bei diesem Projekt hier wurden vor drei Jahren Vorsatzschalen mit OSB und GK beplankt (allerdings außerhalb meiner Verantwortung, höhö), allerdings, soweit ich mich erinnere, ohne Fugenabstand beim OSB und auch ohne entkoppelte Anschlüsse.


Gipskarton auf OSB: Rissgefahr

Wie im Bild zu sehen, gibt es vereinzelte Risse an den Anschlüssen und an den Fugen des Gipskartons. Ist also was dran!

Zusammengefasst: Gipskarton auf Holzfläche nur mit den oben beschriebenen Maßnahmen; im Wohnbereich lieber auf Alternativen ausweichen. Übrigens auch ein Grund, warum ich Unterkonstruktionen generell aus Metallprofilen mache: verminderte Rissbildung. Und ich habe ja wenig Lust und Zeit, ständig durch die Gegend zu fahren und bei Wänden und Decken, die ich irgendwo gebaut habe, die Risse wieder zuzuschmieren. Mit stolzgeschwellter Brust kann ich behaupten, dass alle meine Trockenbauprojekte bis heute rissfrei sind (zumindest hat sich noch nie jemand gemeldet…), ich hoffe, das wird jetzt auch was mit der unsäglichen OSB-Platte. Durch die man übrigens auch ständig Splitter in den Fingern hat. Baumarktscheiß! Ab aufs Osterfeuer damit. Hurra!

5 Gedanken zu „OSB tut Rigips weh

  1. Vollkommen korrekt, ein Impulsschrauber ist leiser als ein Drehschlagschrauber. Der Unterschied in der Erzeugung des Impulses ist aber mMn bei der Montage von Bauteilen so gering, das der Preisvorteil der Drehschlaggeräte deutlich überwiegt.

    Ansonsten gilt:
    Ich lese hier sehr gerne mit, dein Blog ist nicht so bierernst wie die meisten anderen.

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