Diese Woche musste ich tatsächlich zweimal bloggen, um vor Weihnachten noch den ganzen Baufortschritt hier unterzukriegen. Beim letzten Mal habe ich erzählt, wie Holzdielen verlegt werden, nun wollte ich mich noch darüber auslassen, wie man sie behandelt. Während Laminat, Kork oder Teppich einfach fertig sind, wenn man sie verlegt hat, sind Dielen noch wie ein rohes Ei. Wenn man mit Dreckschuhen über das unbehandelte Holz tapst, hat man direkt graue Schatten drauf. Also muss man das Ganze behandeln.
Holzdielen – ölen oder lackieren?
Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten der Holzdielenbehandlung: Ölen und Lackieren. Für den Heimwerker klingt lackieren immer besser als ölen. Lackieren klingt nach Werkzeug, Gift und rauher Männlichkeit, Ölen kling nach Alternativ-Basenkochkurs, Häkeln und Yoga. Aber dennoch folgt jetzt ein Plädoyer aufs Ölen:
Die modernen Öle haben nicht mehr viel mit Gestank und acht Monaten Trocknung zu tun. Die Hartwachsöle haben neben der Öl- auch die Wachskomponente, was einen zusätzlichen Schutz gibt. Durch Schnelltrocknungsstoffe ist das Zeug nach 10 Stunden (hier: Osmo Hartwachsöl transparent) bzw. 24 Stunden (hier: Osmo Hartwachsöl transparent-weiß) trocken. Der Boden ist wirklich gut versiegelt und Wasser perlt richtig darauf ab.
In unseren Erdgeschoss-Räumen sind die Dielen lackiert (von daher kann ich beides beurteilen), und zwar mit einem glänzenden Lack. Zweifellos ist das ein guter Schutz, vielleicht auch noch etwas besser als Öl. Will sagen, in Bereichen, wo ständig hordenweise Menschen durchrennen (Flur oder so) würde ich vielleicht auch zum Lack tendieren (allerdings wohl eher matt). Der Lack hat nur folgende Nachteile:
-Das Holz-Feeling ist weg. Lackierte Dielen fühlen sich an wie ein glatter Laminat-Boden.
-Lack ist schwieriger gleichmäßig aufzutragen
-Wenn einmal eine Macke im Lack ist, ist die Oberfläche beschädigt.
Öl dringt tiefer ins Holz ein und da ist das eher egal.
Also, ich habe mich für den vergleichsweise wenig frequentierten Dachboden (im Sinne von: da wird nicht ständig durchgerannt) für Hartwachsöl entschieden. Nach wirklich umfangreichster Recherche bin ich zu dem Schluss gekommen, dass nagelneue Holzdielen vor dem ersten Ölen nicht geschliffen werden müsen! Sauber sollte sie allerdings schon sein. Also ordentlich drübergesaugt, nur in Socken draufgegangen und eventuell noch mit nem Lappen trocken gefeudelt, und dann kann die erste Schicht Öl aufgetragen werden. Ja, man sollte tatsächlich zweimal ölen für eine wirklich gute Versiegelung.
Weil wir den hellen Ton mochten, habe ich die erste Ölung mit Hartwachsöl „weiß“ gemacht. Wie oben im Bild zu sehen, werden die Dielen dadurch etwas aufgehellt. Das ist sicher Geschmackssache, wir fanden es hübsch und so wurde weiß geölt. Die Waffe dabei ist übrigens eine Fußboden-.Streichbürste:
Schön mit der Maserung streichen, nicht zu viel und nicht zu wenig (zu viel: Reste bleiben stehen, Fugen laufen voll; zu wenig: Streichvorgang geht zu glatt und fühlt sich nicht leicht klebrig an) und dann das Zeug 24 Stunden trocknen lassen (Hartwachsöl ohne weiß: 10 Stunden). Und ja, es ist eine verdammte Geduldsprobe! Fußboden ist ja fast das letzte! Da will man ja fertig werden und soll noch so ewig warten? Tja, was soll ich sagen? Da muss man durch 🙂
Nach dem ersten Ölen und Trocknen kommt ein Poliervorgang. Dazu habe ich mir eine Poliermaschine geliehen:
Das Ding macht echt Spaß (so wie eigentlich alles Werkzeug, was man sich leiht), zunächst etwas gewöhnungsbefürftig, aber dann doch gut zu bändigen. Das Polieren macht die Oberfläche glatt, entfernt kleine Fremdköper oder sich aufstellende Holzfasern und macht so den Boden bereit für die zweite Ölung. Auch nach Meinung des Holzhändlers sollte man zwischen den beiden Ölungen nicht schleifen, sondern polieren.
Polier-Pad für die Poliermaschine
Letztendlich ist Polieren ja sowas wie Schleifen, nur ganz, ganz fein und ohne Sauerei.
Nach erfolgter Polierung gab es dann die zweite Ölung, und Achtung, diese muss transparent erfolgen. Auch wen man sich für den weiß-Effekt entscheiden sollte, zweimal weiß ist too much und daher einmal weiß, einmal transparent (oder gleich 2x transparent wenn man den Original-Ton haben möchte). Diese zweite Ölung trocknet dann 10 Stunden (erwähnte ich das schon?) und wird abschließend noch einmal poliert.
Wir sind in einem Raum schon mit dem Ölen angefangen, während in dem anderen noch Boden verlegt wurde. Dann ist es wichtig, den geölten Raum abzuhängen (oder Tür zumachen, wenn’s schon eine gibt), denn das Öl zieht Sägestaub oder anderen Dreck an wie ein Magnet und dann ist die Oberfläche schnell versaut.
Nachdem das Ganze dann endgültig fertig war (Für zwei solche Ölungen muss man also etwa 36 Stunden rechnen), ging es ans Tür-einbauen. Ich trug also das schwere Türblatt nach oben und setzte es erstmal im Eingangsbereich ab, mit den Scharnieren nach unten, und schob es etwa einen halben Meter über die neuen Dielen. Aaaaaahhhhhhhhhh! Ergebnis: Furche-Graben-Schlucht-Canyon! Ein großer Kratzer in den nagelneuen Dielen. Was ist dann passiert? Lieber Leser, wähle Dein eigenes Ende:
a) Ich Platze vor Wut und schiebe vor lauter Zorn das Türblatt durch das geöffnete Fenster nach draußen. Dabei wird der verkleidete und verputzte Erker deutlich in Mitleidenschaft gezogen und der zufällig vorbeiradelnde Nachbar L. nur knapp vom Türblatt verfehlt. Dachdecker und Lebenskünstler T. kommt zur Hilfe und springt in zweifarbigen Chucks auf dem Erker herum, um diesen in einer Blitzaktion mit Bauschaum, und zwar ausschließlich mit Bauschaum, neu zu decken. Nachbar L. meldet aus Schadensersatzgründen Eigenbedarf am Türblatt an und anstatt einer Tür werden die beiden Räume dauerhaft mit einem Winnie-Pooh-Badetuch voneinander getrennt. Über den Riss in den Dielen lasse ich Efeu wachsen.
b) Sämtliche Holzdielen in beiden Räumen werden entfernt. Die Holzbalkendecke wird zurückgebaut und gegen eine Stahlbetondecke ersetzt. Wie genau man eine 70 m²-Stahlbetondecke gießt, habe ich mir in halbseidenen Bauforen zusammengegoogelt. Durch statische Irritationen kommt es zum Zusammenruch und vereinzelten Explosionen beim ersten Belastungstest. Die Famile und ich beschließen daraufhin, einen alten NATO-Bunker in der Eiffel zu mieten und meine Frau erteilt mir für den Rest des Lebens Heimwerkerverbot.
c) Die Furche wird mit Spiritus eingerieben, um die schützende Hartwachsölschicht zu entfernen. Dann wird mit einem Dampfbügeleisen heißer Wasserdampf auf die Stelle gegeben und mit einem untergelegten Geschirrhandtuch darüber gebügelt. Dadurch dehnen sich die Holzfasern wieder aus und man wiederholt das Ganze so lange, bis von dem Kratzer nichts mehr zu sehen ist. Dann wird gut abgetrocknet und wieder nachgeölt. Tatsächlich, man sieht nichts mehr!
So, liebes Herzblatt, was soll nun Dein Ende sein?
Eure Wohnung auf dem Foto ist wunderschön .. und nicht nur der Boden! Mit welcher Poliermaschine wurde hier gearbeitet?
Da ist echt was wahres dran! Wenn ich das auf meine Verhältnisse reflektiere dann muss ich wohl einiges umbauen bei mir 🙂
das erinnert mich doch glatt an einen österr. Klassiker! Kennt den jemand? 🙂
Sehr toller Artikel und sehr gute Fotos! @irene ja mich auch 🙂
Die Wohnung ist echt schön. Mich interessiert ebenfalls, mit welcher Poliermaschine gearbeitet wurde..? 🙂
Wunderschöne Fotos und toller Artikel!
@irene Hinterholz8 🙂 sogar in Deutschland lief der im Kino wenn du den meinst ?! 🙂 LG Rebecca Mahringer
eine wirklich sehr „interessante“ Diskussion 🙂 Bei dieser Gelegenheit möchte ich natürlich nicht verabsäumen, auch die besten Wünsche für das neue Jahr 2017 zu übermitteln
die Fotos sind sehr beeindruckend und besonders an diesen kalten Wintertagen ein berauschender Motivationspolster . auch von mir ein PROSIT 2017
Echt guter Artikel, die Maschine ist echt mächtig, dass muss man zugeben 😀
Wie ist das den jetzt nach einiger Erfahrung mit der Trittschalldämmung? Wäre sie ausreichend wenn zwei verschiedene Parteien das Haus bewohnen würden?
Lg aus Minden
Sie funktioniert ganz gut; ganz geräuschlos wird es aber in einem Altbau nie sein..
Guter Artikel und schöne Wohnung habt ihr da. Verfolge euch schon seit längerer Zeit.