Der heutige Suchbegriff „leitung unter ziegel machen“ (WAS?!?) veranlasste mich dazu, meine All-Time-Top-10 der Suchbegriffe auf meinen Blog zu verfassen (so viel Zeit muss sein):
10. „schalter und steckdosen tauschen mit nebengewerbe“
9. „gibt es laser für schiefe wände spachteln“
8. „wie und in welcher richtung steckt man led lampen in rigipsdecke“
7. „wie wende ich beim hausbau den satz des pythagoras an“
6. „nicht tragende wand entfernt alle zargen verzogen „
5. „streichrauhfaser kabelschlitze“
4. „feuerfester bauschaum“
3. „reibeputz fußboden“
2. „streichraufaser über fliesen“
and the winner is:
1. „dachboden mit bauschaum demmen“
Apropos Dachboden: Nach Abschluss des Kapitels „Spachteln und Schleifen“ kommen jetzt die ersten Oberflächenarbeiten, und das sind motivierende Tätigkeiten, denn die Räume sehen plötzlich ganz anders aus („warte ab, wenn erstmal Farbe drauf ist!“). Als Wandbelag habe ich mir einen feinen Reibeputz ausgedacht.
Ich glaube, Putz ist im Innenbereich eine oft unterschätzte Wandgestaltung. Es gibt halt nicht nur Farbe und Tapeten. Viele denken bei „Putz“ an Außenputz oder groben Rauhputz mit dem Charme eines bayrischen Wirtshauses.
Aber feiner Putz mit 1 – 2 mm Korn sieht im Innenbereich meiner Meinung nach total gut und filigran aus und hat überhaupt nichts grobes oder rustikales. Ich habe einen Reibeputz mit 1,5mm Korn gewählt, hier mal ein Detailbild der Struktur:
Bevor aber geputzt werden kann, muss erst grundiert werden! Was aber tut eigentlich Grundierung?
Eine Grundierung sperrt in diesem Fall die Gipskartonwand ab und sorgt dafür, dass sie nicht mehr so viel Wasser aufsaugt. Würde man ohne Grundierung verputzen, zöge die Wand zu schnell und zu viel Feuchtigkeit aus dem Putz, und dieser würde Risse bekommen oder sogar wieder abfallen. Und da man selbst im Baustoffhandel meines Vertrauens unsicher war, ob nun Tiefgrund oder Putzgrund das Richtige ist, und da ich zwei verschiedene Verkäufer zu verschiedenen Bauphasen habe, ist jetzt ein Raum mit Tiefgrund und einen mit Putzgrund 🙂
Tiefgrund ist auf jeden Fall nicht verkehrt und ist auch die richtige Wahl wenn z.B. tapeziert werden muss. Er wird mit dem Quast aufgetragen und ist relativ farblos.
Der Putzgrund ist schon weiß eingefärbt, das ist praktisch, wenn man im Reibputz kleine Riefen hat, an denen sonst das grün der GK-Platte rausschauen würde. Weißen Reibeputz auf weißem Putzgrund muss man sehr wahrscheinlich nicht nachstreichen. Und es gibt noch einen Vorteil: Der Putzgrund hat nach dem Trocknen eine leicht griffige Struktur durch kleine Partikel, die die Haftung des Putzes verbessern. Also: Beides geht, Putzgrund ist noch besser.
Nach dem Trocknen (12-24 Stunden, je nach Herstellerangabe) kann dann verputzt werden. Ich nutzte diese Zeit, um noch eine Kaminofenklappe auszutauschen. Wenn mal irgendwann ein Ofen kommt, muss die Klappe sowieso neu (Auflage Schornsteinfeger), und da Staub und Dreck eh grad Thema sind, hab ich die dann mal neu gemacht.
Zunächst wird die alte Luke rausgestemmt, ganz konventionell mit Hammer und Meißel:
Die neue Klappe wird dann nicht geschraubt oder genagelt (nein, auch BAUSCHAUM ist keine Option! Aber vielleicht geht es mit dick aufgetragener Streichrauhfaser?) sondern mit Schnell-Zement eingemauert. Es muss kein Feuer-sonstwas-Zement sein, jeder normale Zementmörtel ist hitzebeständig genug dafür. Schnell/Blitzzement deshalb, weil man ansonsten die Klappe für die Trocknungszeit fixieren müsste, damit sie nicht wieder rauskippt.
Sopro hat wieder alles gegeben!
Ich wählte einen Montagemörtel von Sopro, und wie es bei Sopro immer so ist: das, was sie machen, machen sie gut. In diesem Fall wurde scheinbar Priorität auf die Silbe „Blitz“ gelegt, und tatsächlich wird das Zeug in gefühlten 3 Mikrosekunden knüppelhart. Da is nix mit nochmal schön modellieren und nachreiben und anhübschen! Zack-feddich. Fest.
Das ist übrigens auch der Grund, warum es weder hier noch sonst irgendwo Bilder vom Einbau einer Ofenklappe gibt. Es gibt immer nur vorher-nachher-Bilder und Videos (das hier zum Beisipel), weil der Blitzzement so schnell trocknet, dass zum fotografieren keine Zeit bleibt. Daher hier auch nur das Nachher-Bild:
Achja, die Ränder des Loches, also die Stellen, wo der Highspeedzement aufgetragen wird, müssen natürlich abgefegt und vorgenässt werden. Generell ist vornässen (mit Quast oder so) beim Hantieren mit Zement, Mörtel usw. immer eine gute Idee, denn das ist zumindest eine rudimentäre Haftbrücke und das Zeug wird besser halten als auf trockenem oder gar staubigem Untergrund.
Dann wird die Klappe in ein üppiges Mörtelbett (an allen vier Innenseiten der Öffnung) gedrückt und (schnell) gerade ausgerichtet. Die Innenseiten werden dann mit der Kelle geglättet, schnell, schnell, dann noch Außen bisschen dran, oooohhhh, bloß schnellll….überschüssigen Mörtel abstreichen, bisschen glätten – ups, zu Granit geworden.
Wenn die Klappe schön sitzt, kann man die Tür wieder einhängen (die sollte man während der Montage rausnehmen, damit die Klappe durch das Türgewicht nicht rausfällt) und alles ist schön:
Nun geht’s aber mit dem Putz los! Viele haben Angst davor, aber wenn man es eingigermaßen kann, ist es fast noch leichter als tapezieren. Ich habe mir das übrigens von „M1MOLTER“ abgeschaut, der einen Youtube-Channel mit tollen Heimwerkertips betreibt. LINK
Ähhnlich wie beim Spachteln und wie bei vielen anderen Tätigkeiten auch, gibt es meistens ein Geheimnis, und wenn man das weiß, geht’s wie von selbst. Beim Reibeputz ist das Geheimnis: „Auf Kornstärke aufziehen“ (ist ja eigentlich gar kein Geheimnis). Man trinkt also ein paar Korn, bis man eine gewisse Kornstärke erreicht hat, und dann haha
Der Reibeputz (hier: Fertigmischung von Laier) wird mit der Traufel auf die Wand aufgetragen. Für mich hat sich eine Arbeitsrichtung von unten nach oben bewährt.
Kornstärke heißt, dass die Putzdicke beim Aufziehen der Kornstärke (1,5mm in diesem Fall) entspricht. Dazu sollte man die Traufel ungefähr in diesem Winkel halten:
Wenn man zu „scharf“ aufzieht (Winkel Richtung 90° zur Wand), trägt man den Putz zu dünn auf, wenn man den Traufel zu flach hält, wird der Putz zu dick. Und das merkt man spätestens beim Abreiben. Hat man den Putz nämlich vollflächig aufgezogen, wird mit einem Reibebrett die Struktur hineingebracht. Ich mache immer Kreisbewegungen, aber auch horizontale, vertikale oder sonstwas-für-Bewegungen wären denkbar.
Beim Abreiben muss es sich also so anfühlen, als würde man Kieselsteine auf die Straße schütten und dann ein Brett darauf herumreiben. Es muss ganz leicht gehen! Wenn es sich klebrig, zäh und schwer anfühlt und die Struktur nicht gleichmäßig wird, ist der Putz zu dick. Das Reibebrett muss immer wieder an der Traufel abgestrichen werden, damit es frei von überschüssigem Putz ist. Abgerieben wird übrigens eher von oben nach unten, weil ja immer was runterfällt.
Ganz am Ende gehe ich nochmal mit groooßen Kreisbewegungen über die Fläche, schaue mir das Ganze gut an und korrigiere hier und da noch Unregelmäßigkeiten in der Struktur.
S0 vorgegangen, habe ich einen Raum in ziemlich genau einem Tag geschafft. Und es sieht gut aus! 🙂 Die Wände sind kaum wiederzuerkennen. Und ich erst:
Beim Putzen der Dachfenster-Innenseite-oben-über-Kopf wird dann auch schonmal die Visage gesprenkelt.
Zum Schluss noch eine Umfrage: Hier dürfen die Blogleser entscheiden Anregungen geben!
In welcher Farbe sollen die Holzbalken gestrichen werden? Hier sind sie nochmal im fertig geputzter Umgebung zu sehen:
Hell? Dunkel? Gelb? Grün? Ein frisches Mausgrau?
Also bitte die Farbvorschläge als Kommentar hinterlassen.
Nächstes mal geht es weiter mit der Strom-Arie! Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich elektrische Dinge hier zeigen, geschweige denn erklären sollte? Vielleicht lieber was harmloseres.
Dann zeige ich halt doch endlich mal, wie man ein Vogelhäuschen baut.
Aus Silikon, Bauschaum und Streichrauhfaser.
Hallo Manuel,
sehr schöner Bericht!
Hast Du zuerst die komplette Wandfläche aufgezogen und dann gerieben oder Stück für Stück aufgetragen und gerieben?
Weinrot. Punkt.
Reibeputz ist genial! Wenn die Sauerrei nicht wäre. Nach meiner Baddecke sah ich aus wie ein Schneemann. 🙂
Gruß Ricc
Ja die Sauerei ist ein Nachteil 🙂
Ich habe immer die Wandflächen am Stück gemacht, also erst komplett aufgetragen und dann abgerieben. Nur bei den großen Flächen habe ich gedrittelt (ungefähr 3-4m Wandbreite am Stück). Wichtig ist, dass der erste Teil nicht zu sehr antrocknet, weil er dann nicht mehr mit eingerieben werden kann und man den Übergang sieht. Deshalb sollte man eine Fläche auch nicht auf zwei Tage aufteilen sondern sich nur die Größe vornehmen, die man an dem Tag schafft.
Weinrot hat auch was 🙂 Im Moment ist der Favorit allerdings die Original-Farbe der dunklen Balken.
Weinrote Holzbalken?? Kräftiges dunkelbraun!
Vielen Dank für den informativen Beitrag. Neulich war ich dabei, unseren Außenputz zu reinigen, da dieser mit viel Dreck und Vogelkot versehen war. Ein Bekannter hat mir eine spezielle chemische Lösung empfohlen, dessen Namen ich leider nicht weiß.