Man kann ja nun nicht immer nur werken, klöppeln, sägen und schäumen, ab und zu darf man auch mal ein paar Tage entspannen und so ergab es sich, dass es mich nebst der holden Gemahlin am vergangenen Wochenende in den Harz, genauer gesagt, ins schöne Blankenburg, verschlug. Wir schenkten uns diesen Kurzurlaub als MyDays-Erlebnis, das ist ein Erlebnisgutschein, bei dem man sich dann alle möglichen Dinge wie Bungee-Jumping, Kanutour Kletterabenteuer aussuchen kann. Meine favorisierte Urlaubsform besteht allerdings darin, das Hotelzimmer allenfalls zum Feueralarm zu verlassen und mich ansonsten möglichst wenig zu bewegen. So verschlug es uns ins Schlosshotel Blankenburg, und wie es die treuen Leser dieses Blogs von mir kennen, wird natürlich jegliche Urlaubsunterkunft baulich und handwerklich genauestens analysiert.
Vorweg: Das Hotel ist tatsächlich der Hammer und ich kann es an dieser Stelle uneingeschränkt empfehlen. Strenggenommen ist es gar nicht in einem Schloss, sondern in einer ehemaligen Kaserne, Baujahr um 1870, untergebracht. Wenn man das nicht weiß, denkt man aber tatsächlich an ein Schloss, auch von Außen geht es durchaus als solches durch.
Bereits im Foyer erwartet einen der erste architektonische Kniff: Hinter der Rezeption erhebt sich eine Balustrade mit zwei Treppenzugängen, und das Restaurant liegt damit etwa 1,50m höher als der Rest des Erdgeschosses. Ob das nun schon historisch so war, entzieht sich meiner Kenntnis, ich denke aber, das ist nachträglich gemacht worden und es verleiht dem Ganzen eine geschickte Aufteilung. Auch eine Inspiration für Wohnungsaufteilungen: Einfach mal verschiedene Ebenen durch unterschiedliche Höhen schaffen. Geht allerdings nur bei hohen Decken.
Sowieso ist das Hotel architektonisch und baulich beeindruckend renoviert worden. Die alten Sandsteinsäulen und Ziegelwände wurden mit Fingerspitzengefühl mit modernen Elementen verknüpft.
Ein Beispiel ist diese Treppe, perfekt integriert in den modernen Fliesenbelag. Man mag sich vorstellen, wie die Regimente damals die Stufen hoch liefen! Nun geht es hier etwas beschaulicher zu.
Im Bad habe ich noch diese Fliesen-Idee festgehalten: Anstatt den „üblichen“ senkrechten Streifen über Band und WC, bestehend aus Mosaik oder anderen Fliesen, wurde hier die Wandfliese beibehalten und nur das Format geändert. So hat man eine dezente Auflockerung des Verlegemusters, die erst auf den zweiten Blick auffällt.
Perfekter Übergang Wand-Fliesensockel
Immer wieder bewundernswert, und auch ein Indiz dafür, dass hier fachlich sauber gearbeitet wurde, ist dieser schöne Übergang zwischen Wand und Fliesensockel. Ich kriege das nie so gut hin (würde es aber gern)… Womit ist der Sockel hinterfüttert? Nur Fliesenkleber kann es nicht sein, dann hätte man nicht so eine saubere Kante. Ist da eine extra Fuge (Aryl?) gezogen worden? Wer weiß das? Bitte in die Kommentare!
Einfach, aber effizient gestaltet sich die hier Lösung für das Dauerthema „Sockelleisten für Heizungsrohre“: Eine Verkleidung aus weißem Kunststoff. Vielleicht war Unterputz hier zu teuer, zu aufwändig oder kollidierte mit dem Denkmalschutz? Die Außenwände sind nämlich noch „die alten“, was man an der unregelmäßigen Putzstruktur sieht. Das macht aber auch den Charme aus.
Das sieht man auch hier: Die Fensterlaibungen wurden, wie der Rest der Außenwände, historisch so belassen. Typisch für die Bauzeit auch die unterbrochene Laibungskante, die dann im unteren Bereich abgerundet wird. An der Außenseite der Fenster sieht man dann noch einen Teil der schmucken Sandsteinfassade.
Auf dem oberen Flut ist mir dann noch diese hübsche Kappendecke begegnet. Bei dieser Deckenform (die wir übrigens auch bei uns im Keller haben) sind regelmäßige Stahlträger eingesetzt, dazwischen sind Gewölbe aus Ziegelsteinen gemauert. So erreichte man relativ große Spannweiten ohne zusätzliche Stützen und bei flacher Bauhöhe.
Neben den ganzen baulichen Augenweiden ist auch die kulinarische Seite zu empfehlen: Sowohl Frühstück als auch Abendessen im Restaurant waren vorzüglich, das Personal nett und wer dann doch mal das Zimmer verlassen möchte, für den bietet sich (neben dem hauseigenen Wellness-Bereich) ein Ausflug ins nahegelegene Thale an. Dort gibt es eine tolle Therme mit großzügigem Saunabereich und eine Vielzahl von Attraktionen wie das DDR-Museum oder eine Fahrt mit der Gondelseilbahn zu Hexentanzplatz. Auch das haben wir mitgenommen, allerdings war die Gondelfahrt bei dem starken, böigen Wind jetzt nicht so richtig entspannend (bis zu welcher Windstärke dürfen Seilbahnen eigentlich fahren?)
So, ich hoffe ich konnte ein paar Inspirationen verteilen. Also, liebe Leser, wenn ihr zufällig noch eine alte Schlosskaserne im Garten rumstehen habt, wisst ihr jetzt, was ihr daraus machen könnt. Der Umbau hat wohl so um die 11 Millionen gekostet, also man müsste dann eventuell schon mal an den Bausparvertrag gehen. Oder man lässt das bleiben und macht mal einen Ausflug nach Blankenburg. Nach dem Motto: Saunieren statt sanieren! Viel Spaß 🙂
Hallo Manuel,
ich habe unser Gäste-WC vor 2 Jahren umgebaut und bin auch kein gelernter Bad-Umbauer 🙂
Den Sockel habe ich aber ähnlich gut hinbekommen (Eigenlob riecht gut). Einfach die Sockelleisten mit einem bißchen Fliesenkleber an die Wand pappen und verfugen. Dann Oberkante Sockel und Unterkante Wand mit Malerkrepp abkleben, schöne Acrylnaht ziehen, mit dem Finger oder Fugenglätter glatt ziehen und dann das Malerkrepp wieder abziehen. Notfalls nochmal mit dem Fugenglätter drüber und fertig ist die saubere Naht bzw. Übergang.
Das Ganze sieht richtig perfekt aus, wenn man eine weiße Wand hat und weißes Acryl verwendet. Also nur Mut….:)
Genau, da ist auf dem Sockel ne Acrylkehle gesetzt. Vorteil am Acryl ist ja die Überstreichbarkeit, also ist die Farbe egal. Wir haben vom Fliesenleger gekörntes gezogen bekommen, das sieht aus wie angeputzt.
Aber dieses Bad sieht wirklich gut aus <3
lg
Sandra
Hallo Manuel,
in diesem Schlosshotel lässt es sich aushalten 😉 Ein sehr interessanter Einblick in einen Kurzurlaub. Die Bilder zeigen sehr gut die interessante Mischung aus alt und neu. Das Bad hat mich auch sehr interessiert, gerade weil Fliesen unser Thema sind. Wir hätten wahrscheinlich die perfekten Muster aus der Bauzeit dieses kleinen Juwels gehabt, denn wir haben uns auf Zementfliesen aus dem 19. Jahrhundert spezialisiert. Schau mal hier bei uns, dann weißt du was ich meine. Ich muss aber zugeben, dass mir auch die modernen Fliesen als gewollter Kontrast zum alten Gebäude gefallen.
LG
Patrick
Tolles Bad. Respekt davor, das alles selbst durchzuziehen. Beeindruckend!